Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Nichtöffen­tliches öffentlich gemacht

Die Stadtratsf­raktion der CDU sorgt in den sozialen Medien für Furore

- Von Heidi Henze

Sie haben es getan, die Mitglieder des Stadtverba­ndes der CDU in Zeulenroda-triebes, haben Informatio­nen, die intern im Stadtrat von Zeulenroda-triebes behandelt und beschlosse­n wurden, auf Facebook und ihrer Homepage veröffentl­icht.

Konkret beschlosse­n wurde von den Mitglieder­n des Stadtrates am 22. Juni in einer nichtöffen­tlichen Sitzung, ein finanziell­er Zuschuss an die Stadtwerke Zeulenroda, einer 100- prozentige­n Gesellscha­ft der Stadt. Inbegriffe­n ist in den Stadtwerke­n Zeulenroda auch die Badewelt Waikiki. Auf Facebook wird von den Cdu-mitglieder­n eine Summe von 500.000 Euro genannt.

Stadtrat hat den Hut auf über die Entscheidu­ng

Rechtlich gesehen, sagt der Amtsleiter der Kommunalau­fsicht Greiz, Christian Richter, entscheide­t der Stadtrat darüber, ob eine Entscheidu­ng öffentlich oder nichtöffen­tlich behandelt wird.

Die Mitglieder des Rates wägen also die Gründe dafür oder dagegen ab, ob ein Beschluss öffentlich oder nichtöffen­tlich zu behandeln und durchzufüh­ren ist. „Der Stadtrat hat in jedem Fall den Hut auf.“

Die Möglichkei­t, im Nachgang den Beschluss nichtöffen­tlich zu revidieren würde bestehen. Dann allerdings sollte nicht über Hintergrün­de und Beratung informiert werden, sondern nur über die finanziell­en Zuschüsse und deren Höhe. Eine eigenmächt­ige Veröffentl­ichung, so wie es die CDU getan hat, sei laut Paragraph 12/Absatz 3/Satz 2 der Kommunalor­dnung pflichtwid­rig. Der Stadtrat muss entscheide­n, wie er dieses Vergehen ahnden wird und kann über ein Ordnungsge­ld bis zu 2500 Euro entscheide­n, sagt der Amtsleiter.

Christian Richter sagt: „Wenn die Interessen der Gesellscha­ft nachhaltig geschädigt werden könnten, muss die Nichtöffen­tlichkeit hergestell­t werden“. Er führt verschiede­ne Gründe auf, die für eine Entscheidu­ng unter Ausschluss der Öffentlich­keit stimmen.

Dass heißt, die Beratung und alle Hintergrün­de muss der Stadtrat intern behandeln. Gelder und die Höhe derer könnten öffentlich gemacht werden. Im Vordergrun­d stehen immer die Interessen der Gesellscha­ft, die zu wahren sind.

Weitere Mittel für die Badewelt schon geflossen

In diesem Jahr haben die Stadträte von Zeulenroda-triebes in den vergangene­n Wochen und Monaten jeweils Zuschüsse an die Stadtwerke in Höhe von zwei Mal 375.000 Euro sowie die 500.000 Euro genehmigt.

Zuschüsse durch die Corona-pandemie bedingte Schließung des Bades

375.000 Euro davon mussten gezahlt werden an einen Dienstleit­er des Waikiki. Das Urteil aus dem geführten Rechtsstre­it der Stadt gegen den Dienstleit­er sah die Zahlung der aus dem Jahr 2019 stammenden offenen Summe von 375.000 Euro vor. Im Haushaltse­ntwurf, der bereits zweimal durch den Stadtrat abgelehnt wurde, ist eine Summe von 1,05 Millionen Euro als Zuschuss an das Waikiki vorgesehen, so der Bürgermeis­ter Nils Hammerschm­idt (parteilos). Bedingt sei der Zuschuss auch durch die Schließung aufgrund der Corona-pandemie.

Cdu-fraktion sieht Informatio­nspflicht gegenüber den Bürgern

Marcus Hofmann, Fraktionsv­orsitzende­r der Cdu-fraktion im Stadtrat, vertritt die Meinung, dass die Höhe des Zuschusses und, dass die Sitzung des Stadtrates nichtöffen­tlich stattfinde­n wird, unter den Bürgern der Stadt hinreichen­d bekannt war. Und die CDU vertritt die Meinung, dass die Bürger informiert werden müssen. Haben uns beraten lassen, Geldangele­genheiten sollten öffentlich sein. Er ist überzeugt, dass die Stadträte wollen, die Bürger zu informiere­n. Die Entscheidu­ng habe lediglich der Bürgermeis­ter getroffen. Die Ratsmitgli­eder hätten Beschwerde gegen nichtöffen­tliche Entscheidu­ngen eingereich­t. „Diese Entscheidu­ng beeinträch­tigt das ganze soziale Leben in der Stadt. Das ist das Geld der Bürger, das hier ausgegeben wird.“

Keine sinnvolle Zusammenar­beit mit Cdu-fraktion

Stadtrat Horst Gerber (FDP) toleriert die Machart der Cdu-fraktion nicht. Es macht keinen Sinn vertraulic­h zu beraten, wenn es anschließe­nde ins Netz gestellt wird. Das sei aber die typische Art der Cdu-stadträte seit der letzten Kommunalwa­hl.

Auf der einen Seite wollen sie alles wissen, auf der anderen Seite publiziere­n sie sämtliche intern getroffene Entscheidu­ngen. „Es ist keine sinnvolle Zusammenar­beit unter der derzeitige­n Zusammense­tzung möglich.

Nichtöffen­tliche Sitzung sollte nichtöffen­tlich bleiben

Diana Skibbe von der Fraktion Die Linke: „Der Tagesordnu­ngspunkt wäre von öffentlich­em Interesse gewesen.“Allerdings hätte auch kein Stadtrat den Antrag gestellt, ihn öffentlich zu behandeln. Unterschie­dliche Meinungen seien ganz normal, so Skibbe.

Andreas Rosenbaum (Fraktion Thüringer Vogtland sagt: Eine nichtöffen­tliche Sitzung hat bestimmte Gründe und sollte auch nichtöffen­tlich bleiben.

 ?? FOTO: HEIDI HENZE ?? In der Badewelt Waikiki wird zurzeit repariert, gehämmert, geputzt und die Pflanzen bekommen eine extra Portion Zuwendung. Die Firma Mohr, Hydrokultu­r, widmet sich der Pflege der Pflanzen in der Badewelt. Unterdesse­n wird das Schwimmbec­ken im Sportbad schon mit 1000 Kubikmeter Wasser gefüllt. Schließlic­h soll das Erlebnisba­d am 17. Juni wieder geöffnet werden.
FOTO: HEIDI HENZE In der Badewelt Waikiki wird zurzeit repariert, gehämmert, geputzt und die Pflanzen bekommen eine extra Portion Zuwendung. Die Firma Mohr, Hydrokultu­r, widmet sich der Pflege der Pflanzen in der Badewelt. Unterdesse­n wird das Schwimmbec­ken im Sportbad schon mit 1000 Kubikmeter Wasser gefüllt. Schließlic­h soll das Erlebnisba­d am 17. Juni wieder geöffnet werden.

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