Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
Der Hetz im Netz auf den Spuren
Schüler des Greizer Ulf-Merbold-Gymnasiums lernen an drei Tagen, wie mit Ausgrenzung im Internet umzugehen ist
Internet, Modem, Homepage waren gestern – Youtuber, Influencer, Social Media sind es heute – mit was für Begriffen uns das „World-Wide-Web“schon morgen überrascht? Wer weiß.
Eines jedoch steht fest. So vielfältig die Angebote im Netz, so groß sind auch die daraus resultierenden Gefahren. Um solche besser erkennen und abwehren zu können, tourt die Digital Akademie der KonradAdenauer-Stiftung durch Deutschlands Klassenzimmer.
Mit dem aktuellen Projekt „Extrem im Netz“sollen dieses Jahr insgesamt 30 Schulen in der Bundesrepublik besucht werden. Darunter ist auch das Greizer Ulf-Merbold-Gymnasium. Von Montag bis Mittwoch fanden dort für 84 Schüler der zehnten Klassen Workshops mit den Schwerpunkten Social-MediaKampagnen, mobiler Journalismus, Podcast, Instagram und Youtube statt. Alle zusammen haben das Ziel, auf Ausgrenzung und Mobbing im Internet aufmerksam zu machen.
Als Schulleiter Jens Dietzsch von diesem Angebot erfuhr, war er sofort begeistert.
Die Notwendigkeit, Schüler im Umgang mit Medien und Digitalismus zu sensibilisieren, sieht er größer denn je. „Mobbing und dessen Folgeerscheinungen sind auf allen Ebenen ernstzunehmen. Das haben wir wie jede andere Schule auch bereits feststellen müssen. Deswegen stehen wir für Aufklärung und kritische Betrachtungsweisen, die den Schülern durch die Akademie gut vermittelt werden“, sagt Dietzsch.
Probleme ansprechen, Bausteine setzen, Lösungen erkennen – dafür stehe auch Carolin Unger. Sie ist verantwortliche Mitarbeiterin für Projekte der Digital-Akademie außerhalb von Nordrhein-Westfalen. In den Klassenstufen zehn und elf sieht sie besonders viel Potenzial zur digitalen Aufklärung: „Mit 15 oder 16 Jahren haben die Jugendlichen in der Regel schon eigene Erfahrungen gesammelt und sich ein Fundament an Wissen angeeignet. Mit diesem wollen wir arbeiten.“
Wir, das sind neben der Projektbetreuerin und Mitarbeitern der Akademie, auch erfahrene Referenten aus dem Bereich der Medien. Dazu zählen sogenannte Influencer, Journalisten oder TV-Moderatoren. In Greiz sind über drei Tage fünf dieser Fachleute im Einsatz – darunter Marius Reichert. Der 27-Jährige ist Reporter beim Westdeutschen Rundfunk und kennt sich aus, wenn es um mobilen Journalismus mittels Handy geht.
In seinem Workshop entwickeln die Schüler, eingeteilt in kleine Gruppen, einen kurzen Handyfilm über Toleranz und das Miteinander. Technik wie Mikrofon, Licht, Stativ sowie Handy und Tablet stellen die Organisatoren. „Die Schüler sollen in ihren Filmen ein Problem aufgreifen und dazu eine Lösung aufzeigen. Wir geben ihnen lediglich die entsprechenden Grundregeln mit und helfen“, sagt der Referent.
Genau wie alle anderen Workshops, präsentieren die Mobile-Reporter ihre Filme dann am Mittwoch bei der großen Abschlussveranstaltung.
Wie es anschließend weitergeht, lässt der Schulleiter noch offen. „Eine solche Veranstaltung über mehrere Tage bedeutet natürlich immer auch großen organisatorischen Aufwand. Das ist es uns aber wert und wir haben den Anspruch, uns der Thematik auch in den folgenden Klassenstufen zu widmen. Es soll keine Eintagsfliege bleiben.“
Für Nathalie und Pia aus der 10c sind viele Fachbegriffe kein Neuland. Sie nutzen das Internet regelmäßig, auch Portale wie Facebook, Youtube, Instagram.
Wie alle anderen Schüler können sie ihren favorisierten Workshop wählen – und entscheiden sich für Youtube mit Julez. „Wir nutzen selbst privat diese Plattform, aber nur zum Anschauen. Selber etwas veröffentlichen, davor haben wir zu viel Respekt“, sagt Pia.
Diese Einstellung findet ihr Referent Julian Weissbach, seinen Fans besser als Julez bekannt, sehr richtig. Und er muss es wissen, war selbst jahrelang hauptberuflich als Youtuber unterwegs. Zusammen mit anderen Stars der Szene hatte er bis zu 800.000 Abonnenten auf seinen Kanälen.
Mittlerweile hat Julez die Seiten gewechselt, gibt sein Wissen und die Erfahrungen an Jugendliche, Prominente oder Politiker weiter. Auch mit dem Bundespräsidenten habe er bereits zusammengearbeitet.
Und wie kommt seine VideoSchulung an? „Er ist sympathisch, lustig, locker und hat echt was drauf“, sagt Nathalie.
Auch bei ihm drehen die Jugendlichen kleine Filme zum Thema Extremismus im Netz. Wie genau der Film der beiden Mädchen aussehen wird, wissen sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Das Lob könne Julez aber dennoch zurückgeben. Die Schüler machen ihre Sache sehr gut. Eine Einschätzung, die Carolin Unger nicht neu ist: „Je spezifischer das Thema CyberMobbing aufgegriffen wird, desto mehr steigt auch das Interesse der Kursteilnehmer.“
Und schon häufiger konnten persönliche Schicksale im Internet dadurch ein erstes Mal gemeinsam besprochen werden.
Veranstaltung ist keine Eintagsfliege
Gemeindenachmittag, 14 Uhr.
Probe regionaler Gospelchor, 19.30 Uhr.
Aumaische Straße 51: Heilige Messe mit Prozession, 18 Uhr.