Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
Spannende Lektüre aus dem Vollzug
Joe Bausch beim Literaturabend der Stadt Greiz zu Gast
Greiz. Ganz gleich ob im Norden, Süden oder in der Mitte Deutschlands, wenn eine Lesung von Joe Bausch angesagt ist, füllt eine große Besucherschar die Veranstaltungsräume. So auch, als in der Studiobühne der Greizer Vogtlandhalle die Sitzplätze bereits knapp wurden. Auf dem Programm während des Literaturabends der Stadt Greiz stand die Vorstellung seines zweiten Buches „Gangsterblues“, in dem er harte Geschichten aus dem Gefängnisalltag aufgeschrieben hat. Eingeladen hatte den wohl berühmtesten Knastarzt der Bundesrepublik die Leiterin der Stadt- und Kreisbibliothek Greiz, Corina Gutmann. Und das schon zum zweiten Mal, denn bereits 2012 stellte er sein erstes Buch „Knast“im Kino UT 99 vor, wie sich Bibliotheksmitarbeiterin Carolin Beutler erinnerte.
Auf 237 Seiten erzählt Joe Bausch in dem zweiten Band zwölf Geschichten, in denen wahre Geschichten über Verbrecher, literarisch verfremdet aufgeschrieben sind. Inspirationen dafür erhielt er über 30 Jahre lang wohl tagtäglich, schließlich praktiziert er in der Justizvollzugsanstalt Merl. „Hier sitzt man nicht einfach so ein, da muss man schon einiges auf dem Kerbholz haben“, betonte er. Die Zeit in Haft kann lang werden, häufig länger als gedacht. Und hin und wieder schieben auch Verbrecher den „Blues“. Dann erzählen sie sich gegenseitig Geschichten von den Straftaten, für die sie verurteilt werden“, erklärte Bausch. Die meisten Verbrechen seien banal, die wenigsten hätten für sich allein genommen das Zeug zu einem Krimi. Harter Tobak ist es aber allemal.
„Nach dem Schützenfest“titelt die erste Geschichte, die von einem überaus grausamen Frauenmord berichtet, am Ende aber den Leser nachdenklich, ja sogar traurig stimmt in Anbetracht dessen, dass der Verurteilte mit großer Wahrscheinlichkeit laut Bausch doch nicht der Mörder war. „Sixpack“titelt die nächste Story, die von einer schweren Körperverletzung im Knast erzählt. Weigold, ein kraftstrotzender Gefangener liebte das Krafttraining. Eines Tages wurde er von einem Beamten, der den Kraftraum abschließen wollte, bewusstlos auf der Handelbank gefunden, eingequetscht von der Langhantel, die seine Weichteile getroffen hatte, wie ein toter Käfer, der auf dem Rücken liegend fixiert wurde, in einer großen Lache aus Blut und Urin. Überdies wurden seine Rippen durchs plötzliche Loslassen einer Hantel gebrochen, als er gerade beim Stemmen war. Wer war der Täter? Die Ermittlungen verliefen lange Zeit ergebnislos. Keiner der Gefangenen wollte etwas gesehen haben.
Und dann die Geschichte mit dem Gefangenen „Siggi“, der es immer wieder darauf anlegte, alle um sich herum in helle Aufregung zu versetzen und auf die Palme zu bringen. Dass Joe Bausch vor allem auch ein hervorragender Rhetoriker ist, hat er allen Besuchern der Lesung wieder einmal bewiesen. Seinen Fans ist er vor allem auch als Schauspieler aus Film und Fernsehen bekannt. Vielleicht werde er sein nächstes Buch etwas schneller als nach fünf Jahren schreiben, um eher wieder nach Greiz zu kommen, erklärte er abschließend mit seinem unverkennbar eigenen Humor.