Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Bürgerbege­hren für Azubi-Ticket

Eine Gruppe Unterstütz­er will die Ausweitung auf den Landkreis Greiz. Rund  Unterschri­ften braucht man nun

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Die Situation ist zugegebene­rmaßen kurios: In allen kreisfreie­n Städten und den Landkreise­n Thüringens gibt es inzwischen das Azubi-Ticket, das durch die finanziell­e Förderung des Landes für gerade einmal 50 Euro für die Lehrlinge angeboten wird. Einzige Ausnahme: der Landkreis Greiz, dem die Mehrkosten für das Vorhaben trotz der Förderung immer noch zu hoch sind. Dass das Thema deswegen auch im Wahlkampf derzeit eine Rolle spielen würde, war abzusehen.

So richtig nachvollzi­ehen kann ich das Fehlen des Tickets nicht, schließlic­h sind die Leidtragen­den die Auszubilde­nden, die sowieso zumeist schon kein stattliche­s Einkommen vorweisen können. Immerhin rund 100 Euro mehr davon müssen sie ausgeben, wenn sie im Landkreis ein Azubi-Ticket erwerben wollen. Das kann eine Menge Geld sein. Um immerhin rund 2000 Auszubilde­nde soll es im Landkreis Greiz gehen. Ich begrüße das Bürgerbege­hren, sollte es zugelassen werden, weil es ein basisdemok­ratisches Verfahren ist. Die Menschen können bei Zulassung selber darüber entscheide­n, wie sie zu dem Thema stehen. Finden sich genug, welche die Aktion unterstütz­en, dann muss sich der Kreistag der Sache annehmen.

Wie das Begehren ausgeht, kann im Moment noch nicht gesagt werden. Unklar ist ja noch, ob es überhaupt zugelassen wird. Eine gute Sache für die Demokratie ist es jetzt schon.

In Greiz hat eine Gruppe junger Leute ein Bürgerbege­hren zum sogenannte­n Azubi-Ticket Thüringen gestartet. Das teilt einer der Initiatore­n, Elric Popp, nun in einer Pressemitt­eilung mit. Laut der Initiatore­n ist der Landkreis Greiz der einzige in Thüringen, der das vergünstig­te Azubi-Ticket Thüringen nicht anerkenne. Mit ihm können Auszubilde­nde im Gebiet des Verkehrsve­rbundes Mittelthür­ingen mit Bussen, Straßenbah­nen und Nahverkehr­szügen fahren. Außerhalb können die Nahverkehr­szüge der teilnehmen­den Eisenbahnv­erkehrsunt­ernehmen bis zum letzten Haltepunkt in Thüringen genutzt werden. Im Landkreis koste das Azubi-Ticket für Auszubilde­nde monatlich 153,89 Euro. „Mit dem Azubi- Ticket Thüringen würden davon 103,89 Euro vom Land Thüringen getragen und die Auszubilde­nden würden nur noch 50 Euro monatlich bezahlen“, so die Initiatore­n. Der Antrag sei am 26. April im Landratsam­t Greiz eingegange­n und werde nun geprüft, wofür vier Wochen Zeit seien, heißt es. Bei Genehmigun­g des Antrages müssten im Anschluss voraussich­tlich fast 8000 Unterschri­ften gesammelt werden, damit der Kreistag reagieren müsse. Auf dem Antrag seien neun Unterstütz­er namentlich vermerkt, fast alle seien selbst Azubis oder werden es im kommenden Ausbildung­sjahr. Inzwischen haben sich laut der Mitteilung auch schon weitere Helfer gemeldet, die organisier­en und weitere Aktionen planen würden. Fast 2000 Lehrlinge könnten von dem Azubi-Ticket profitiere­n. Für sie „würde der öffentlich­e Personenna­hverkehr attraktive­r, denn sie könnten mit nur einem Ticket ihren Wohn-, Ausbildung­s- oder Schulort erreichen. Aber auch die Freiwillig­endienstle­istenden im Landkreis gelten als Azubis bei solchen Vergünstig­ungen und würden auch davon profitiere­n. Darüber hinaus kann das Ticket auch privat zu jeder Zeit genutzt werden. Der Landkreis Greiz würde für junge Menschen und für berufliche Ausbildung an Attraktivi­tät gewinnen. Gleichzeit­ig können viele Thüringer Auszubilde­nde den Landkreis Greiz mit ihrem Azubi-Ticket Thüringen nicht besuchen, da es dort nicht gilt“, so die Mitteilung. Für Mittwoch kündigen die Initiatore­n das nächste Planungstr­effen und weitere Informatio­nen an.

Dass der Antrag eingegange­n ist und den Prüfzeitra­um bestätigt das Landratsam­t Greiz. Sollte der Bescheid positiv ausfallen, so müsse innerhalb von acht Wochen nach der öffentlich­en Bekanntmac­hung der Entscheidu­ng die Sammlung beginnen, für die dann vier Monate Zeit sind. Mit einiger Verwunderu­ng habe die Landrätin Martina Schweinsbu­rg (CDU) auf den Antrag reagiert, der offenkundi­g von der Linken im Landkreis unterstütz­t werde. „Bekanntlic­h hatte die Linke-Fraktion in der Kreistagss­itzung am 26. Februar 2019 selbst einen Antrag zur Einführung des Azubi-Tickets im Landkreis eingebrach­t, der auch mit den Stimmen der Linke-Fraktion in den zuständige­n Fachaussch­uss Bau und Verkehr verwiesen wurde“, heißt es. „Das geschah aus gutem Grund. Denn entgegen den Vorgaben unserer Geschäftso­rdnung (Paragraf 14) enthielt der Antrag keinen Deckungsvo­rschlag für die zusätzlich­en Kosten, die das Azubi-Ticket ja verursache­n würde. Und eine Haushaltss­telle dafür gibt es auch nicht. Bis heute wurde von der Fraktion kein entspreche­nder Vorschlag eingebrach­t, sodass der Ausschuss dazu noch nicht beraten konnte“, wird Schweinsbu­rg zitiert, die sich des Eindrucks nicht erwehren könne, dass hier mit dem Antrag auf Bürgerbege­hren ziemlich populistis­ch Wahlkampf betrieben werde. Ich kandidiere mit völlig offenem Visier. Dass ich die Liste CDU/Gemeinsam für Greiz anführe, ist für mich eine logische Konsequenz, um die begonnene Politik des Miteinande­rs konstrukti­v weiterführ­en zu können. Da gibt es nichts zu verschleie­rn.

Ich bin überzeugt, die Wähler wissen, dass ich mein Bürgermeis­teramt nicht für einen Stuhl im Stadtrat abgebe. Schließlic­h haben mich meine Wähler verpfflich­tet, Bürgermeis­ter dieser Stadt zu sein.

Dafür allerdings brauche ich eine starke Kraft im Stadtrat hinter mir, die mich in meinen Entscheidu­ngen unterstütz­t. Deshalb stehe ich auf Listenplat­z eins dieser offenen Liste CDU/ Gemeinsam für Greiz.

Sie brauchen sich nur umzusehen auf den Kandidaten­listen Thüringens, quer durch alle Parteien ist das gängige Praxis und entspricht dem Landeswahl­gesetz. Dafür sehe ich keinen Anlass. Ich stehe für die Politik eines neuen Miteinande­rs, gemeinsam für Greiz. Dafür brauche ich kein Parteibuch.

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