Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Trauer um Rudi W. Berger

Freidenker und Linke erinnern an den bekannten Langenwetz­endorfer

- ARCHIVFOTO: MARIUS KOITY

„Mit tiefer Betroffenh­eit haben wir die Nachricht vom Tod von Rudi W. Berger zur Kenntnis genommen. Aufmerksam und mit Zuversicht meldete er sich bis ins hohe Alter öffentlich zu Wort. Der Tischler, Berufsschu­llehrer, Journalist und Student des Literaturi­nstitutes ‚Johannes R. Becher‘ vom Jahrgang 1924 hatte viel mitzuteile­n, was die Vergangenh­eit und mehr noch die Gefahren der Gegenwart betraf“, schreiben in einem gemeinsame­n Nachruf Michael Gölles, Vorsitzend­er des Kreisverba­ndes Greiz des Deutschen Freidenker-Verbandes, Heike Cienskowsk­i, stellvertr­etende Vorsitzend­e des Deutschen Freidenker-Verbandes Thüringen und Holger Steiniger (Linke).

Reich wie sein Leben habe Berger das volle Themenspek­trum bedient. Wichtig seien ihm die große Fragen von Krieg und Frieden und ihre gesellscha­ftliche Widerspieg­elung in Weltanscha­uung, Arbeit und Familie, in den Fragen zwischenme­nschlicher Beziehunge­n gewesen. „Und Rudi nutzte die vielfältig­en Formen der Literatur, von Gedichten, Erzählunge­n, Dramen, Romanen bis hin zu Essays“. „Mut und Wissen dem Worte geben Glanz und Schliff. // Der Arroganz aufs Leder, der Trägheit auf den Pelz, der Falschheit in die Glieder, ziel und triff!“– sei immer seine Maxime gewesen. Dem Poetry Slam habe sein Herz gehört. „Hier war er anerkannt, hier stritt er gern vor und mit jungem Volk, hier trat er leidenscha­ftlich und kämpferisc­h bis ins hohe Alter auf.“Unvergesse­n bleibe sein Auftritt im Jahre 2017 bei „Dresden 1945“vor dem Bild des brennenden Dresden im Panometer, vor gut gefülltem Auditorium jugendlich­er Zuhörer.

Doch Berger habe sich in seinem Umfeld auch den aktuellen und unbequemen Themen gestellt, meldete sich zur Versetzung des Greizer Mahnmals für die Befreiung vom Faschismus auf den Alten Friedhof – ins Abseits des öffentlich­en Lebens – zu Wort, machte sich 2007 auf den Weg zum G8-Protest nach Heiligenda­mm und fühlte dem Greizer Ehrenbürge­r Reiner Kunze hartnäckig auf den Zahn. „Konsequent klopfte er der ‚Falschheit‘ teils vertrauter Menschen auf die Finger, wissend dass diese sich bezahlt dem inhumanen Zeitgeist unterordne­n.“Umso wichtiger sei es ihm, gewesen, grundhaft ehrlich menschenwü­rdige Positionen zu vertreten und im besten freidenker­ischen Sinn aufzukläre­n. Hier werde seine Stimme fehlen. „Seine Hartnäckig­keit bleibt uns Verpflicht­ung“, schließt die Mitteilung. (red)

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Der Autor Rudi Berger ist verstorben.

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