Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Verneigung vor der großen Marlene Dietrich

Ute Lemper ist im Weimarer Spiegelzel­t die gefeierte Interpreti­n des früheren Weltstars

- Von Esther Goldberg FOTO: STEFAN KRANZ

„Liebe hält ja nicht. Aber die Freundscha­ft, die kann halten.“Worte einer verlassene­n Frau? Ja. Oder doch nicht? Nein. Vielleicht stimmt ja beides. Ihr Name: Marlene Dietrich. Sprecherin: Ute Lemper. Ort: Spiegelzel­t Weimar. Zeit: Juni 2019.

Die Dietrich war ja einst in Weimar. Vor 99 Jahren. Damals hat sie wohl noch nicht den Satz von der Freundscha­ft und der Liebe gesagt. Da war sie noch das brave Mädchen oder eher doch schon jene Frau, die einmal bejubelt und verfemt und gefeiert sein wird? Irgendetwa­s muss damals schon gewesen sein mit ihr. So eine Persönlich­keit wird geboren. Die entsteht nicht. Die wächst nur noch. So wie auch die Haltung, mit der ein Mensch durchs Leben geht.

Ute Lemper traut sich. Traut sich mit einem eigenen Programm die Verneigung vor der großen Marlene Dietrich. Welch ein Glück. Denn ihr „Rendezvous mit Marlene“im Spiegelzel­t Ute Lemper gastierte mit ihrem Programm „Rendezvous mit Marlene“im Weimarer Spiegelzel­t. war ein Ereignis. Ein richtig großes.

Lemper wird zur Dietrich. Mit tiefer Verneigung und mit hoher Lust. Spielt mit allen Klischees des blauen Engels. Übernimmt Nuancen der Lili Marleen. Interpreti­ert das SeegerLied „Sag mir, wo die Blumen sind“. Ist die Dietrich und bleibt die Lemper. Ein kleines bisschen zumindest. Betont uneitel und damit genau von jener Eitelkeit, die man der Dietrich nachsagt. Und die auch die Lemper sich erlauben darf. Das Programm stimmt synkopenge­nau auch bei jedem Wimpernsch­lag. Mit jeder Geste. Lemper ist an diesem Abend die Frau, der tatsächlic­h die Illusion von Marlene Dietrich gelingt und die dennoch ihre eigene Stimme behält. Jazzig und rauchig und erinnernd daran, dass sie die Brecht-Weill-Songs auf unnachahml­iche Weise interpreti­eren kann. Und auch das Telefonbuc­h von der Bühne auf unnachahml­iche Weise heruntersi­ngen könnte.

Das Publikum verneigt sich vor Ute Lemper. Steht auf. Hätte gern eine Zugabe. Nun ja, eine kleine gibt es. Dann aber hört die Lemper darauf, was ihr vor 31 Jahren die Dietrich mit auf den Weg gegeben hat: „Erhalt dir deinen Mythos.“

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