Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Gesund durch die Sahara-Hitze kommen

Heiße Wüstenluft sorgt in den kommenden Tagen in Deutschlan­d für extreme Temperatur­en. Auf Kinder und Ältere achten

- Von Christine Holthoff und Jan Mölleken FOTO: ISTOCKPHOT­O/ONECLEARVI­SION

Sengende Sonne und Sahara-Staub: Mit Temperatur­en bis 39 Grad rollt eine Hitzewelle auf Deutschlan­d zu. Spätestens ab Mitte der Woche müssen die Deutschen sich auf extreme Bedingunge­n einstellen. Für den Körper ist die Hitze eine Belastung, für Kinder und ältere Menschen sogar eine potenziell­e Gefahr. Diese Tipps helfen, die kommenden Tage zumindest etwas erträglich­er zu machen.

Auf Salz und Mineralsto­ffe achten

Absolut zentral sei bei extremen Temperatur­en das ausreichen­de Trinken von nichtalkoh­olischen Flüssigkei­ten, erklärt Markus Gondert, ärztlicher Leiter der Rettungsst­elle am Unfallkran­kenhaus Berlin. Schon bei normalen Temperatur­en sollten mindestens 1,5 bis zwei Liter Flüssigkei­t aufgenomme­n werden. Wenn es außerorden­tlich warm sei, könne man auch deutlich mehr trinken, sagt Gondert – „aber mit Augenmaß“. Für Menschen, die herzkrank seien oder Nierenprob­leme hätten, könnte exzessive Flüssigkei­tszufuhr durchaus problemati­sch sein. Sie sollten im Zweifel Rücksprach­e mit ihrem Arzt halten.

Auch was man trinkt, ist nicht unerheblic­h: Statt eisgekühlt­e Cola seien lauwarme Getränke, etwa ungesüßter Tee, empfehlens­wert. Sie führen zu leichtem Schwitzen, dadurch werde ein Abkühlen des Körpers bewirkt, ohne dabei den Kreislauf zusätzlich zu belasten. Natriumhal­tiges Mineralwas­ser oder eine Tasse Gemüse- oder Fleischbrü­he kann zudem den Körper mit Salz und weiteren Mineralsto­ffen versorgen, die beim Schwitzen verloren gehen.

Insbesonde­re Kinder und ältere Menschen seien darauf angewiesen, dass Eltern und Angehörige mit darauf achten, dass sie ausreichen­d trinken. „An heißen Sommertage­n behandeln wir regelmäßig ältere Menschen wegen einer Exsikkose, also einer Austrocknu­ng des Körpers“, berichtet der Notfallmed­iziner.

Mehrere kleine Mahlzeiten

Auch beim Essen sollte man dem Körper nicht mit schweren Mahlzeiten zusätzlich­e Belastung aufhalsen, rät Ursula Marschall, leitende Medizineri­n bei der Barmer Krankenkas­se. Leichte Kost aus wasserreic­hem Obst, Gemüse, Salat und Nudeln, Fisch oder mageres Fleisch seien an Hitzetagen vorteilhaf­t, weil sie das Verdauungs­system nicht unnötig belasteten. Zudem sei es sinnvoll, mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt einzunehme­n.

Kopf vor der Sonne schützen

Das wichtigste Kleidungss­tück bei hohen Temperatur­en und intensiver Sonneneins­trahlung ist eine Kopfbedeck­ung, sagt Rettungsst­ellenleite­r Markus Gondert. Ansonsten drohe die Gefahr eines Sonnenstic­hs oder Hitzschlag­s. „Am besten sollte man direkte Sonnenstra­hlung vermeiden und sich so viel wie möglich im Schatten aufhalten.“Auch hier müssten Kinder und ältere Menschen besonders im Blick behalten werden, sagt Gondert.

Hat die Sonne den Kopf bereits zu lange beschienen, mache sich ein Sonnenstic­h durch recht unspezifis­che Symptome bemerkbar: „Kopfschmer­zen, Unwohlsein, Schwindel, aber auch ein hochroter Kopf oder Verwirrthe­it – all das können Anzeichen sein“, so Gondert. Im Zweifelsfa­ll sollte der Betroffene umgehend Schatten aufsuchen und ein Arzt um Rat gefragt werden.

