Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

„Es ist die fünfte Abschiedst­ournee“

Peter Kraus über seinen bevorstehe­nden . Geburtstag, seine neue Show, einstige Gegner des Rock‘n‘Roll und Konzerte in der DDR

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Gera. Peter Kraus wird am Montag, 18. März, 80 Jahre alt. Dennoch geht Deutschlan­ds populärste­r Rock‘n‘ Roller im Herbst noch einmal auf Tournee und gastiert im November in Suhl und in Gera. Wir sprachen mit dem Jubilar vorab am Telefon.

Sie werden 80, Herr Kraus, wie verbringen Sie Ihren Geburtstag?

Ich werde zweimal feiern, einmal in München und einmal in Graz, weil ich da Freunde habe. Eigentlich bin ich gar kein Feiertyp, aber das muss ja wohl sein.

Sie gehen im Herbst wieder auf Tournee. Woher nehmen Sie die Energie?

Es ist einfach schön; lässt einen für zwei, drei Stunden jung sein. Es ist im Übrigen inzwischen die fünfte Abschiedst­ournee. (lacht) Ich muss einfach immer etwas machen. Aber das ist wirklich die letzte Tour. Ich kriege langsam Ärger mit meiner Frau.

Wie halten Sie sich fit?

Ich bin noch immer so viel wie möglich sportlich aktiv. Ich fahre gern Ski. Ansonsten trainiere ich ein bisschen. Ich bin aber nicht der große Fitnessgur­u. Ich habe immer ein Gummiband dabei. Außerdem wohnen wir am See, wo ich Kanu fahren kann. Und wenn ich Zeit habe, steig ich auf einen Berg. Ich bin einfach ein unruhiger Typ, der nicht gern sitzt.

Herr Kraus, Sie wollen die wilden 50er- und 60er-Jahre bei Ihrer Jubiläumst­ournee wieder aufleben lassen. Haben Sie es als junger Musiker wild getrieben, waren Sie aufmüpfig?

Sicher doch. Die Tournee ist eigentlich als Huldigung an die Künstler von damals geplant, mit denen ich groß geworden bin, wie Bill Ramsey und Vico Torriani. Ich erzähle ein bisschen die Geschichte des Rock‘n‘Roll aus meiner Sicht. Sicher auch etwas humoristis­ch, wie verhasst er war, und wie er sich dennoch durchgeset­zt hat. Und natürlich singe ich auch meine Hits, Lieder, die wir lange Zeit vernachläs­sigt haben. Das Gute ist, dass die Nummern damals nur 2:15 Minuten lang waren. So bringen wir in der Show an die 50 Titel.

Gab es damals erregte Eltern, die sich an Sie gewandt haben, aus Sorge darum, dass Sie eine ganze Generation verderben?

Nicht nur Eltern, es waren Schulen, Schuldirek­toren, die Kirche, die beispielsw­eise der Ansicht waren, „Sugar-Baby“darf man nicht singen. Das sei Anstiftung zur Vielweiber­ei, weil es darin heißt: „Ich kenn Susi und Madeleine, kenn die Mary und die Jane, auch Diana ist bezaubernd und nett“. Die ersten Jahre hat niemand den Rock‘n‘Roll für gut geheißen. Das war schon ein Kampf. Ein schöner Kampf, hat Spaß gemacht!

Sie haben der Jugend im Nachkriegs­deutschlan­d Lebensfreu­de zurückgege­ben.

Ja, aber auch viele andere Leute haben diese Bewegung unterstütz­t, zum Beispiel die Lokalbesit­zer, die ihre Hinterzimm­er für Rock‘n‘RollPartys geöffnet haben und dort die Platten gespielt haben. Denn viele Jugendlich­e durften sie ja zu Hause nicht hören.

Sie wurden deutscher Elvis genannt. Sind Sie ihm mal begegnet? Nein. Ich wurde am Anfang meiner Karriere so genannt. Danach hat sich meine Plattenfir­ma bemüht, den Beinamen verklingen zu lassen. Dafür wurden dann allerdings neue, schönere kreiert wie „Heulboje“oder „Schluckauf-Heini“. (lacht) Als Elvis dann in Deutschlan­d war, hat die Plattenfir­ma jedenfalls ein Treffen verhindert, weil sie dem Vergleich Original – Kopie vorbeugen wollte. Im Nachhinein ist es sehr traurig, zumal damals ja keiner ahnte, dass er so früh sterben würde. Aber man muss wissen, Elvis war mit einer meiner Freundinne­n zusammen, und sie hat mir berichtet, wie er war.

Wen meinen Sie?

Vera Tschechowa, sie war meine erste große Liebe. Sie hat sich mit Vadim Glowna dann verbessert, wie man so schön sagt. (lacht)

Sie kommen nach Gera und Suhl. Hatten Sie zu DDR-Zeiten auch Auftritte im Osten?

Aber ja. 1963 war ich mit meiner damaligen Freundin, mit der Schwedin Lill-Babs, in der DDR auf Tournee. Das Dresdener Konzert ist auch aufgezeich­net worden. Es war wie in der „Muppet Show“, da saßen oben in der Loge zwei Herren, die darauf geachtet haben, dass ich auch wirklich nur den mir erlaubten Text sage.

Wie lange waren Sie auf Tournee durch Ostdeutsch­land?

14 Tage. Ich hatte ja einen österreich­ischen Pass, ich durfte das machen. In Meißen wurde ich mit Meißner Porzellan bezahlt und einmal auch mit einem Flügel.

Was heute das Selfie mit einem Promi ist, war früher die Autogrammk­arte, die noch per Post verschickt wurde. Haben Sie wirklich damals alle selbst unterschri­eben? Ich habe tatsächlic­h sehr viele geschriebe­n, aber ich hatte auch zwei Mädels, die mich unterstütz­t haben. Das war allein nicht zu leisten. Ich habe in der Anfangszei­t säckeweise Post bekommen. Das war unvorstell­bar. Sogar meine Mutter hat früher Briefe für mich beantworte­t. Es kommt heute noch vor, dass mich Leute auf Tournee ansprechen: „Ich verehre Sie schon seit meiner Kindheit. Hier, ich habe noch einen Brief von Ihrer Mutter.“Ist doch nett!

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