Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
Das World Wide Web feiert . Geburtstag
Der Grundstein wurde in Genf gelegt. Dort ist die bahnbrechende Erfindung jetzt gewürdigt worden. Der Begründer Tim Berners-Lee warnt aber
Genf. Zum 30. Geburtstag des World Wide Web haben Wissenschaftler aus aller Welt die Vision einer vernetzten OnlineWelt zum Wohle der Menschen gewürdigt. „Das Web ist ein unglaubliches und mächtiges Werkzeug, um die ganze Welt zu erreichen, um Schranken einzureißen und allen Menschen Bildung und Informationen zu bringen und Ungleichheiten zu beseitigen“, sagte die Generaldirektorin der Europäischen Organisation für Kernforschung (Cern), Fabiola Gianotti, gestern in Genf. Am Cern hatte der britische Computerwissenschaftler Tim Berners-Lee (63) im März 1989 seinen Vorschlag für ein World Wide Web entwickelt.
Berners-Lee, von der Queen zum „Sir“geadelt, warnt aber heute vor dem Missbrauch des World Wide Web. „Die Hälfte der Menschheit nutzt dieses Ding nun. Man muss mal Abstand nehmen, sich das anschauen, und um Netzneutralität, Privatsphäre, die Kontrolle über die eigenen Daten und freie Meinungsäußerung kämpfen“, sagte er in Genf.
Berners-Lee hatte in seinem Aufsatz damals Ideen für einheitliche Standards zur Darstellung und Übertragung von Daten und die Vision eines universellen, verbundenen Informationssystems entworfen. „Vage, aber aufregend“schrieb sein Vorgesetzter in einer handschriftlichen Notiz. Auf der Grundlage entwickelte BernersLee die Grundlage für das World Wide Web. Es ist heute einer der bekanntesten Dienste für die Übertragung von Webseiten. Nicht zu verwechseln mit dem „Internet“: damit wird das weltweite Netz einzelner ComputerNetzwerke bezeichnet.
Heute sind fast vier Milliarden Menschen online, mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung. Es gibt rund zwei Milliarden Webseiten. Nur, weil Cern damals Forschung zum Nutzen aller betrieb und seine Software öffentlich zur Verfügung stellte, sei die Entwicklung überhaupt möglich gewesen, sagte Berners-Lee.
In einem offenen Brief warnte er vor Datenmissbrauch und gezielten Falschinformationen im Web. Es sei verständlich, dass Menschen sich heute fragten, ob das Web eine positive Sache sei. Das Gewinnstreben großer Firmen dürfe nicht auf Kosten von Menschenrechten und Demokratie gehen.
Berners-Lee schlägt mit seiner Stiftung Web Foundation einen Vertrag vor, in dem sich Firmen, Regierungen und Nutzer zu einen offenem Zugang für alle, einem respektvollen Umgang und Datenschutz verpflichten.
Nutzer sollen ihre Daten selbst verwalten und nicht Konzernen wie Facebook oder Google überlassen müssen, findet Berners-Lee. Zu diesem Zweck hat er im Herbst 2018 sein Projekt Solid vorgestellt. Es ist eine Plattform, auf der Nutzer persönliche Informationen in eigenen Speicherbereichen verwalten können. (dpa)