Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Noch eine Schippe drauflegen

DFB-Fußballeri­nnen wollen bei der WM in Frankreich heute Nigeria bezwingen und ins Viertelfin­ale einziehen

- Von Björn Goldmann FOTO: ELSA/GETTY IMAGES Deutschlan­d – Nigeria, Samstag, . Uhr, ZDF

Als die Hängeparti­e endlich ein Ende hatte, saßen diedeutsch­enFußballf­rauenim Teamhotel vor dem Fernseher. Die Vorrunde der WM in Frankreich war am Donnerstag­abend beendet, und dann stand er endlich fest, der Gegner, auf den das deutsche Team am Samstag im Achtelfina­le in Grenoble trifft. „Das wird ein harter Brocken, der da auf uns zukommt“, war die erste Reaktion von Bundestrai­nerin Martina Voss-Tecklenbur­g, als sich Nigeria als einer der besten Gruppendri­tten qualifizie­rt hatte. „Sie haben eine gute Mentalität, spielen mit viel Tempo und sind körperlich robust.“

Sicher, Nigeria sollte nicht unterschät­zt werden, sollte aber auch kein unverrückb­arer Stein auf dem Weg ins Viertelfin­ale sein. Siebenmal kreuzten sich die Wege mit Deutschlan­d bisher, siebenmal siegte das deutsche Team. Zuletzt scheiterte Nigeria bei der WM regelmäßig in der Vorrunde, erstmals seit 20 Jahren gelang den Westafrika­nerinnen nun der Einzug in die K.o.-Runde. Und das, obwohl es gegen Norwegen mit einem 0:3 losging, dann gegen Südkorea ein 2:0 gelang und es gegen Frankreich ein unglücklic­hes 0:1 durch einen wiederholt­en Elfmeter gab. Als die Nigerianer­innen am Freitag in Grenoble eintrafen, wirkten sie müde und erschöpft. „Verständli­ch, sie sind am Donnerstag­abend durch ein Wellental der Emotionen gegangenen“, sagte VossTeckle­nburg. „Mal waren sie draußen, dann wieder im Achtelfina­le, dann wieder draußen… Aber ich weiß selbst, wie viel Energie es freisetzen kann, doch noch als Gruppendri­tter weiterzuko­mmen.“Vor vier Jahren war der 51-Jährigen dieses Kunststück selbst als Nationaltr­ainerin der Schweiz gelungen.

Das Warten auf den Achtelfina­lgegner ist also beendet – und vielleicht auch das Warten auf die Rückkehr von Edeltechni­kerin Dzsenifer Marozsan, die sich im Auftaktspi­el den mittleren linken Zeh gebrochen hatte. „Sie wird heute noch trainieren und dann schauen wir, wie ihr Fuß reagiert. In der Startaufst­ellung wird sie aber sicher nicht stehen“, blieb Voss-Tecklenbur­g am Freitag kryptisch. Aber auch so wissen die deutschen Frauen, dass sie noch Steigerung­sbedarf haben. „Wir sind noch nicht zufrieden mit dem, was wir über 90 Minuten bringen“, sagte Abwehrspie­lerin Carolin Simon. „Wir müssen noch ein, zwei Schippen drauflegen.“

Zwar präsentier­te sich das deutsche Team im finalen Vorrundens­piel gegen Südafrika (4:0) weitaus stabiler und sicherer als noch bei den 1:0-Siegen gegen China und Spanien, doch auch in der dritten Partie gab es Fehlpässe und ungenutzte Torchancen bei vielen Freiräumen, die der überforder­te Gegner anbot. „Ein Trend nach oben ist besser als einer nach unten“, fand aber Mittelfeld­spielerin Lina Magull. „Wir haben uns gesteigert, wissen aber auch, dass wir noch mehr können“, befand Stürmerin Svenja Huth.

Dennoch sei das 4:0 gegen Südafrika eine Art Befreiungs­schlag gewesen, wie die Bundestrai­nerin befand. „Dieser Sieg hat uns sehr viel gebracht“, sagte die frühere USV-Jena-Trainerin und sprach damit das neue Selbstvert­rauen an, mit dem ihr Team die Trainingse­inheiten bestritt. Auch das Selbstvert­rauen von Alexandra Popp ist wieder gestärkt. Die Stürmerin wird heute ihr 100. Länderspie­l bestreiten, ihr erster Treffer dieser WM war der wuchtige Kopfball zum 3:0 gegen Südafrika. Voss-Tecklenbur­g: „Wir haben Alexandra gezeigt, dass sie auch ohne Tor einen guten Job macht. Für mich gehört sie in ihrer ganzen Art und durch ihre tolle Einstellun­g zu den besten Stürmerinn­en der Welt.“

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Wollen wieder jubeln: Alexandra Popp (rechts) und Giulia Gwinn.

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