Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
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Umziehen erfordert Nerven, oder etwa nicht? Wie der Wohnungswechsel gelassener vonstattengeht
Die Zelte abbrechen und wieder aufbauen, gehört für viele zum Leben. Was es mit dem Tapetenwechsel und Umzugsstress auf sich hat.
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Spätestens bei der Einweihungsparty ist es oft so weit: Mindestens ein Gast bringt eine Portion Brot und Salz mit. Dieser Umzugsbrauch ist jahrhundertealt und hat es – zumindest in Deutschland – bis in die Gegenwart geschafft. Er verbindet praktischen Nutzen mit einer traditionellen Symbolik. Brot und Salz galten schon immer als Grundnahrungsmittel – sie einem neu gegründeten Haushalt zum Einstand mitzubringen, war zunächst als direkte Unterstützung gedacht, eine Art Sachspende sozusagen. Zumal vor allem Salz in ärmeren Zeiten als Luxusgut galt und nicht überall immer vorhanden war. Brot und Salz stehen aber auch für bestimmte Werte und Segnungen, die man dem Haushalt wünscht. Brot bedeutet Kraft, im Christentum symbolisiert es das Leben selbst. Das Getreide, aus dem es gewonnen wird, ist ein Symbol für Fruchtbarkeit und Glück. Salz wiederum steht aufgrund seiner konservierenden Wirkung für Sesshaftigkeit, aber auch für Wohlstand. In manchen Auslegungen gehört zum Brauch übrigens auch noch eine Flasche Wein – auf dass im neuen Heim immer Freude herrsche.
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Bevor man es sich in den neuen vier Wänden gemütlich machen kann, verschwindet alles Hab und Gut in Kisten. Dieser Prozess des Packens ist eine Art Bestandsaufnahme und hilft, sich auf neue Lebensumstände einzustellen – er kann aber anstrengend sein. Strategie schadet also nie. Zunächst gilt: Bei den Umzugskartons nicht sparen! Stabile, gleich große Kartons (zum Stapeln) mit Griffen an der Seite kosten ein paar Euro mehr, haben aber bei der Handhabung nur Vorteile. Man kann sie auch leihen. Zuerst wird gepackt, was man nicht täglich benutzt. Angefangen bei Sachen aus dem Keller, danach Saisonkleidung, Reserve-Geschirr (gut gepolstert) und Bücher. Die Kisten nie zu voll packen. Lieber ein Karton mehr, als einer, der beim Tragen zerreißt. Leerräume stopft man mit Füllpapier oder Textilien. Elektrogeräte (etwa die Mikrowelle) lieber extra transportieren! Und: Wer Umzugshelfer bucht, sollte klug beschriften. Für die Helfer ist wichtig, wo die Kiste hin soll, nicht, was drin ist. Warnetiketten für sensiblen Inhalt kann man aus dem Internet ausdrucken.
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Klar, ganz ohne körperlichen Einsatz und den ein oder anderen Schweißtropfen geht kein Umzug vonstatten. Aber mittels digitaler Technik und Smartphone kann man sich zumindest Teile davon erleichtern. Mit der richtigen App hat man den Umzugshelfer sozusagen in der Hosentasche. ImageMeter erledigt zum Beispiel das Ausmessen. Egal ob Wandbreite, Schrankhöhe oder Quadratmeterzahl – mit einigen wenigen Referenzdaten und Fotos vermisst die App Räume oder Möbel. Um lästigen Papierkram zu vereinfachen, gibt es auch Apps zum Ausfüllen des Übergabeprotokolls und zur Dokumentation von Schäden (z. B. FlatProtocol oder Haufe). Sie sind zwar meist kostenpflichtig, weil sie vor allem für Hausverwaltungen und Immobilienmakler gedacht sind, dafür aber besonders praktisch. Sie enthalten vorgefertigte Checklisten und Protokolle, man kann Fotos hochladen und Mieter und Vermieter können meistens gleich via Touchscreen auf dem Handy oder Tablet unterschreiben. Mit Apps wie Moving Organizer Lite oder der App vom Portal Immobilienscout24.de (beide gratis) lassen sich wiederum einfache Checklisten, Zeitpläne und Inventarangaben erstellen.
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So schwierig es momentan in vielen Städten oft auch sein mag, eine Wohnung zu finden – die Deutschen ziehen gerne um. Laut der „Umzugsstudie 2014“, die das Unternehmen Umzug AG beauftragt hat, liegt die Umzugsquote hierzulande bei etwa 14 Prozent, das heißt: Pro Jahr ziehen mehr als neun Millionen Deutsche um. Der häufigste Grund dafür ist laut der Studie der Wunsch nach einer Verbesserung der Wohnverhältnisse, ganze 47 Prozent der Befragten gaben diese Motivation an. Andere Gründe sind etwa Zusammenziehen mit dem Partner (16 Prozent) oder aber ein berufsbedingter Wohnungs- wechsel (15 Prozent). Am häufigsten ziehen Menschen im Alter zwischen 20 und 40 Jahren um, in dieser Altersgruppe gibt es besonders viele Einpersonenhaushalte. Weit fort treibt es die wenigsten deutschen Umzieher: Etwa drei Viertel ziehen innerhalb der eigenen Stadt um oder bleiben zumindest in näherer Umgebung. Laut Zahlen des Statistikportals Statista (2016) sind übrigens die Saarländer am umzugsfreudigsten, am sesshaftesten sind dagegen die Mieter in Hessen und Berlin.
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Beim Kistenpacken sieht man die Stars auf der Leinwand eher selten. Dennoch wird das Thema Umzug auch im Film gerne als Motiv herangezogen. Oft geht es dabei in Richtung Grusel: In dem Psychothriller „Das Waisenhaus“(2008) von Regisseur Guillermo del Toro etwa bezieht eine junge Familie ein verlassenes Waisenhaus und wird von den Geistern früherer Bewohner in Angst und Schrecken versetzt. Auch das „worst case scenario“des Umziehens ist cineastisch schon längst verewigt: In der Komödie „Geschenkt ist noch zu teuer“(1986) kaufen Tom Hanks und Shelley Long als junges Ehepaar für wenig Geld ein vermeintliches Traumhaus, das dann Stück für Stück in sich zusammenfällt. Mehr Spaß haben die Damen von „Sex and the City“mit dem Umziehen, im wahrsten Sinne des Wortes. Als Hauptfigur Carrie Bradshaw (Sarah Jessica Parker) in der Kino-Version der erfolgreichen Serie von ihrem Single-Apartment in die Pärchenwohnung übersiedeln will und ihren Schrank ausräumt, macht sie daraus eine Modenschau mit ihren Freundinnen. Zu Champagner und lauter Musik führt sie ihre Outfits vor und die Ladys entscheiden dann gemeinsam, welche sie letztlich behalten darf. So geht’s natürlich auch.
„Ein neues Haus, ein neuer Mensch.“