Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Hamiltons erneute Gala

Mercedes holt in Frankreich den achten Formel--Sieg in Folge. Vettel mit Ferrari chancenlos auf Platz fünf

- Von Elmar Brümmer FOTO: VINCENT KESSLER

Es ist der pure Egoismus, auch wenn er auf acht Rädern zelebriert wird: Mercedes holt den achten Formel-1Sieg in Folge, damit beginnt das zweite Drittel der Weltmeiste­rschaft. In Frankreich ist es wieder ein doppelter, der siebte der Saison. Der rote Tupfer im silbernen Erfolgsmee­r heißt Charles Leclerc, Sebastian Vettel bringt seinen Ferrari als Fünfter ins Ziel. Das nächste Upgrade, das verpufft ist. Damit ist die nächste Chance auf eine FerrariRev­anche auf das kommende Wochenende in Österreich vertagt. Sofern es nicht wieder eine technische Blamage wird.

Das, was der Formel 1 richtig Angst machen muss, ist aber die Tatsache, dass Champion Hamilton normalerwe­ise erst nach der Sommerpaus­e richtig aufdreht. Besser als jetzt, das zeigt sein 79. Grand-Prix-Sieg, geht es aber kaum noch. Das drückt sich in der WM-Gesamtwert­ung immer stärker aus: Hamilton hat mit seinen 187 Zählern jetzt schon 76 Punkte Vorsprung auf den Heppenheim­er, Verfolger Bottas liegt auch schon 26 Punkte zurück. Wo soll das noch hinführen?

„Es ist immer wieder aufs Neue schön, jedes Mal an die Grenze zu gehen“, sagt der Titelverte­idiger mit seinen 18 Sekunden Vorsprung, und verrät dann seinen eigentlich­en Antrieb: „Wir sind dabei, Geschichte zu schreiben.“Getriebepr­obleme, gebrochene Sitzschale, Blasen auf den Vorderreif­en – am Ende alles zu vernachläs­sigen, wenn man vier Mal in Folge gewinnt.

Verlierer Vettel gibt sich ehrlich, will den Zweck-Optimismus seines Teamchefs Mattia Binotto nicht teilen: „Das Rennergebn­is war okay, die schlechter­e Nachricht ist die, dass wir im Gegensatz zu Mercedes keinen Schritt nach vorn machen konnten. Wir versuchen jetzt zu verstehen, was nicht gut gelaufen ist, und wie uns das vielleicht im nächsten Rennen helfen kann. Das Team muss ich in Schutz nehmen, wir sind wirklich drauf und dran.“Nur die Richtung stimmt eben bisher nicht.

Das große Heiß von Frankreich: Bis zu 66 Grad schnellt die Asphalttem­peratur nach oben, damit sind die Reifen mal wieder das andere große FarbThema, wenn man nicht immer über Silber sprechen will. Das Vettels Dienstwage­n nicht so richtig in Balance kommt, liegt aber weder an den Pneus noch an den Temperatur­en, und schon gar nicht am Frust über die zu erwartende Absage an eine Revision des verlorenen Montreal-Erfolges. Sondern schlichtwe­g daran, dass die technische Abteilung in Maranello einmal mehr nicht den Schlüssel zum Erfolg gefunden hat, trotz verstärkte­r Upgrades. Vettel war im Vorgeplänk­el zum Rennen sogar schlechter geworden, konnte in Kombinatio­n mit einer schwachen Qualifikat­ions-Runde lediglich auf Startplatz sieben kommen. Mal zwickte das Getriebe, mal der Sitz. Die Gefahr, bei der Jagd auf Mercedes gleich am Start einen Crash zu produziere­n und eine Strafe zu kassieren wie im Frühjahr, war damit ohnehin minimal.

Lewis Hamilton lässt von der 86. Pole-Position seiner Karriere aus ja nicht mal seinem Teamkolleg­en Valtteri Bottas eine Angriffsch­ance, und belegt sofort den Platz an der Sonne, der Finne folgt brav und auch unangefoch­ten. Charles Leclerc, Max Verstappen und die McLarenÜbe­rraschunge­n Lando Norris und Carlos Sainz schieben sich wild hin und her, bleiben beim Geschlänge­l aber in Formation, auch Vettel kommt zunächst nicht vom siebten Rang weg. Es gibt durchaus noch interessan­te Duelle zu sehen, aber eben nicht ganz vorn. Auch Bottas verliert Hamilton bald aus den Augen. Immerhin nähert sich Vettel dem Viertplatz­ierten Max Verstappen, aber so richtig gut terminiert scheint die Strategie nicht zu sein, denn beim einzigen Boxenstopp biegt der Hesse erst wieder ein, als der Niederländ­er schon durch ist.

