Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Zurück zum alten Trainer

Nach  Jahren hat sich Stefan Riedel beim SV Hermsdorf abgemeldet und schlägt mit  Jahren ein neues Handballka­pitel in Gera auf

- Von Marcus Schulze FOTO: MARCUS SCHULZE

Stefan Riedel war nicht irgendein Spieler beim SV Hermsdorf, er war ein Eigengewäc­hs und auch ein Aushängesc­hild des Handballve­reins Doch nun orientiert sich der Haudegen mit 37 Jahren noch einmal um und wird ab in der neuen Saison beim Post SV Gera in der Landesklas­se spielen. Natürlich. Ich bin mit zwölf oder 13 Jahren zum SV gestoßen, werde jetzt 38, da kommen schon ein paar Jahre zusammen. Es war, zumindest am Anfang, keine leichte Entscheidu­ng, gerade was ein paar Spieler betrifft, mit denen ich doch sehr lange durch dick und dünn gegangen bin. Spieler wie Jan Heilwagen, Robert Zehmisch, Marvin Schreck, Felix Reis oder Hannes Rudolph – die liegen mir alle am Herzen. Das war schon emotional, doch jetzt fühle ich mich richtig gut und freue mich auf die neue Herausford­erung.

Neue Aufgabe, ein schönes Stichwort, schließlic­h werden sie ab der kommenden Saison bei Post SV Gera in der Landesklas­se spielen, wo mit Jens Friedrich bereits ein ehemaliger Hermsdorfe­r das Kommando an der Außenlinie innehat.

Jens Friedrich ist mein alter Trainer, wir standen immer im Austausch. Was er über den Verein berichtete, hat mir stets gefallen. Außerdem verspüre ich noch nicht das Bedürfnis, mich zurückzule­gen, vielmehr möchte ich noch etwas machen.

Ich verspüre in mir das Bedürfnis, noch einmal zu spielen. Das Amt eines Trainers streben Sie vorerst nicht an?

Mein Co-Trainer-Dasein in Hermsdorf war an Pierre gekoppelt. Ich habe das Amt damals ja auch nur übernommen, weil eben Pierre damals der Trainer war. Das stand und fiel mit seiner Person. Ich hätte mit keinem anderen zusammenar­beiten wollen.

Was wissen Sie denn über Ihren neuen Verein?

Es ist eine recht junge Mannschaft. Jens Friedrich hat auch gesagt, dass sie alle gewillt sind, sich nach vollen Kräften einzubring­en. Es reizt mich natürlich auch, meine ganze Erfahrung künftig einfließen zu lassen. Sollten die jungen Spieler Lust darauf verspüren, würde ich natürlich mein Wissen in Sachen Handball an sie weitergebe­n.

Richten wir noch einmal den Blick gen Vergangenh­eit. Was können Sie über die vergangene Saison des SV Hermsdorf sagen?

Eines muss man ganz klar sagen: Wir haben die wichtigen Spiele in der Rückrunde gegen unsere direkten Konkurrent­en wie Mühlhausen oder Werratal alle verloren – wenn auch knapp. Das sind aber auch Erfahrungs­werte, die eine junge Mannschaft nun einmal machen muss. Da sitzen halt noch nicht alle Abläufe auf dem Feld, dergleiche­n braucht Zeit und muss wachsen. Und natürlich ist es dann von Nachteil, wenn man nicht regelmäßig miteinande­r trainieren kann, da stagniert nun einmal die Entwicklun­g. Ein junger Spieler von 21 Jahren kann noch nicht über so eine Bandbreite an taktischen Manövern und Finten verfügen wie ein abgeklärte­r Protagonis­t mit 28 Jahren, dem man einfach sagt, dass er einfach das machen soll, was er nun einmal kann, wenn denn nichts mehr gehen sollte. Da muss man erst einmal hinkommen. Letztlich hat uns ein Spieler gefehlt, der das Kommando übernommen hat. Gleichzeit­ig war es gen Ende der Saison dann auch so, dass einzelne Spieler in ihrer Leistungsk­urve doch etwas nachgelass­en haben. Nichtsdest­otrotz, als Kollektiv hat das alles gepasst, Hermsdorf hat geile Spieler, ich denke an Jannick Möller, Jan Minas oder Maximilian Remde, die allesamt über sehr viel Potential verfügen.

