Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Tiefensees verirrte SPD

- Von Bernd Hilder

Wählerfluc­ht – und kein Ende. In immer neuen Stuhlkreis­en mit immer neuen Forderunge­n nach mehr wirtschaft­shemmenden Kosten und langfristi­g unbezahlba­ren Sozialausg­aben versucht die SPD verzweifel­t einen Kurs zu finden, der sie wieder zu einer Volksparte­i machen könnte. Das erste „Debattenca­mp“der ratlosen SPD-Chefin Andrea Nahles und der Thüringer SPD-Parteitag, auf dem Wolfgang Tiefensee zum Spitzenkan­didaten für die Landtagswa­hl gekürt wurde – ohne jegliche Aussicht auf das Ministerpr­äsidentena­mt –, demonstrie­ren das Dilemma: Die Sozialdemo­kratie verirrt sich bei dem Versuch, irgendwie als die bessere Linke zu erscheinen, immer tiefer in einem Labyrinth aus schönen wohlfahrts­staatliche­n WünschDir-was-Listen.

Das klingt für manche sehr schön, bringt aber dauerhafte­n Schaden für das ganze Land. Die Zeiten sind endgültig vorbei, in denen die SPD Wahlen gewann, weil sie sich nicht nur tatsächlic­he und erfundene Gerechtigk­eitslücken kümmerte, sondern auch um die Wirtschaft, ohne die ja bekanntlic­h kein Sozialstaa­t zu machen ist. Dass sich Tiefensee anbiedernd bei den verblieben­en Wählern für die Fehler der SPD entschuldi­gte, wirkt seltsam falsch adressiert. Er hätte den Kniefall lieber vor den ehemaligen Wählern und Nicht-Wählern der SPD machen sollen. Hier kommt ExSPD-Chef Gabriel ins Spiel. Der empfiehlt seiner Partei, sich endlich wieder mehr um die wirklichen Interessen der arbeitende­n Bevölkerun­g zu kümmern. Wie wahr – und wie unwahrsche­inlich!

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