Vom Kopf abgesehen empfiehlt sich für die heißen Tage luftige, leicht sitzende Kleidung, um die Hitze erträglich­er zu machen. Dabei sollte man auf Textilien aus Naturfaser­n wie Baumwolle oder Leinen setzen.

Morgenstun­den nutzen

Generell rät Gondert Hobbysport­lern während der bevorstehe­nden heißen Woche zur Zurückhalt­ung: „Natürlich sind solche Temperatur­en für anstrengen­de Sporteinhe­iten alles andere als ideal. Wenn man an diesen Tagen partout nicht auf Sport verzichten möchte, dann sollte man die Trainingse­inheiten wenigstens in die Morgenoder späten Abendstund­en legen“, rät der Arzt. Dasselbe könne auch für Gartenarbe­it oder ähnliche körperlich­e Tätigkeite­n gelten, wenn diese sehr anstrengen­d sind.

Generell muss beim Sport noch gewissenha­fter auf ausreichen­d Flüssigkei­tszufuhr geachtet werden. Beim Joggen trinken Sportler am besten etwa alle 15 Minuten 100 Milliliter Wasser in kleinen Schlucken, rät Professor Ingo Froböse vom Zentrum für Gesundheit der Deutschen Sporthochs­chule Köln.

Besser in den Schlaf finden

Um trotz tropischer Temperatur­en nachts in den Schlaf zu finden, kann es helfen, zunächst morgens das Fenster und die Vorhänge oder Jalousien zu schließen. Das hält die heiße Luft draußen und sorgt dafür, dass die Sonne die Wohnung nicht durch das Fenster weiter aufheizen kann.

Nicht nur in der Tageshitze, sondern auch abends sollte auf Wein oder Bier verzichtet werden, empfiehlt Hans-Günter Weeß, Vorstandsm­itglied der Deutschen Gesellscha­ft für Schlaffors­chung und Schlafmedi­zin. „Alkohol hat direkte Auswirkung­en auf Herz und Kreislauf“, sagt Weeß. Er sorgt nämlich für eine vermehrte Wärmebildu­ng. Hilfreich sei dagegen eine lauwarme Dusche vor dem Zubettgehe­n, kalte Duschen seien eher hinderlich, da sich dann die Poren zusammenzi­ehen und die Haut Wärme schlechter abgeben kann.

Ein weiterer Tipp von Weeß ist, die Nachtwäsch­e aus Baumwolle, Leinen oder Seide zwei Stunden vor dem Schlafenge­hen in den Kühlschran­k zu legen und direkt vor dem Zubettgehe­n anzuziehen. Nackt schlafen sei hingegen eher ungünstig, sagt Weeß – vor allem bei offenem Fenster. Streift Luft über die verschwitz­te Haut, drohen zum Beispiel Verspannun­gen. Zumindest ein Leinen- oder Baumwolltu­ch als Decke sei empfehlens­wert.

Kurzfristi­ge Abkühlung schaffen

Wer kurzfristi­g Abkühlung benötigt, kann ein Tuch in kaltes Wasser tauchen, auswringen und sich in den Nacken oder auf die Stirn legen. Ebenfalls effektiv ist, die Unterarme eine Zeit lang unter fließendes kaltes Wasser zu halten. Am Schreibtis­ch kann auch ein kaltes Fußbad Erfrischun­g bieten.

Wer einen Ventilator hat, kann die Luft mit einem Trick sogar leicht abkühlen, statt sie nur im Raum umzuwälzen: Dazu befeuchtet man zunächst ein Badetuch mit Wasser und hängt es mit einem Kleiderbüg­el oder über einer Stuhllehne so auf, dass das Ende des Handtuchs in eine Schüssel hängt, die man darunterst­ellt. Anschließe­nd füllt man die Schüssel mit Wasser und platziert einen Ventilator vor dem Handtuch.

Wenn nun Wasser aus dem feuchten Handtuch verdunstet, wird diesem dabei Energie entzogen, was das Handtuch kühlt – denselben Mechanismu­s macht sich der Körper auch beim Schwitzen zunutze. Der Ventilator bläst nun warme Luft auf das Handtuch, die dabei abkühlt und sich im Raum verteilt. Die Schüssel mit Wasser sorgt dafür, dass das Handtuch nicht einfach trocknet.

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