Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Wahl in Istanbul wird wiederholt

Erfolg für Erdogan-Partei

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Mehr als einen Monat nach der Bürgermeis­terwahl in der Türkei hat die türkische Wahlkommis­sion die Abstimmung in Istanbul annulliert und eine Wiederholu­ng angeordnet. Damit gab sie am Montag einem Antrag der Regierungs­partei von Präsident Recep Tayyip Erdogan statt, wie die staatliche Nachrichte­nagentur Anadolu berichtete. Die Wahlkommis­sion hatte den Wahlsieg des Opposition­spolitiker­s Ekrem Imamoglu im April anerkannt, nun könnte ihm das Mandat wieder abgenommen werden.

Imamoglu hatte die Wahl in Istanbul am 31. März mit einem Vorsprung von nur rund 24.000 Stimmen vor Ex-Ministerpr­äsident Binali Yildirim gewonnen. Nach dem Einspruch der Regierungs­partei AKP und einer Neuauszähl­ung in mehreren Bezirken schrumpfte der Unterschie­d zwar, konnte von der AKP aber nicht mehr aufgeholt werden. Die AKP beantragte daraufhin eine Wiederholu­ng der Abstimmung und forderte eine Überprüfun­g der Wahlhelfer.

Die Hauptstadt Ankara, die ebenfalls an die Opposition ging, und die Wirtschaft­smetropole Istanbul wurden 25 Jahre lang von islamisch-konservati­ven Bürgermeis­tern regiert. Die Niederlage für die AKP in diesen Städten war ein Gesichtsve­rlust für Erdogan, der selbst einst Bürgermeis­ter von Istanbul war. Der AKP-Chef hatte nach der Wahl von Regelwidri­gkeiten und „Diebstahl an den Urnen“gesprochen und Druck auf die Hohe Wahlkommis­sion gemacht, dem Antrag auf Annullieru­ng stattzugeb­en. (dpa)

Europas Rechtspopu­listen spucken große Töne: Sie wettern gegen ein angebliche­s „Diktat der EU“. Sie sehen Europa auf dem Weg zum „islamische­n Kalifat“. Und sie propagiere­n auch schon mal „das Ende der gegenwärti­gen EU“. Wenige Wochen vor der Europawahl blasen populistis­che Parteien aus dem rechten und nationalko­nservative­n Milieu zum Sturm auf die Brüsseler Institutio­nen: Unter Führung des italienisc­hen Innenminis­ters und Lega-Chefs Matteo Salvini hat sich eine Allianz gebildet, die bei den Wahlen Ende Mai zur zweitstärk­sten Kraft im EU-Parlament werden könnte.

Am Montag gingen die Arbeiten am Bündnis weiter: Der Chef der rechten österreich­ischen FPÖ, Heinz-Christian Strache, reiste nach Budapest, um Ungarns Regierungs­chef Viktor Orbán für die Allianz zu gewinnen; vergangene Woche hatte schon Salvini bei Orbán vorgesproc­hen. Wie stark Orbán kooperiert, ist unklar, Werbung für das Rechtsbünd­nis macht er so oder so: Die Grenzen Europas müssten vor der „Migranteni­nvasion“geschützt werden, darin seien sich Salvini und er einig.

Längst haben in Deutschlan­d die Volksparte­ien reagiert – sie erklären die Europawahl wegen der Kräfte von Rechtsauße­n zur „Schicksals­wahl“. Am Montag warnten die Evangelisc­he und die Katholisch­e Kirche in einem Wahlaufruf vor „Mauern des Nationalis­mus“und hetzerisch­en Parolen, die zu einem autoritäre­n Europa führten. Doch wie gefährlich sind Salvini und Co wirklich?

Viel spricht dafür, dass die Allianz in ihrer Wirkung überschätz­t wird – und den EUWahlkamp­f stärker prägt als gerechtfer­tigt. Schon heute besetzen die Kritiker und Gegner der EU im Parlament etwa 20 Prozent der 751 Mandate.

Doch bislang sind sie in ihren Zielen und im Auftreten so unterschie­dlich, dass sie sich auf drei Fraktionen verteilen. Salvini und seine Mitstreite­r setzen ihre Hoffnungen nicht nur auf Umfragen, die den Rechtspopu­listen diesmal bis zu 25 Prozent, in manchen Prognosen noch mehr in Aussicht stellen. Sie arbeiten auch daran, dass sich

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