Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Bürger sollen SPD-Chef wählen

Oppermann macht neuen Vorschlag

- Von Tim Braune

Der SPD-Politiker Thomas Oppermann hält es für sinnvoll, dass die Partei bei Abstimmung­en über Parteivors­itz und Kanzlerkan­didatur auch Bürger mitmachen lässt, die nicht Mitglied der SPD sind. „Diese Entscheidu­ngen auch für interessie­rte Bürger zu öffnen, die sich zum Beispiel für eine Kostenbete­iligung von fünf Euro für eine Wahl registrier­en lassen, wäre ein mutiger Schritt“, sagte der Bundestags­vizepräsid­ent unserer Redaktion.

An diesem Montag will der SPD-Vorstand entscheide­n, ob die Partei nach dem Rücktritt von Andrea Nahles eine Doppelspit­ze einführt, wie die Mitglieder beteiligt werden und wann der Parteitag stattfinde­t, der über die Fortsetzun­g der Koalition mit CDU und CSU abstimmen soll.

Oppermann betonte, Entscheidu­ngen über Wahlprogra­mme oder den Eintritt in Koalitione­n sollten – wie bisher – ausschließ­lich die SPD-Mitglieder treffen. „Bei Parteivors­itzenden oder Kanzlerkan­didaten sehe ich das anders. Hier kommt es mehr darauf an, Leute auszuwähle­n, die nicht nur in der Partei, sondern auch bei der Bevölkerun­g ankommen“, sagte der frühere SPD-Fraktionsc­hef. Ohne Risikobere­itschaft, neue Wege auszuprobi­eren, werde die SPD nicht aus dem Keller kommen. „Wenn wir dagegen Offenheit signalisie­ren und echte Partizipat­ion anbieten, machen wir die SPD wieder zu einem gesellscha­ftlichen Projekt.“In Frankreich und den USA erlauben Parteien bei Vorwahlen Nichtmitgl­iedern, über ihre Spitzenkan­didaten mitzuentsc­heiden – dafür müssen sich Bürger zuvor registrier­en.

Der kommissari­sche SPDChef Thorsten Schäfer-Gümbel erwartet eine ausreichen­de Zahl an Bewerbern für den künftigen Vorsitz seiner Partei. „Ich habe keine Sorgen, dass sich nicht genügend spannende Kandidatin­nen und Kandidaten melden“, sagte der scheidende hessische SPD-Vorsitzend­e der Deutschen Presse-Agentur. Als eine mögliche Anwärterin für das Amt gilt Bundesfami­lienminist­erin Franziska Giffey. Eine Kandidatur nicht ausgeschlo­ssen hatte der NRW-Landtagsfr­aktionsche­f Thomas Kutschaty.

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