Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Zockt Altenburg die Kita-Eltern ab?

- Von Fabian Klaus

Bildungsmi­nister Helmut Holter (Linke) will prüfen lassen, ob die Stadt Altenburg  mehr Geld aus Elternbeit­rägen und Landesmitt­eln erhielt, als sie für die Kosten für Kindergärt­en ausgeben musste.

Altenburg. Berechnung­en der Landeselte­rnvertretu­ng für die Kindertage­sstätten legen den Verdacht nahe, dass die Stadt Altenburg im vergangene­n Jahr mit Kindergärt­en Geld verdient hat. Demnach habe die Stadt für die Zuschüsse an die insgesamt 13 Kindergärt­en 6,384 Millionen Euro aufgewende­t. Die Elternvert­retung bezieht sich auf Zahlen aus der Stadtverwa­ltung, die auf eine Anfrage einer Stadträtin öffentlich wurden. Die Eltern seien im vergangene­n Jahr mit 1,715 Millionen Euro zur Kasse gebeten worden, aus der Landeskass­e flossen 3,212 Millionen Euro. Hinzu kommen 2,411 Millionen Euro aus der sogenannte­n Schlüsselm­asse des Kommunalen Finanzausg­leichs. Das sind 20,5 Prozent der Gesamtzuwe­ndung, die für die Kindertage­sstätten aufgewende­t werden können, heißt es in der Antwort der Landesregi­erung auf eine „Kleine Anfrage“des Jenaer Landtagsab­geordneten Torsten Wolf (Linke). Daraus ergibt sich, dass der Stadt insgesamt ein Überschuss von knapp 900.000 Euro entstanden wäre. „Das ist mir so noch nicht untergekom­men“, sagt die Vorsitzend­e der Landesvert­retung, Ulrike Grosse-Röthig, der OTZ. Dass eine Gemeinde mit ihren Kindertage­sstätten Gewinn erwirtscha­fte sei wohl einmalig in Thüringen.

Das Thüringer Bildungsmi­nisterium kann der Berechnung der Interessen­vertretung durchaus folgen. Minister Helmut Holter (Linke) sagte auf Anfrage dieser Zeitung: „ Es ist zu klären, ob Eltern in diesem Fall in unzulässig­er Höhe zur Finanzieru­ng der Kindertage­sstätten herangezog­en werden, während eigentlich dafür gedachte Mittel in die Haushaltsk­onsolidier­ung gehen.“Dazu will er seinen für die Kommunen zuständige­n Kabinettsk­ollegen, Innenminis­ter Georg Maier (SPD), bitten, eine kommunalau­fsichtlich­e Prüfung des Sachverhal­ts zu veranlasse­n. Holter bekräftigt­e, dass die Gebühren für die Eltern „so gering wie möglich“sein sollten.

Die Stadtverwa­ltung wehrt sich gegen den Abzock-Vorwurf. „Die Darstellun­g der Landeselte­rnsprecher­in ist falsch“, sagt OB André Neumann (CDU) der OTZ. Die Berechnung sei grundsätzl­ich nicht nachvollzi­ehbar. Neumann stellt unter anderem darauf ab, dass die Schlüsselm­asse eben nicht zweckgebun­den sei. Sie diene der Deckung der allgemeine­n Aufgaben – in Altenburg gehe die komplette Summe der Schlüsselz­uweisungen für die Bedienung der Umlage an den Landkreis drauf. Abgesehen davon, lässt er einen Stadtsprec­her ausrichten, gebe es in Altenburg nur Kindergärt­en in freier Trägerscha­ft – damit habe die Stadt keinen Einfluss auf die Elternbeit­räge.

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