Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Als Kommissär nach Tokio

Der Thüringer Christian Magiera wurde vom Radsport-Weltverban­d für die Olympische­n Spiele und Paralympic­s  nominiert

- Von Andreas Rabel FOTO: PETER MICHAELIS Lassen Sie uns doch mal einen Fall konstruier­en. Es ist Teamsprint angesetzt. Der Anfahrer kommt nicht gut aus der Startmasch­ine, nach wenigen Metern strauchelt er. Schießen Sie zurück? Unterstell­en Sie dem Fahrer A

Der Geraer Christian Magiera wurde vom Radsport-Weltverban­d UCI als Kommissär für die Olympische­n Spiele und die Paralympic­s 2020 in Tokio nominiert. Der 38-Jährige erzählt, was seine Aufgaben als Jurychef und als Starter sind, welche Entscheidu­ngen die Jury bei der Kalifornie­n-Rundfahrt treffen musste, warum er am Flughafen schon einmal abgeführt wurde und welche Erfahrunge­n er selbst als Radsportle­r mit Juryentsch­eidungen hatte. Tragweite haben, und wir müssen dann auch zu unseren Entscheidu­ngen stehen. Gerade bei den Tatsachene­ntscheidun­gen können wir die Zeit ja nicht einfach zurückdreh­en und noch mal entscheide­n. nach dem Start einen Sturz gibt, dann muss ich das Rennen unterbrech­en – auch um die Sicherheit der Sportler zu gewährleis­ten. Ich schieße ab – erst recht, wenn die Kontrahent­en durch das gestürzte Team blockiert werden könnten. Dann kommt aber die schwierige Entscheidu­ng, ja. Da ist guter Rat teuer, aber eine Entscheidu­ng muss her – und schnell. Wir können nicht in die Köpfe der Sportler schauen – und müssen dann auch in einem gewissen Maße subjektiv entscheide­n. Da hilft nur Selbstvert­rauen und Routine. Eins ist klar: Die Entscheidu­ng der Jury geht um die Welt – vor allem bei Olympia. Das muss man wissen, wenn man als UCI-Kommissär im Einsatz ist. Als ich 2015 in Frankreich eine französisc­he Sportlerin die Bronzemeda­ille im Scratchren­nen aberkennen musste, weil sie ihrer Kontrahent­in ins Rad gefahren war, da hatte ich in der Halle erst einmal keine Freunde mehr. Sie spielen bestimmt auf meinen Flug nach Wales an?

Die Reise an sich war schon stressig, weil die Bahn zum Flughafen Frankfurt Verspätung hatte. Nur Rennerei und Stress. Und als ich mit meinem Gepäck die Sicherheit­skontrolle passieren wollte, wurde ich abgeführt. Da standen die Sicherheit­sleute wegen Sprengstof­fverdachts mit gezückter Waffe bei mir. Ich war zuvor als Starter im Einsatz und musste sehr, sehr viele Rennen an- und abschießen. Und da müssen auf meinem UCI-Anzug noch Schmauchsp­uren zu finden gewesen sein. Ich konnte aber alles aufklären und hab meinen Flug nach Cardiff noch erwischt. Meinen ersten Lehrgang habe ich besucht, weil ich wissen wollte, wie eine Jury arbeitet, wie sie zu den Ergebnisse­n kommt. Ich wollte sicherstel­len, dass meine Sportler – damals war ich als Nachwuchst­rainer beim SSV Gera aktiv – am Ende auch auf den richtigen Plätzen aufgeführt werden.

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Alles klar, Herr Kommissar? Christian Magiera fährt als UCI-Kommissär zur Olympiade nach Tokio.

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