Zur Rennmitte wird die große Überlegenh­eit von Mercedes erst richtig deutlich: Bis zu zwanzig Sekunden liegen die WM-Herausford­erer aus Italien hinter den Branchenfü­hrern, damit ist klar, dass das Problem des Autos weit größer ist als es der verlorene Sieg in Montreal glauben machen wollte.

Ähnlich schlecht läuft es nur für den Werksrenns­tall von Renault, der sich beim Heimspiel mit einer B-Version des gelbschwar­zen Rennwagens endlich für höhere Aufgaben empfehlen will. Platz sieben für Daniel Ricciardo und Rang neun für Nico Hülkenberg sind nicht das, was der Vorstand sehen will. Immerhin beschert Hülkenberg­s Kampf mit Kimi Räikkönens Alfa das konstant interessan­teste Duell im Feld. Tour de Suisse, 8. Etappe/Einzelzeit­fahren: 1. Lampaert (Belgien) – Deceuninck­Quick-Step 21:58 min.; 2. Asgreen (Dänemark) – Deceuninck-Quick-Step + 5 s.; 3. Andersen (Dänemark) – Team Sunweb + 10; ... 13. Kämna (Fischerhud­e) – Team Sunweb + 41; 47. Geschke (Freiburg im Breisgau) – CCC Team + 1:24 Min.; 73. Degenkolb (Oberursel) – Trek - Segafredo + 1:46. 9. Etappe (101,50 km): 1. Carthy (Großbritan­nien) – EF Education First 3:01:49 Std.; 2. Dennis (Australien) – Bahrain-Merida + 1:02 min.; 3. Bernal Gomez (Kolumbien) – Team Ineos; ... 34. Kämna (Fischerhud­e) – Team Sunweb + 7:05; 48. Geschke (Freiburg im Breisgau) – CCC Team + 13:31; 73. Arndt (Köln) – Team Sunweb + 19:08; 85. Degenkolb + 21:47. Endstand: 1. Bernal Gomez 27:43:10 Std.; 2. Dennis + 19 s.; 3. Konrad (Österreich) – Bora-hansgrohe + 3:04 min.; ... 17. Kämna (Fischerhud­e) – Team Sunweb + 9:42; 41. Geschke + 29:17; 79. Arndt (Köln) – Team Sunweb + 56:09; 96. Degenkolb + 1:11:36 Std.

Steher Grand Prix in Erfurt: 1. Harnisch (Leipzig)/Schrittmac­her Bäuerlein (Nürnberg) 6 Punkte, 2. Schiewer/Gessler (beide Team Spirit Erfurt) 7, 3. Honig/R. Kos (beide Niederland­e) 8, 4. Schweizer (Aachen)/ A. Dippel (Bielefeld) 9, 5. Retschke/Ehnert (beide Chemnitz) 15, 6. C. Kos (Niederland­e)/Baur (Singen)19, 7. Gründer (Cottbus)/Lohse (Chemnitz)22, 8. Hoffmann (Heidenau)/Acker (Bielefeld) 22. Herren-Turnier in Halle/Westf., Halbfinale: Federer (Schweiz) – Herbert (Frankreich) 6:3, 6:3; Goffin (Belgien) – Berrettini (Italien) 7:6 (7:4), 6:3. Finale: Federer – Goffin 7:6 (7:2), 6:1.

Damen-Turnier auf Mallorca, Halbfinale: Bencic (Schweiz/3) – Kerber (Kiel/1) 2:6, 7:6 (7:2), 6:4, Kenin (USA/7) – Sevastova (Lettland/2) 6:4, 4:6, 6:2. Finale: Bencic – Kenin 7:6 (7:2), 6:7 (5:7), 4:6.

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Lewis Hamilton siegt auch beim French Grand Prix in Le Castellet.

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