Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
Von Irland lernen
Seit ungefähr zwei Jahren habe ich eine neue Liebe. Meine Frau hat nichts dagegen. Sie teilt sie sogar. Denn die Liebe heißt Irland, die grüne Insel, auf der ich bis letzte Woche auch wieder meinen Urlaub verbrachte. Was das mit Greiz zu tun hat? Nun, zumindest ist das Land der Stadt, dem Vogtland und vielen anderen Regionen in Deutschland in einem Punkt um Jahre voraus: dem Tourismus.
An Sehenswürdigkeiten kann das nicht liegen. Killarney etwa, eine Stadt im County Kerry, die sogar noch etwas kleiner als Greiz ist, hat keine drei Schlösser, mehrere Parks und eine bundesweit bekannte Karikaturensammlung zu bieten – nur ein paar Beispiele – lebt von Frühling bis Herbst aber fast ausschließlich von den Touristen. Oder nehmen Sie die kleinen Orte, die es überall entlang der Küste gibt. Sie alle haben nur ein paar Hundert oder maximal wenige Tausend Einwohner, aber mindestens einen gut besuchten Souvenirladen.
Zumindest eine Vermutung habe ich, warum in Irland funktioniert, was hier noch in den Kinderschuhen steckt: das Marketing. Jeder, der sich nur kurz mit der grünen Insel beschäftigt, wird zumindest über Sachen wie den Wild Atlantic Way, die sogenannte Coastal Route oder den Ring of Kerry gehört haben – kleine Straßen, die für ihre Szenerie bekannt sind und dementsprechend stark frequentiert werden. Und die Iren wissen dies zu nutzen. Alle zehn Minuten wird entlang dieser Routen der nächste Höhepunkt durch Schilder verkündet und seien es nur eine Handvoll Steine, die aber eben alt sind. Weil Gegenden Nordirlands als Drehorte genutzt wurden, wird in dieser Region nicht an Schildern und Hinweisen auf die Fernsehserie Game of Thrones gespart und selbst die kleinste Wiese so vermarktet – die entsprechenden Souvenirs inklusive. Und selbst Privatmenschen wissen dies für sich zu nutzen. Hat man das Glück, zum Beispiel ein Rundfort auf dem Grundstück zu haben–unddavongibtesvielein Irland – dann wird eine Kasse des Vertrauens davorgestellt und um 50 Cent oder einen Euro Eintritt gebeten.
Davon ist man in Deutschland weit entfernt, obwohl viele Gegenden sich den Tourismus auf ihre Fahnen geschrieben haben und auch schon einiges passiert ist. Das Beispiel Irland zeigt aber, dass man noch ganz am Anfang steht.
Ein hoffentlich schönes und sonniges Wochenende!