Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
Ende der Raupenplage in Sicht
Schwammspinner verpuppt sich im Juli. Stadt Gera will Eier des Schmetterlings im Herbst von den Bäumen sammeln
Sie treten derzeit in großen Schwärmen auf: Raupen von Schwamm- und Eichenprozessionsspinnern fressen Wälder und Gärten in Teilen Thüringens, in Franken und um Leipzig herum kahl.
In Gera färben sie gerade einen ganzen Ortsteil dunkel. „Dort kann man sich nicht in den Gärten aufhalten“, sagt Konrad Nickschick, Fachdienstleiter Umwelt in Gera. „Es ist eine psychische Belastung für die Menschen – und ein wirtschaftlicher Schaden, da die Raupen die Laubgehölze in den Gärten abfressen.“
Die explosionsartige Vermehrung dieser Raupen ist für den Insektenforscher Ronald Bellstedt aus Gotha ein Indiz für den Klimawandel: „Die Insekten brauchen Wärme, Licht und Sonne, dann klappt das mit der Vermehrung besser. Wie beim Wetter werden die Extreme durch den Klimawandel immer größer“, sagt er. Das bestätigt auch eine Sprecherin des Thüringer Landwirtschaftsministeriums. Der Schwammspinner ist ein wärmeliebender Nachtfalter, der als Raupe bevorzugt Eichenblätter frisst. Seit dem heißen und trockenen Jahr 2015 steige seine Populationsdichte, schreibt die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft. Seine Raupen seien aber in der Regel nicht gesundheitsgefährdend, sagt Nickschick.
Momentan verzichtet man in Thüringen und Sachsen auf eine Bekämpfung mit Insektiziden, weil dadurch auch Nützlinge vernichtet würden. Im kommenden Frühjahr könnten biologische Schädlingsbekämpfungsmittel gegen junge Raupen eingesetzt werden, sagt Nickschick. Jetzt seien sie dafür schon zu weit entwickelt. Sobald sich die Raupen verpuppen, sei das Problem erst einmal erledigt. Und das ist spätestens Anfang Juli der Fall. Im Sommer legen die Weibchen bis zu 1000 Eier an Baumstämmen oder dicken Ästen ab. Die Stadt Gera erwägt, im Herbst bei massenhaftem Auftreten die Eier einzusammeln, bevor daraus im Frühjahr neue Raupen schlüpfen.
Problematisch kann es für die Bäume werden, wenn sie von weiteren Schadinsekten heimgesucht werden – etwa dem Eichenprozessionsspinner. Da dessen Raupen auch Einzelbäume in Parks, Gärten oder Freibädern befallen, können sie außerdem zum Problem für Menschen und Tiere werden. Denn die feinen Gifthärchen der Raupen können bei Kontakt zu Hautjucken, Atemnot oder allergischem Schock führen.