Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
Die Narren übernehmen die Macht
Zum Auftakt der Faschingssaison knallen Kanonen und Korken. In Greiz stürzen die Narren sogar einen aus der Zeit gefallenen Monarchen
Zeulenroda-Triebes/Hohenleuben/Greiz. Mit lautem Getöse, Musik, Tanz und vielen lustigen Spielen wurde vielerorts die Faschingssaison eröffnet. An Ideen fehlte es den Narren wahrlich nicht und an ungeduldigem närrischen Volk auch nicht.
So füllte sich der Marktplatz vor dem Rathaus in Hohenleuben zusehends, als die Zeiger immer näher auf die magische Uhrzeit 11.11 Uhr rückten. Mit Mandy I. und Volker I. haben die Hohenleubener in diesem Jahr ein Prinzenpaar, dessen Prinz schon eine ganz besondere Beziehung zu Hohenleuben pflegt. Um das aufzuklären, ist die nun gerade begonnene Faschingssaison noch lang genug. Die Mitglieder des Hohenleubener Carnevalsverein (HCV) stimmten nachdem sie den Schlüssel zum Amtsgebäude in den Händen hielten, mit Tänzen und einem Schätzspiel das närrische Volk auf die Saison ein.
In Zeulenroda-Triebes heizten die Narren des Zeulenrodaer Carnevalsverein (ZCV) schon vor 10 Uhr zünftig die Stimmung auf dem Marktplatz an. Unter dem Motto „Narren machet Euch bereit, der ZCV reist durch die Zeit“wirbelten die kleinen Narren über den Marktplatz, die Zombies staksten über die Fliesen und Zeulenrodas Bürgermeister, Nils Hammerschmidt (parteilos/Pro Kommune Zeulenroda-Triebes), hatte sich im Schrank seines Büros so gut versteckt, dass die Narren sechs Minuten brauchten, um ihn aufzustöbern. Doch dann musste er die Grundmauern der Stadthalle vor dem Publikum aus Bauklötzen aufbauen und ein Konzept vorlegen, wie er die Miete für den Eventsaal für den ZCV erwirtschaften will. Der wird auch in diesem Jahr wieder Ausweichort der Faschingsveranstaltungen sein, weil die Stadthalle gesperrt ist. Das närrische Volk darf gespannt sein. Den Schlüssel für das Amtsgebäude gab er nur mit Zögern aus den Händen. „Ich habe viel Arbeit und brauch ihn unbedingt wieder,“so der Bürgermeister. Der Auftakt der Faschingssaison in Greiz hatte gleich mehrere Höhepunkte zu bieten. So fuhr dem närrischen Aufgebot der Greizer Faschingsgesellschaft (GFG) auf ihrem Weg zum Rathaus ein Schreck in die Knochen, als plötzlich schwarz gekleidete Gestalten den Weg blockierten. Die Gilde der Nachtwächter, die gerade in Greiz residiert, ließ das Gefolge um das Prinzenpaar Tino I. und Ina I. aber schließlich gewähren und schloss sich dem Zug an. Ein Verbünden zur rechten Zeit, wie sich später noch herausstellen sollte. Vorerst erreichten die Narren pünktlich um kurz vor 11 Uhr den Marktplatz und bereiteten sich darauf vor, das Rathaus zu stürmen und bis Aschermittwoch die Macht zu übernehmen. Doch Bürgermeister Alexander Schulze (parteilos) hatte noch eine Bedingung.
Ein Überbleibsel aus längst überwunden geglaubten Zeiten hatte sich ins Rathaus geschlichen. Auf den Tag genau vor 100 Jahren endete die Zeit der Fürstentümer Reuß in Greiz. Doch auf dem Balkon erschien plötzlich ein Verrückter, der sich als Fürst ausgab und die Herrschaft über die Stadt beanspruchte.
Der Bürgermeister bat deshalb die Narren und die frisch als Verbündete gewonnene Nachtwächtergilde um Hilfe, um den Monarchen aus seinem Amtssitz zu vertreiben. Nach kurzer Beratung ging die Präsidentin der Greizer Faschingsgesellschaft Yvonne Schwabe auf das Angebot ein. Pünktlich um 11.11 Uhr zündete die Kanone und das Rathaus wurde gestürmt. Der angebliche Fürst wurde zum Teufel gejagt und Nachtwächter Holger Wittig rief vom Balkon die Republik aus.
Das musste natürlich gefeiert werden – wie es sich gehört, mit der Trauung des Prinzenpaares und den Tänzerinnen der Faschingsgesellschaft.
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In Greiz wird die Republik ausgerufen