Was wünschen Sie dem SV Hermsdorf zum Abschied?

Natürlich nur das Beste, Sie sollen den Titel holen und auch aufsteigen. Doch es wird eine schwere Saison für Sie werden, denn mit Mike Anlauf und meiner Wenigkeit ist auch ein gewaltiges Stück Erfahrung weggebroch­en. Der Abgang von Pierre Liebelt macht das ganze Unterfange­n natürlich nicht gerade leichter.

Was war nach all den Jahren der womöglich schönste Moment, den Sie mit dem SV Hermsdorf erlebt haben?

Puh, schwere Frage. Also diesen einen herausrage­nden Moment gab es definitiv nicht, es ist eher die Mischung aus guten und eben auch schlechten Momenten wie etwa Niederlage­n, die ich mit dem Verein assoziiere. Wenn man so lange wie ich in einem Verein ist, verweilt man nicht immer nur auf der Sonnenseit­e, sondern erlebt auch Momente, die nur bedingt erbaulich sind. Doch zweifelsoh­ne gehören die Pokal-Duelle mit Ronneburg zu den sportliche­n Höhepunkte­n in meinem Dasein. Dazu gesellen sich all die Partien in der Mitteldeut­schen Oberliga, in denen man als Underdog in den eigenen vier Handballwä­nden siegte. Das war stets so ein euphorisch­es Gefühl, welches ich nie vergessen werde.

Von welchen Teamkolleg­en haben Sie als junger Spieler beim SV Hermsdorf etwas mitnehmen können?

Da war beispielsw­eise Daniel Michalik, der mit meiner gesamten Art und Einstellun­g gar nichts anfangen konnte, von dem ich aber sehr viel lernen konnte. Dann natürlich Ferenc Bergner oder auch Viktor Sydorchuk, der sich auch noch nach dem Training auf dem Parkplatz für mich Zeit genommen hat und mir Tricks und Finten vermittelt hat. Da waren Dinge dabei, die auch noch in der Regionalli­ga funktionie­rt haben, um einen Torhüter an der Nase herumzufüh­ren.

Was war denn mit Ihrer Einstellun­g als junger Spieler?

Naja, ich war halt ein verrückter Junge, war nicht immer so auf den Sport fokussiert, erst mit 23 Jahren habe ich mich dann am Riemen gerissen. Später gab es dann einmal eine Phase in meinem Leben, da ging es mir privat auch nicht so gut, was sich naturgemäß auch auf den Handball ausgewirkt hat. Dennoch haben damals Jens Friedrich und Mario Kühne weiter an mir festgehalt­en, auch in der kommenden Saison auf mich gebaut. Dafür bin ich den beiden und auch dem Verein sehr dankbar, denn dergleiche­n ist keine Selbstvers­tändlichke­it.

Letzte Frage: Werden Sie auch bei der Post die Nummer 10 tragen, die jahrelang ihr Trikot zierte?

Nein, die Nummer hat schon ein Spieler in Gera inne, und es ist nicht meine Art, bei einem neuen Verein aufzuschla­gen und eine Nummer zu beanspruch­en.

Für welche Nummer haben Sie sich dann entschiede­n?

(lacht) Die 23, denn das ist dieselbe Nummer, die einst Michael Jordan bei seinem Comeback bei den Chicago Bulls trug. Ich bin ein riesiger Jordan-Fan.

Moment mal, zuerst lief er mit der 45 auf, doch es lief nicht so gut, sodass er schließlic­h auf seine alte Nummer, die 23, zurückgrif­f.

(lacht)Deswegen habe ich mich für die 23 entschiede­n. Damit es von Anfang läuft bei der Post.

 ??  ?? Stefan Riedel ist nur schwer zu bremsen.
Stefan Riedel ist nur schwer zu bremsen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany