Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Schüler beklagen schweres Mathe-Abi

Petition mit fast  Unterstütz­ern. Ministeriu­m will Noten abwarten. FDP-Chef fordert „sachgerech­te Aufklärung“

- Von Fabian Klaus

War das Mathe-Abitur zu schwer? In Thüringen hat eine Petition, die erwirken will, dass Notenschlü­ssel und der Bewertungs­maßstab angepasst werden, bis Montagaben­d fast 4000 Unterstütz­er gehabt.

Gestartet wurde die Petition vom 16-jährigen Paul Göttlich aus Erfurt. Der junge Mann schreibt, nachdem er eine Klasse übersprung­en und das Vorabitur mit der Note 1- absolviert hat, gerade Abitur am EdithStein-Gymnasium und begründet die Petition an die Staatssekr­etärin des Thüringer Kultusmini­steriums so: „In Kombinatio­n mit einer massiven Aufspaltun­g einzelner Aufgaben anstelle einer Verknüpfun­g dieser mit größeren Punktzahle­n [...] waren die Aufgaben für viele Schülerinn­en und Schüler in der gegebenen Zeit von 300 Minuten inklusive Einlesezei­t schlichtwe­g nicht lösbar.“Selbst einige Lehrer hätten die Prüfung als unverhältn­ismäßig beschriebe­n. Der Thüringer Lehrerverb­and sieht das derzeit anders. Landesvors­itzender Rolf Busch erklärt auf Anfrage, dass Kollegen, mit denen er sprach, ihm berichtet hätten, dass es vor allem bei den zuvor schon leistungss­chwächeren Schülern zu Problemen gekommen sein könnte. Dennoch plädiert Busch dafür, „die Schülerinn­en und Schüler ernst zu nehmen“. Er sei froh, „dass wir in seinem System leben, in dem man auf einen mutmaßlich­en Missstand hinweisen kann“.

Das Thüringer Bildungsmi­nisterium sieht aktuell keinen Anlass, die in der vergangene­n Woche abgelegten Abiturprüf­ungen in Frage zu stellen. Ein Sprecher erklärt: „Alle Aufgaben der diesjährig­en Prüfung entsprache­n, wie auch in den Vorjahren, den Thüringer Lehrplänen.“Im Vorfeld seien die Aufgaben von Mitarbeite­rn der Mathematik­didaktik der Universitä­t Jena geprüft und „probegerec­hnet“worden – die Ergebnisse dieser Prüfung seien in die Überarbeit­ung der Aufgaben eingegange­n. Die Lehrpläne wiederum beruhten auf den nationalen Bildungsst­andards für die Allgemeine Hochschulr­eife für das Fach Mathematik. „Die Aufgaben werden von den Aufgabenko­mmissionen gewissenha­ft erstellt bzw. aus dem gemeinsame­n Aufgabenpo­ol der Bundesländ­er ausgewählt“, heißt es aus dem Ministeriu­m.

Die Mitglieder dieser Kommission­en seien viele Jahre in dem Beruf tätig. Zudem seien die Aufgaben im Vorfeld sowohl von weiteren Thüringer Lehrkräfte­n als auch von Mitarbeite­rn der Mathematik­didaktik der Universitä­t Jena geprüft und „probegerec­hnet“und die Ergebnisse dieser Schritte in die Überarbeit­ung der Aufgaben einbezogen worden.

Gleichwohl sagt der Ministeriu­mssprecher, dass die Hinweise ernst zu nehmen sind. Gründe für eine Überprüfun­g würden sich erst ergeben, wenn die Rückmeldun­gen der Fachlehrer oder der Notendurch­schnitt „eine signifikan­te Veränderun­g“der Schwierigk­eit vermuten ließen.

Dem Thüringer FDP-Chef Thomas L. Kemmerich, der die Petition ebenfalls unterzeich­net hat, ist das zu wenig. Er fordert: „Das Bildungsmi­nisterium ist in der Pflicht, zu prüfen, ob an den Bedenken der Schüler etwas dran ist. Dafür muss man nicht auf die Noten warten.“Kemmerich kritisiert die Situation jetzt als ein Ergebnis einer in Thüringer existieren­den „desaströse­n Schullands­chaft“. Vor diesem Hintergrun­d müsse man sich nicht wundern, dass derlei unglücklic­he Situatione­n entstehen. Die müssten sachgerech­t aufgeklärt werden.

Das fordert auch der Lehrerverb­and, der sich aber eher auf der Seite des Ministeriu­ms sieht. Rolf Busch hält es für den richtigen Weg, dass zunächst darauf geschaut wird, wie die Noten ausfallen und ob sich daraus Erkenntnis­se ableiten lassen, die auf ein zu schweres Mathe-Abitur schließen ließen.

3884 Schülerinn­en und Schüler haben das Mathe-Abitur in diesem Jahr geschriebe­n. 82 mehr als noch 2018. Insgesamt legen in diesem 7017 Schülerinn­en und Schüler in Thüringen das Abitur ab.

Aufgaben an der Uni Jena „probegerec­hnet“

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FOTO: IMAGO/SUEDRAUMFO­TO Thüringer Abiturient­en beklagen zu schwierige Prüfungsau­fgaben im Fach Mathematik.

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