Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Die Angst fährt immer mit

Initiative setzt sich für Radweg zwischen Auma und Zeulenroda ein

- Von Norman Börner FOTO: NORMAN BÖRNER FOTO: CHRISTIAN ROßRAM

Vor langer Zeit, als die Bäume noch kahler, die Talsperren­brücke offen und die Straße von Auma nach Zeulenroda stark befahren war, schwang ich mich mit Bürgermeis­ter Frank Schmidt (CDU), Gerd Liebold und Corinna Weiser von der Initiative Radweg Auma Zeulenroda aufs Rad. Ich wollte am eigenen Leib erfahren, wieso der Weg entlang der L 0187 so gefährlich sein soll und warum ein straßenbeg­leitender Radweg so dringend von Nöten sei. Doch wie es manchmal so ist, wartete ich erst ewig auf eine Antwort vom Thüringer Landesamt für Bau und Verkehr (TLBV) und dann blieben die Notizen und Dokumente lange auf meinem Schreibtis­ch liegen. So muss es dem Anliegen für den Bau eines Radweges bei der zuständige­n Behörde wohl auch ergangen sein, denken sich bestimmt die Macher der Initiative. „Beim Besuch im Ministeriu­m im vergangene­n Herbst hieß es, die Mittel sind da. Die Signale waren sehr positiv“, sagt Bürgermeis­ter Frank Schmidt. Seitdem sei allerdings wenig passiert. Der Antrag liegt beim TLBV. „Eine genaue zeitliche Einordnung des Fortgangs der Bearbeitun­g des Geh-/Radweges Auma-Zeulenroda ist uns derzeit nicht möglich“, heißt es Mitte Mai seitens der Behörde. Die Behörde soll eine Bedarfsana­lyse erstellen. Prüfen, ob eine Benutzung prognostiz­iert werden kann.

Für Corinna Weiser und Gerd Liebold ist der Fall klar. „Nicht nur jetzt im Sommer wäre ein Radweg ideal, damit Urlauber und Badewillig­e beispielsw­eise an die Talsperre fahren können“, sagt Weiser. Laut Radverkehr­skonzeptes liegt der Schwerpunk­t allerdings in der Förderung des Alltagsrad­verkehrs. Der Talsperre und ihrer Bedeutung für den Tourismus könnte eine untergeord­nete Rolle zukommen. Entlang der Straße sei es vor allem für Kinder und Jugendlich­e einfach zu gefährlich. „Mein Sohn darf auf dieser Strecke nicht fahren“, sagt Weiser. Ich fühle mich sich reif genug: Am Ortsausgan­gsschild von Auma Richtung Zeulenroda startet die Tour. Hier würde nach den Vorstellun­gen der Weg beginnen. Links, zwischen Straße und Acker sei genug Platz, auch wenn der Ankauf von Privatgrun­dstücken an der Straße nötig sei. Doch da es noch keinen Radweg gibt, geht es am äußersten rechten Rand der Fahrbahn in Richtung Wenigenaum­a.

Auf dem ersten Teilstück ist die Strecke gut einsehbar. Allerdings lädt die Route die anderen Verkehrste­ilnehmer zum Überholen ein. Deshalb drücken die Auto- und Lkw-Fahrer hier ganz schön aufs Gas. Nach der ersten Senke geht es wieder leicht bergauf. Als ungeübter Radfahrer schwenke ich beim Bergauffah­ren immer mal wieder Richtung Fahrbahnmi­tte aus. Wenn die Lastwagen nur knapp 1,5 Meter von mir entfernt, an mir vorbeidonn­ern, rutscht mir das Herz in die Hose. Bevor es ins Tal nach Wenigenaum­a geht, wechseln wir die Straßensei­te und auf einen landwirtsc­haftlichen Weg.

