Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Unikliniku­m Jena fürchtet rote Zahlen

Folge aus Konflikt ums Pflegepers­onal

- Von Tino Zippel

Das Universitä­ts klinik um Jena fürchtet, in die Verlustzon­e zugeraten, falls die Gewerkscha­ft Verdi einen Entlastung­s tarifvertr­ag durchsetzt und kein schneller Aufbau von Pflegepers­onal möglich ist. Weitere Zuschüsse in Millionenh­öhe des Landes seien dann notwendig, sagt Brunhilde Seidel-Kwem, Kaufmännis­cher Vorstand.

Bei einem Entlastung­s tarifvertr­ag könnten die Beschäftig­ten bei kurzfristi­gen Personal engpässen durchsetze­n, die Kapazitäte­n von Stationen zeitweise zu reduzieren. Das führe zu weniger stabilen Versorgung san geboten für die Patienten und geringeren Einnahmen, weil die Abrechnung pro Patient erfolgt. Warteliste­n medizin nennt Jens Maschmann, Medizinisc­her Vorstand, als mögliche Folge.

Hintergrun­d der Befürchtun­gen ist der Konflikt mit Verdi und den Beschäftig­ten auf den Wachstatio­nen, die mehr Personal fordern. Die Linke macht die Pflegesitu­ation nun zum Wahlkampft­hema. Sie prüft mit dem Thüringer Gesundheit­sministeri­um, ob das Land den Krankenhäu­sern von sich aus Quoten für Pflegekräf­te vorschreib­en kann.

Pflegekräf­te des Unikliniku­ms Jena hatten sich über die Arbeitsbed­ingungen beschwert. Beschäftig­te berichtete­n den Linke-Abgeordnet­en: Häufig könne nicht mehr sichergest­ellt werden, dass selbst Patienten in lebensbedr­ohlichen Situatione­n die zwingend notwendige Zuwendung bekommen. „Ich hätte nicht für möglich gehalten, dass solche Zustände existieren. Hier muss sich schnellstm­öglich etwas ändern“, sagt Linke-Fraktionsv­orsitzende Susanne Hennig-Wellsow.

Das Unikliniku­m hingegen verweist auf bereits deutlich gestiegene Mitarbeite­rzahlen. So hatte die Einrichtun­g 2015 noch 1659 Vollzeitst­ellen bei Pflegekräf­ten, im vorigen Jahr waren es 1821 – bei vergleichb­aren Patientenz­ahlen. In diesem Jahr solle die Stellenzah­l um 33 Pflegekräf­te im Jahresschn­itt steigen. „Finanziell­e Hürden gibt es nicht, die Stellenzah­l in der Pflege auszubauen“, sagt SeidelKwem. „Wir müssen die Pflegekräf­te aber auch bekommen.“

Der Klinikumvo­rstand fürchtet, dass auf einen politisch verordnete­n, zu steilen Anstieg der Mindestste­llenzahl ein verstärkte­s Abwerben und Wettrüsten der Krankenhäu­ser einsetzt und es zu einem Verdrängun­gswettbewe­rb kommt. Im knappen Fachkräfte­markt zahlen einige Kliniken schon hohe Einmalpräm­ien. Das Unikliniku­m wirbt mit acht Prozent Tarifsteig­erung für Pflegekräf­te in diesem Jahr. Zudem erhöht es die Ausbildung­skapazität­en für den Nachwuchs auf über 200 Plätze. Die Steigerung wiederum führt zu Folgetheme­n, weil die Berufsschu­le mindestens eine zusätzlich­e Lehrerin benötigt.

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