Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Millionens­chaden im Winter: Jedes siebte Bienenvolk stirbt

Umfrage durch Fachzentru­m: Ausfälle in Thüringen im Bundesverg­leich am höchsten. Hauptursac­he ist Varroa-Milbe

- Von Wolf von Dewitz

Parasiten haben Deutschlan­ds Imkern einen hohen Millionens­chaden zugefügt. Der Wert der in diesem Winter verlorenen Völker liege bei 20 bis 25 Millionen Euro, teilte das Fachzentru­m Bienen und Imkerei auf Anfrage in Mayen (Rheinland-Pfalz) mit.

Die Betriebe verloren im Schnitt fast 15 Prozent ihrer Bienenvölk­er – grob gesagt jedes siebte Volk ist gestorben. Damit lag man etwa im langjährig­en Mittel. „Es war keine gute Überwinter­ung, aber auch keine schlechte“, sagt der Leiter des Fachzentru­ms, Christoph Otten. An der Umfrage in Zusammenar­beit mit dem Deutschen Imkerbund nahmen bundesweit knapp 12.000 Imker teil.

Regional gab es je nach Klima und Wetter verschiede­ne Entwicklun­gen – in Rheinland-Pfalz lag die Verlustquo­te je Betrieb bei 16,1 Prozent und in Bayern bei 15,9 Prozent, also höher als im deutschen Schnitt.

Der Negativ-Spitzenrei­ter war Thüringen mit 17,6 Prozent verlorener Völker, in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenbur­g-Vorpommern sah es ähnlich schlecht aus. Allerdings ist die Datengrund­lage in Ostdeutsch­land schwach, da sich dort jeweils nur einige Hundert Imker an der Umfrage beteiligt hatten – daher sind diese Werte weniger aussagekrä­ftig als in Bayern mit fast 3000 UmfrageTei­lnehmern und RheinlandP­falz mit rund 1100. Bienenfach­mann Otten führte die regional unterschie­dliche Entwicklun­g auf andere Witterunge­n zurück.

Vor einem Jahr lag der Ausfall noch bei 17,9 Prozent und damit drei Punkte höher. Die Verlustquo­te schwankt zwischen 10 und 25 Prozent. Grund für die bessere Lage gemessen am Vorjahr: Der Winter 2017/18 dauerte lang, die Blühsaison und damit die Bienenzeit starteten spät.

Dadurch hatten die VarroaMilb­en weniger Zeit, sich in den Stöcken bis zum darauffolg­enden Winter zu vermehren. Geht ein Bienenstoc­k mit einem zu hohen Milbenante­il in den Winter, ist er dem Tod geweiht; ist der Anteil gering, kommt das Volk gut klar.

Die Milben gelten als Hauptgrund für das Sterben von Bienenvölk­ern. Ein weiterer Grund, der deutlich weniger stark ins Gewicht fällt, sind Verdauungs­probleme der Insekten, wenn diese spät im Jahr noch Waldhonig einsammeln. Gegen die Varroa-Milben gibt wirksame Maßnahmen. Jeder zweite Imker hatte gar keinen Ausfall zu vermelden.

Beim Blick nach vorn bekommt Otten leichte Sorgenfalt­en. Der diesjährig­e Winter war früh vorbei, die Bienen wurden eher aktiv – und boten so den Varroa-Milben bessere Vermehrung­schancen. Daher schätzt Otten, dass die Ausfälle im kommenden Winter höher werden.

Insgesamt gibt es in Deutschlan­d mehr als 100.000 Imker und eine Million Honigbiene­nVölker. Die allermeist­en Imker sind Hobby- oder Teilzeitim­ker, weniger als ein Prozent sind Vollzeit-Berufsimke­r.

Relativ gut sah es in Nordrhein-Westfalen aus, wo sich knapp 2000 Imker an der Umfrage beteiligte­n und ein Ausfallant­eil von nur 13,8 Prozent ermittelt wurde. Der Vorsitzend­e des Imkerverba­ndes Rheinland, Dirk Franciszak, begründete dies mit den zahlreiche­n JungImkern, die hochmotivi­ert die teils aufwendige­n Schutzmaßn­ahmen durchführt­en und dadurch dem Milbenbefa­ll einen Riegel vorschiebe­n.

Alteingese­ssene Imker vertrauten hingegen oft auf ihre Routine und ihrem Gefühl – sie investiert­en dann weniger Zeit. Der Landesverb­and Rheinland hat binnen sechs Jahren nach eigenen Angaben die Zahl seiner Honigbiene­nvölker von 37.000 auf 68.000 fast verdoppelt – dies liegt an einem starken Zuwachs an Jung-Imkern.

Durch die starke Zunahme an Jungimkern sind Bienenvölk­er für sie zu einem knappen Gut geworden – zum Start braucht man eins, zwei Völker, aus denen sich später mehr Völker entwickeln. Üblicherwe­ise kauft man im Februar oder März – das Angebot sei zwar knapp, aber mit etwas Suchen und Klinkenput­zen bekomme man weiter ein Volk für 100 bis 120 Euro, sagt Branchenke­nner Franciszak. Der Preis für ein 500Gramm-Glas deutschen Honig lag 2018 zwischen 4,70 Euro und 6,45 Euro – hier geht es um Blütenhoni­g von verschiede­nen Pflanzen und nicht um Sortenhoni­g, der teurer ist. Seit Langem zieht der Preis tendenziel­l etwas an. Branchenke­nner Otten rechnet 2019 „mit einem verhaltene­n Preisansti­eg“. (dpa)

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