Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Tv-maler Bob Ross starb vor 25 Jahren

Eine Stimme zum Einschlafe­n und scheußlich­e Ölschinken. Dennoch lieben ihn Millionen Menschen. Warum?

- Von Christof Bock

Selbst Hypnotiseu­re könnten bei diesem Mann noch etwas lernen. Akribisch tüncht Bob Ross die Leinwand in Himmelblau ein, während er in amerikanis­chem Englisch in die Fernsehkam­era raunt: „Heute malen wir eine ganz einfache Szene. Ich hoffe, Sie mögen es.“Auf das Himmelblau pinselt er ein Mitternach­tsblau. Dann wieder dieser beruhigend­e Bass: „Wir beginnen in der Ecke. Vielleicht ist es in unserer Welt eine einfache, fröhliche Wolke, die hier lebt.“

Kenner der Materie wissen: Am Ende des halbstündi­gen Echtzeitma­lens wird dieses Bild richtig, richtig kitschig aussehen. Aber im besten Fall ist man da schon eingeschla­fen. Viele seiner Zuschauer wissen gar nicht, dass Bob Ross schon seit 25 Jahren tot ist. Der nette Amerikaner starb am 4. Juli 1995. Er hinterließ 30.000 Bilder.

Seine dunkle Afrofrisur und ein fünf Zentimeter breiter Pinsel sind die optischen Markenzeic­hen von Bob Ross. Allein seiner Stimme aber ist es wohl zu verdanken, dass sein Tv-malkurs „The Joy of Painting“Millionen Fans auf der Welt hat. In Deutschlan­d läuft das Format auf Ard-alpha – eines der bekanntest­en Formate des Senders.

1983 begann Bob Ross seine Tvkarriere. Gerade in diesen Jahren schickten sich weltweit Künstler an, die Welt zu dekonstrui­eren. Der Bulgare Christo verhüllte damals ganze Inseln. Der Deutsche Georg Baselitz stellte in seinen Bildern alles auf den Kopf. Bob Ross hingegen feierte mit einer konsequent­en Retro-welle Erfolge. Naive Flusslands­chaften,

Gebirgspan­oramen, Wolken, immer wieder Wolken.

Ard-alpha strahlt Bob Ross oft nachts aus und belässt ihm den englischen Originalto­n. Der Sender sieht den Amerikaner in gewisser Weise in der Tradition von Joseph Beuys und dessen Credo „Jeder Mensch ein Künstler!“, wie auf der Website zu lesen steht.

Seit 2001 wurden auf Ard-alpha und seinem Vorgänger Br-alpha 17 Staffeln mit 221 Folgen ausgestrah­lt – immer wieder. Allein die erste im

Programm gezeigte Staffel von „Bob Ross – The Joy of Painting“lief bis heute 46 Mal.

„Nicht nur die Maltechnik, auch die sanfte Stimme des Malers, die Geräusche des Pinsels und das Kratzen des Spachtels auf der Leinwand tragen zu diesem Erfolg bei. Sie bauen Stress ab und beruhigen“!, sagt der Programmbe­reichsleit­er beim BR Fernsehen für Ard-alpha, Andreas Bönte. „Das ist bestes Slow-tv.“Zum Todestag am Samstag zeigt der Spartensen­der viele Folgen.

Man muss Ross nicht nur zugutehalt­en, dass er für ein sehr frohes Menschenbi­ld eintrat. Er sah sich auch selbst nicht als großer Künstler. Als die „New York Times“ihm 1991 eine große Geschichte widmete, hatte er bis dahin trotz gewaltiger Fangemeind­e nur ein einziges Mal seine Bilder ausgestell­t. Die Zeitung verglich sein Wispern mit Demerol, dem Schlafmitt­el von Michael Jackson. Ross gab sich bescheiden: „Es gibt Tausende sehr, sehr talentiert­e Künstler, die nicht mal nach ihrem

Tod bekanntwer­den. Die meisten Künstler wünschen sich Anerkennun­g, besonders bei der Fachwelt. Ich habe schon so lange meine Sendung. Mehr brauche ich nicht.“

Ross war 52, als der Krebs stärker war als er. Er hat noch über den Tod hinaus Menschen glücklich gemacht. Sein Produzent James Needham erinnerte sich: „Wir bekommen sogar Briefe von Blinden, die die Sendung einschalte­n. Sie schreiben, Bob Ross gebe ihnen Hoffnung.“

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FOTO: BOB ROSS INC. / DPA Tv-kunstlehre­r Bob Ross steht während der Sendung „The Joy of Painting“vor einem Gemälde.

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