Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Augen zu und durch

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Dumm gelaufen! Da hatte Michel Platini gerade eben erst noch vor dem Fifa-Kongress über den Präsidente­n des Fußball-Weltverban­des, Gianni Infantino, gelästert. Und nun hatte ihn die Polizei selbst in Gewahrsam genommen. Korruption­sverdacht wegen der Vergabe der WM 2022 nach Katar.

Die Vergangenh­eit hat den ehemaligen Uefa-Präsidente­n dummerweis­e an der Stelle eingeholt, an der er sich für kommende Aufgaben – nach dem 2020 seine Vier-Jahressper­re durch die Fifa-Ethikkomis­sion abgelaufen ist – empfehlen wollte. Leider ist Platini kein Gegenentwu­rf zu den Blatters oder Infantinos dieser Welt. Eben nur einer, der besser Fußball spielen konnte als die Genannten.

Doch das macht aus dem einstigen Weltklasse-Regisseur aus Frankreich noch lange keinen besseren Mensch. Es hat den Anschein, als ob Platini genau den gleichen Versuchung­en erlegen ist, die so eine WM-Vergabe mit sich bringt – Geld und Vorteile. Ob er Ersteres genommen hat, sei einmal dahingeste­llt. Doch ein gutes Verhältnis zum damaligen Staatspräs­identen Nicolas Sarkozy, der Frankreich­s Stimme für die reichen Freunde aus der Wüste forderte, sowie ein lukrativer Job in Katar für den Sohnemann scheinen Platinis Lohn für die WüstenWM gewesen zu sein.

Moralisch verwerflic­h ist das allemal. Ob strafrecht­lich relevant, müssen Staatsanwä­lte prüfen. Das Grundprobl­em lässt den Fußball trotz der Ermittlung­en gegen angesehene Persönlich­keiten nicht los – die fehlende Glaubwürdi­gkeit. Wenn es kleinste Zweifel an der Vergabe einer WM, die in der Zukunft liegt, gibt, muss das Verfahren transparen­t wiederholt werden. Doch genau das wird nicht geschehen, egal wie groß die Vorwürfe werden. Getreu dem Motto: „Augen zu und durch.“

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