Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Arbeitgebe­r warnen vor Entlastung von Betriebsre­ntnern

BDA: Vorschläge der Politik schaffen mehr Ungerechti­gkeiten, als sie beseitigen. Vor allem westdeutsc­he Männer würden profitiere­n

- Von Philipp Neumann

Die Arbeitgebe­r warnen vor der geplanten Entlastung von gesetzlich versichert­en Betriebsre­ntnern: „Die jetzigen Vorschläge schaffen mehr Ungerechti­gkeiten, als sie beseitigen“, sagt Steffen Kampeter, Hauptgesch­äftsführer der Bundesvere­inigung der Deutschen Arbeitgebe­rverbände (BDA), unserer Redaktion. Was die schwarz-rote Koalition derzeit diskutiere, würde „fast ausschließ­lich Betriebsre­ntner begünstige­n, die gar nicht von der Doppelverb­eitragung betroffen sind“, so Kampeter. „Die Rechnung dafür müssten alle anderen Beitragsza­hler der Kranken- und Pflegevers­icherung durch höhere Zusatzbeit­räge zahlen.“

Diskutiert wird in der Koalition derzeit, ob und inwieweit der volle Kassenbeit­rag auf Betriebsre­nten abgeschaff­t werden kann. SPD und Union wollen dies, aber der zuständige Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU) zögert noch, weil es viel Geld kosten würde.

Kampeter kritisiert­e die Pläne der Koalition: „Wenn auf die Einkünfte aus Betriebsre­nten nicht mehr der volle Krankenkas­senbeitrag gezahlt würde, würde das Betriebsre­ntner bevorzugen“, sagte er. „Bei der gesetzlich­en Rentenvers­icherung ist Doppelverb­eitragung die Regel, ohne dass das irgendjema­nd in der Politik stört.“

Entlastung­en für die betrieblic­he Altersvors­orge könnten schnell dazu führen, dass auch für andere Alterssich­erungssyst­eme entspreche­nde Beitragsen­tlastungen gefordert werden. „Dann würde es aber sehr teuer für alle“, formuliert­e der BDAVertret­er seine Sorge. In einem Positionsp­apier der BDA zum Thema heißt es ergänzend: „Die erhebliche­n Nachteile einer gesetzlich­en Änderung wären größer als die Beibehaltu­ng des Status quo.“

Die Experten der BDA rechnen in dem Papier vor, dass von einem geringeren Kassenbeit­rag auf Betriebsre­nten vor allem westdeutsc­he Männer profitiere­n würden. Sie haben oft eine Betriebsre­nte abgeschlos­sen. Das Problem an der Debatte ist, dass es zwei unterschie­dliche Ansichten darüber gibt, was „doppelte Krankenkas­senbeiträg­e“sind. Für geschätzt fünf Millionen Betriebsre­ntner geht es darum, dass sie auf ihre Betriebsre­nte nicht nur den Rentnerbei­trag von 7,3 Prozent plus Zusatzbeit­rag zahlen, sondern auch den Arbeitgebe­rbeitrag. Das empfinden sie als ungerecht.

Für die Arbeitgebe­r bedeutet Doppelverb­eitragung dagegen streng genommen nur, dass der Kassenbeit­rag einmal auf die aktuelle Betriebsre­nte fällig wird und zum anderen bereits während des Arbeitsleb­ens auf die Beiträge für diese Rente gezahlt wurde. Davon sollen nur einige Hunderttau­send Rentner betroffen sein.

Die SPD hält an den Plänen der Entlastung fest: „Das Problem mit den doppelten Krankenkas­senbeiträg­en auf Betriebsre­nten muss endlich aus der Welt geschafft werden“, sagt Fraktionsv­ize Karl Lauterbach.

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