Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
Chansonzeit im Geraer Hofwiesenpark
Philharmonisches Orchester gibt Open-Air-Konzert
Die Großen der Bühne, die zu Lebzeiten die halbe Welt in Entzücken versetzten, waren selbst oft nicht recht glücklich, drohten an den hohen Maßstäben zu zerbrechen, die sie sich zumuteten. Es braucht einigen Mut, einen Abend lang nachträglich auf solchen Spuren zu wandeln. Vasiliki Roussi und Dominique Horwitz nahmen dies auf sich beim traditionellen Open Air des Philharmonischen Orchesters Altenburg-Gera am Wochenende im Geraer Hofwiesenpark, das mit „Chansons von Édith Piaf und Jacques Brel“überschrieben war. Und man schlug sich wacker, was nicht zuletzt die wachsende Zustimmung des Publikums erkennen ließ.
Der in Paris geborene Horwitz punktete mit einer geradezu artistischen Beherrschung des Französischen und einer ausgefeilten Gestaltung solcher Würfe wie „Les bourgeois“oder „La valse à mille temps.“Das war der verbissene Wahrheitssucher, der alles andere als pflegeleichte Provokateur Brel, wie er leibt und lebt. Die Athenerin Roussi warf bei „Hymne à l’amour“oder „Mon manège à moi“ihr beträchtliches sängerisches Potenzial in die Waagschale, ließ immer wieder ahnen, wo die Piaf da zu Hause war, und kam jener ab und an – was Glut und Wagnis anging – sogar nahe.
Generalmusikdirektor Laurent Wagner hat man selten so froh und besorgt zugleich gesehen wie an den zwei Abenden. Er kennt als Franzose jeden Takt, jede Silbe der geliebten Lieder und wollte, dass alles, wie es sich gehört, ans Licht kommt. Das dürfte gelungen sein – auch dank der hingebungsvoll aufspielenden Philharmoniker. Da erfreuten die Streicher mit Anmut und Schmelz, setzten die Bläser glasklare, nicht selten vor Humor sprühende Akzente, war eine agile Rhythmusgruppe plus Harfe, Akkordeon und Flügel am Werk.