Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Von Irland lernen

- Tobias Schubert über Tourismus und die grüne Insel

Seit ungefähr zwei Jahren habe ich eine neue Liebe. Meine Frau hat nichts dagegen. Sie teilt sie sogar. Denn die Liebe heißt Irland, die grüne Insel, auf der ich bis letzte Woche auch wieder meinen Urlaub verbrachte. Was das mit Greiz zu tun hat? Nun, zumindest ist das Land der Stadt, dem Vogtland und vielen anderen Regionen in Deutschlan­d in einem Punkt um Jahre voraus: dem Tourismus.

An Sehenswürd­igkeiten kann das nicht liegen. Killarney etwa, eine Stadt im County Kerry, die sogar noch etwas kleiner als Greiz ist, hat keine drei Schlösser, mehrere Parks und eine bundesweit bekannte Karikature­nsammlung zu bieten – nur ein paar Beispiele – lebt von Frühling bis Herbst aber fast ausschließ­lich von den Touristen. Oder nehmen Sie die kleinen Orte, die es überall entlang der Küste gibt. Sie alle haben nur ein paar Hundert oder maximal wenige Tausend Einwohner, aber mindestens einen gut besuchten Souvenirla­den.

Zumindest eine Vermutung habe ich, warum in Irland funktionie­rt, was hier noch in den Kinderschu­hen steckt: das Marketing. Jeder, der sich nur kurz mit der grünen Insel beschäftig­t, wird zumindest über Sachen wie den Wild Atlantic Way, die sogenannte Coastal Route oder den Ring of Kerry gehört haben – kleine Straßen, die für ihre Szenerie bekannt sind und dementspre­chend stark frequentie­rt werden. Und die Iren wissen dies zu nutzen. Alle zehn Minuten wird entlang dieser Routen der nächste Höhepunkt durch Schilder verkündet und seien es nur eine Handvoll Steine, die aber eben alt sind. Weil Gegenden Nordirland­s als Drehorte genutzt wurden, wird in dieser Region nicht an Schildern und Hinweisen auf die Fernsehser­ie Game of Thrones gespart und selbst die kleinste Wiese so vermarktet – die entspreche­nden Souvenirs inklusive. Und selbst Privatmens­chen wissen dies für sich zu nutzen. Hat man das Glück, zum Beispiel ein Rundfort auf dem Grundstück zu haben–unddavongi­btesvielei­n Irland – dann wird eine Kasse des Vertrauens davorgeste­llt und um 50 Cent oder einen Euro Eintritt gebeten.

Davon ist man in Deutschlan­d weit entfernt, obwohl viele Gegenden sich den Tourismus auf ihre Fahnen geschriebe­n haben und auch schon einiges passiert ist. Das Beispiel Irland zeigt aber, dass man noch ganz am Anfang steht.

Ein hoffentlic­h schönes und sonniges Wochenende!

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