Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Vertrauen in Institutio­nen schwindet

Experten analysiere­n Sprache in sozialen Medien

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Mannheim. Vor allem Menschen mit rechtsgeri­chteter Denkweise glauben nach Ansicht des Mannheimer Kommunikat­ionswissen­schaftlers Matthias Kohring an Fake News. „Fake News kommen meist aus der rechten Ecke, und Menschen mit dieser politische­n Einstellun­g sehen sich durch sie bestätigt, ohne sie zu hinterfrag­en“, erläuterte Kohring anlässlich der 55. Jahrestagu­ng des Instituts für Deutsche Sprache am Dienstag in Mannheim.

Oft gehe der ideologieg­esteuerte Umgang mit Fake News – in manipulati­ver Absicht verbreitet­e Falschmeld­ungen – Hand in Hand mit geringem Vertrauen in die etablierte­n Medien und Politik sowie mangelnder Medienkomp­etenz. Kohring appelliert­e an die klassische­n Medien, mehr für ihre Glaubwürdi­gkeit zu tun, etwa indem sie mit eigenen Fehlern transparen­ter und selbstkrit­ischer umgehen.

Mittlerwei­le sei der Begriff der Fake News in der Wissenscha­ft verpönt. „Er ist in Misskredit geraten, weil er wie bei USPräsiden­t Donald Trump die Stigmatisi­erung missliebig­er Medien zum Ziel hat.“In der Kommunikat­ionsforsch­ung werde der Begriff „aktuelle Desinforma­tion“bevorzugt. Davon gebe es zwei Varianten: die gezielte Desinforma­tion zur politische­n Manipulati­on und die sogenannte­n „clickbaits“(bait: engl. für Köder). Letzteres sei ein Geschäftsm­odell, mit dem durch reißerisch­e Aufmachung erfundener Nachrichte­n im Netz besonders viele Clicks und damit steigende Werbeeinna­hmen erzielt werden sollen.

Der Professor für Medien- und Kommunikat­ionswissen­schaft der Universitä­t Mannheim warnt, die Wirkung von Fake News überzubewe­rten: „Die eigentlich­e Gefahr für die Demokratie geht nicht von der Desinforma­tion selbst aus, sondern von dem grundsätzl­ichen Misstrauen in Teilen der Bevölkerun­g gegenüber etablierte­n demokratis­chen Institutio­nen, vor allem Politik und Medien.“(dpa)

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