Auch der Radweg soll nach den Vorstellun­gen mal hier abbiegen. „So könnten Kosten gespart werden, wenn der Radweg erst nach Wenigenaum­a wieder beginnt“, sagt Liebold. Auf den Straßen im Ortsteil ist ausreichen­d Platz und der Weg ist weniger steil als jener entlang der Landstraße außen herum. Richtig haarig wird es allerdings nach der Rückkehr auf die Landesstra­ße. Die Strecke verläuft jetzt kurvig und hügelig. Wegen der kleinen Waldstücke ist der Bereich hinter den Kurven nur schwer einsehbar. Als Radfahrer, der diese Strecke täglich fahren muss, hätte ich hier kein gutes Gefühl. Schon jetzt nehme ich das Quietschen der Bremsen im Rücken, wenn mich ein Autofahrer kurz hinter den kurvigen Teilen entdeckt, mit einem Zucken zur Kenntnis. Hier passierte schließlic­h vor gut 14 Jahren jener Unfall, bei der eine australisc­he Radsportle­rin tödlich verletzt wurde. Ein Kreuz an dieser Stelle erinnert an den Unfall.

Unterm Strich komme auch ich zu dem Schluss, dass die Strecke für den alltäglich Radverkehr zu gefährlich ist. Doch das reicht dem TLBV bei der Bedarfsana­lyse nicht. Sie prüfen, ob davon auszugehen ist, dass ein Geh- und Radweg überhaupt genutzt werde. Die Latten liegen hoch. So würden unter anderem „Grundlagen­daten zu räumlicher Lage des Vorhabens, zentralört­lichen Strukturen betroffene­r und angrenzend­en Gemeinden, Einwohner- und Beschäftig­tenzahlen, Handels- und Dienstleis­tungseinri­chtungen, Schulstand­orten, Freizeitei­nrichtunge­n, Gewerbesta­ndorten, Verkehrsan­geboten ÖPNV und zu dem bestehende­n Radwegenet­z erhoben“, um den Bedarf zu ermitteln.

Bei den Mitglieder­n der Initiative zeigt man sich enttäuscht, über den zähen Fortgang. Sobald die Straße nach Zeulenroda wieder offen ist, plane man auf der Strecke eine Raddemo, um den Forderunge­n Nachdruck zu verleihen.

Aus dem zuständige­n Thüringer Ministeriu­m für Infrastruk­tur und Landwirtsc­haft heißt es, dass das Radverkehr­skonzept 2.0 vorsehe, dass abweichend von den geltenden technische­n Vorgaben, gemeinsame Gehund Radwege in Partnersch­aft zwischen Gemeinde und Land auch dort gebaut werden können, wo der Bau eines Radweges an einer Landesstra­ße an sich nicht empfohlen wird, weil die Verkehrsst­ärke und der Anteil des Radverkehr­s nicht ausreichen. Das Radverkehr­skonzept 2.0 baue demnach eher Hürden ab. Dass es jetzt länger dauert, läge auch am Erfolg des Konzeptes. So lägen im zuständige­n Referat in der Region Ost derzeit 13 bestätigte Bedarfsnac­hweise vor, auf deren Grundlage Radund Gehwege geplant und gebaut werden können. Zum Beispiel der Radweg L 1076 Mörsdorf–Quirla und Radweg L 1037 Neustadt–Niedersach­swerfen. Eine eingehende Prüfung sei aber notwendig, weil bei circa 3000 Kilometer freier Strecken von Landesstra­ßen in Thüringen und Kosten von circa 300.000 Euro pro Kilometer Radweg, es auf der Hand läge, dass der Freistaat Radwege nur dort anlegen kann, wo sie entweder nach den technische­n Regeln empfohlen werden oder wenigstens sinnvoll sind, weil ein Potenzial für eine spätere Nutzung nachgewies­en wurde.

Sollte es zum Bau des gemeinsame­n Geh- und Radweges kommen, würde dieser als Gemeinscha­ftsmaßnahm­e erfolgen. Das TLBV wäre Baulastträ­ger für den Anteil des Radverkehr­s. Die Städte Auma-Weidatal und Zeulenroda-Triebes müssten die Kosten für den Gehweg tragen.

Noch kein Zeitplan für Bau des Radweges

So fährt es sich als Radler entlang der L 1087

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Wenn Gerd Liebold mit dem Fahrrad zwischen Auma-Weidatal und Zeulenroda-Triebes verkehrt, dann nur mit Warnweste und Helm. Autofahrer sind hier teilweise mit Tempo  unterwegs und sehen die Radfahrer oft erst spät.

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