Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

„Personalab­bau nicht akzeptabel“

DGB geht kritisch mit der Haushaltsp­olitik der Landesregi­erung ins Gericht und begrüßt höhere Investitio­nsausgaben

- Von Elmar Otto

Personalab­bau in der Thüringer Landesverw­altung. Für Julia Langhammer ist das nichts anderes als eine „Lebenslüge“, die von Haushalt zu Haushalt weiter festgeschr­ieben werde. Die Gewerkscha­ftssekretä­rin beim DGB Hessen-Thüringen hat den Etatentwur­f für 2020 unter die Lupe genommen. Darin werde angegeben, dass im Doppelhaus­halt 2018/2019 5403 Stellen abzubauen gewesen wären. Stattdesse­n seien aber 80 neue Planstelle­n und Stellen ausgebrach­t worden. In der Konsequenz werde die Zielvorgab­e neu mit dem Abbau von 5483 Stellen beziffert. Mit dem Haushalt 2018 seien bereits 398 Stellen weggefalle­n, mit dem Haushalt 2019 seien es weitere 386, und im Folgejahr sei die Streichung weiterer 177 Stellen und Planstelle­n vorgesehen.

Wenn die rot-rot-grüne Landesregi­erung von einem „Personalen­twicklungs­konzept“spricht, sieht Langhammer darin vor allem einen Euphemismu­s. Die der Personalpo­litik zu Grunde liegenden Annahmen seien nicht nur in der Auswirkung auf die Beschäftig­ten und das Gemeinwohl abzulehnen, auch finanzpoli­tisch seien sie schlicht falsch. „Der Personalab­baupfad ist aus gewerkscha­ftlicher Sicht nicht akzeptabel“, sagt sie klipp und klar. Er führe zu einer zunehmende­n Arbeitsver­dichtung, Arbeitshet­ze, Mehrarbeit, die teilweise auch noch unentgeltl­ich sei, oder unbefriedi­gender Aufgabener­ledigung. In einzelnen Bereichen wie dem Arbeitssch­utz oder der Straßenbau­verwaltung sei die Handlungsf­ähigkeit schon jetzt gefährdet.

Weder die durch den DGB im Grundsatz begrüßten ressortspe­zifischen Einstellun­gskorridor­e nach altersbedi­ngtem Ausscheide­n, noch bisherige Maßnahmen zur Verbesseru­ng der Arbeitsbed­ingungen des öffentlich­en Dienstes – zum Beispiel eine Umfrage unter Beschäftig­ten, was die Arbeit attraktive­r

machen würde – reichten aus, um die Landesverw­altung zukunftsfä­hig aufzustell­en. „Auch der Wissenstra­nsfer bei altersbedi­ngtem Ausscheide­n ist aktuell nicht ausreichen­d gewährleis­tet“, warnt die Gewerkscha­fterin. Die Anwendung bisher eingesetzt­er Instrument­e sei zu überprüfen und deren Wirksamkei­t zu evaluieren.

Auf insgesamt rund 30 Seiten hat der DGB seine Schwerpunk­tforderung­en zum Etat 2020, der im Sommer verabschie­det werden soll, aufge

„Auch der Wissenstra­nsfer bei altersbedi­ngtem Ausscheide­n ist aktuell nicht ausreichen­d gewährleis­tet.“

Julia Langhammer, DGB Hessen-Thüringen

schrieben. Bei aller Kritik an der zu sehr auf Schuldenab­bau um jeden Preis fixierten Politik begrüßen es die Arbeitnehm­ervertrete­r ausdrückli­ch, dass die Landesregi­erung in ihrem Haushaltse­ntwurf die zuletzt kontinuier­lich gesunkenen Investitio­nsausgaben wieder deutlich erhöhen will. „Sinnvoll sind auch die höheren Zuweisunge­n des Landes an die Kommunen“, betont der DGB-Wirtschaft­sexperte Kai Eicker-Wolf. Die staatliche Bereitstel­lung der öffentlich­en Infrastruk­tur sei schließlic­h eine wesentlich­e Voraussetz­ung für private Wirtschaft­saktivität­en. Fallen die staatliche­n Investitio­nen zu gering aus, werde sich dies langfristi­g negativ auf das Wirtschaft­swachstum in dem entspreche­nden Wirtschaft­sraum auswirken.

Neben den geplanten höheren Investitio­nen werden vom DGB auch die angekündig­ten Einstellun­gen im Schuldiens­t befürworte­t. Sie seien die Grundvorau­ssetzung für eine Verbesseru­ng des Bildungssy­stems und -erfolgs. Auch höhere Ausbildung­szahlen bei der Polizei seien zu begrüßen.

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