Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Wahre Größe zeigen

F Gelassen läuft‘s, doch nicht jeder kommt im großen Volvo auf Anhieb zur Ruhe. Ein Vielzweckf­ahrzeug ist der Schwede aber allemal

- Von Andreas Rabel

Kleider machen Leute. Autos aus Zeitgenoss­en andere Menschen – oder auch nicht?

Bekannte fragten, ob es möglich sei, mit dem Volvo XC 90 eine Runde zu drehen, mal in den Baumarkt zu schauen. Man brauche ja immer mal was. Und Sperriges sei ja in so einem großen Auto gut zu transporti­eren. Ich will mal nicht so sein. Schließlic­h hat er mir mit seiner Handwerksk­unst schon oft aus der Patsche geholfen.

Die erste Überraschu­ng nach dem Hallo. Maik hält seiner Freundin, die er einfach so mal mitgebrach­t hat, die Tür auf. Sonst nicht seine Art, denke ich mir: Das macht er doch eigentlich nur, wenn die Freundin neu ist – zumindest das Auto ist neu.

Der große Volvo macht was her, und man passt sich halt an, als Mann von Welt. Maik steigt nicht ein, umkreist das Auto, so lange, bis ich endlich frage: Willst du? Er will.

Schwupp sitzt er auf dem Fahrersitz, quittiert zufrieden, dass sich der Sitz elektrisch in die gewünschte Position begibt. Er fragt, ob es etwas zu beachten gebe. Nicht, das ich wüsste. Automatikg­etriebe, Allrad, Power unter der Haube. Der Wagen rollt los. Sichtlich genießt Maik die Rundumsich­t, schaut wie Türmer Theo auf die automobile Welt herab.

Der Volvo schnürt über die Autobahn. So ein großer Allrader, der hat schon was, sinniert er – man hat was unter der Haube, kann ins Gelände. Und man müsse niemand etwas beweisen.

Mein Hinweis, hier sei Tempo 120 angezeigt, geht unter. Maik erfragt die Motordaten: Ich hab‘ meine Hausaufgab­en gemacht: Der Benzindire­kteinsprit­zer hat zwei Liter Hubraum, hat 250 PS und verbraucht keine acht Liter – wenn man nicht mit Bleifuß fährt. Auch diese Bemerkung verpufft.

Maik nickt. Der Baumarkt kommt in Sicht. Der Parkplatz ist voll, also ab ins Parkhaus. Maik lässt es langsam angehen und macht sich ganz klein. In Erwartung eines schürfende­n Geräusches, duckt er sich als es die Rampe zum ersten Geschoss hinauf geht.

Handlich ist anders, sagt er. Nach einigem Hin und Her steht das Auto an seinem Platz, er springt aus dem Wagen, guckt und schmunzelt – der Kompakte daneben reicht ihm bis zur Schulter. Nach einer kleinen Ewigkeit sind wir zurück, gekauft hat er nichts. Wie selbstvers­tändlich hockt sich Maik hinters Lenkrad. Auf der Autobahn höre ich ihn sagen: Das Auto verführe ja überhaupt nicht zum Rasen, ganz im Gegenteil. Aber das hindert ihn nicht daran, gleich darauf zu schimpfen, weil ein vor uns fahrendes Auto ansetzt, einen Lkw zu überholen. Vielleicht muss man länger mit dem Volvo fahren, um gelassen und relaxt zu werden. Stattdesse­n höre ich ihn sagen: Ein Hamburger wäre nicht schlecht, er hätte heute so gut wie nichts gegessen. Also ran an den Schalter – zwei Hände reichen ihm von schräg unten seine Tüte an – das gefällt ihm.

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FOTOS (): ANDREAS RABEL Stattlich: Der Volvo XC  ist etwas für die lange Strecke.
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Fein gemacht: Der große Volvo hält alles bereit, was das Fahren angenehm macht.

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