Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
Kulturschaffende stark verunsichert
Stefan Fraas von der Vogtland Philharmonie und Undine Hohmuth von der Vogtlandhalle in Greiz schauen mit großen Sorgen in die Zukunft
Es war der 13. März, ein Freitag, als der Anruf kam, erinnert sich Stefan Fraas, Generalmusikdirektor der Vogtland Philharmonie Greiz-reichenbach, genau. Eigentlich sollte das Orchester am Abend beim Jahresempfang des Landkreises Greiz spielen, am Wochenende danach standen zwei ausverkaufte Konzerte mit Katrin Weber an. Doch daraus wurde nichts mehr. Die rasche Ausbreitung des neuartigen Coronavirus in Deutschland und dem Landkreis Greiz machte alle Pläne zunichte.
Den Rest des März habe man „in einer Art Schockstarre“verbracht, erinnert sich Fraas im Gespräch mit dem Vorsitzenden der Cdu-landtagsfraktion Mario Voigt und dem Cdu-landtagsabgeordneten Christian Tischner. Das Orchester ging ab Mai in die Kurzarbeit, sie soll noch bis Ende Juli gelten. Insgesamt 68 Konzerte fallen bis Ende August aus, sagt Fraas und spricht von einem Einnahmeverlust von rund 530.000 Euro. Die werde man auch kaum noch aufholen können. Zum einen, weil man die Veranstaltungen nicht einfach verschieben könnte – der Kalender für 2021 sei schon proppevoll, der für 2022 auch schon zu zwei Dritteln – zum anderen, weil er befürchte, dass die Pandemie noch nicht vorbei sei. „Wir sind noch mittendrin.“
Zwar seien inzwischen wieder erste kleine Konzerte möglich, etwa in Kirchen oder zur Klassiknacht im Goethepark, doch die Auflagen durch die Pandemie würden das Orchester noch lange beschäftigen. Und das nicht nur, weil die eigentliche Stärke der Philharmonie, die länderübergreifende Zusammenarbeit, derzeit eine kleine Herausforderung sei.
Unsicherheit an vielen Stellen
So würden in Thüringen und Sachsen unterschiedliche Regeln für die Musiker gelten. In Sachsen dürfe man in geschlossenen Räumen proben, in Thüringen nicht.
Zudem sei die Unsicherheit groß, wie die Arbeit der Philharmonie in Zukunft aussehen werde. Im September wolle man eigentlich wieder mit den Sinfoniekonzerten beginnen, so Fraas. Insgesamt 900 Anrechtler habe man dafür – rund 400 in Greiz, rund 500 in Reichenbach. Denen müsse man für ihr Geld ja auch etwas bieten, habe aber, Stand jetzt, keine Spielstätte, in der sie alle unterkommen könnten. Also bereite man derzeit mehrere Konzerte vor, was wiederum mehr Aufwand und auch mehr Kosten bedeute.
Die Unsicherheit treibt auch Undine Hohmuth um, Leiterin der Greizer Vogtlandhalle. Vielen Agenturen sei es jetzt schon zu heiß, Veranstaltungen im Herbst zu machen. Sie wollten deswegen auf das nächste Jahr verschieben, für das es aber schon ein Programm gebe.
Dazu kämen Veranstaltungen, die jetzt schon mit hunderten Kartenverkäufen ausverkauft seien. Diese Gäste könne man bei den derzeitigen Auflagen nicht alle in die Vogtlandhalle hineinbekommen, die Künstler aber auch nicht zwei oder drei Mal spielen lassen, schon weil man sie dann auch so bezahlen müsse. „Das ist wirtschaftlich nicht machbar“, so Hohmuth, die auch davon sprach, dass derzeit eine extreme „Perspektivlosigkeit“die gesamte Branche durchzogen habe, weil niemand wisse, wie es weitergehe.
Zwei Konzerte am Wochenende
Am Sonnabend, dem 4. Juli, ab 20.30 Uhr, spielt die Philharmonie im Lapidarium des Greizer Goetheparks auf und bringt zusammen mit Pianisten Evgenia Rubinova unter anderem das 1. Klavierkonzert von Franz Liszt, „Die Moldau“von Bedřich Smetana, Ausschnitte aus „Schwanensee“von Peter Tschaikowski oder die „Carmen-suite“von Georges Bizet auf die Hauptbühne.
Am Sonntag gastieren die Musiker mit Violinistin Alma Vivienne Keilhack ab 18 Uhr und einer „Sommerserenade“auf der Burgruine Reichenfels in Hohenleuben. Hier wird es Werke von Wolfgang Mozart, Georges Bizet, Max Bruch, Ludwig van Beethoven und mehr geben. Tickets zu 20 beziehungsweise 18 Euro können bis 16 Uhr am jeweiligen Konzerttag via Email an tickets@vogtland-philharmonie.de reserviert und bis 30 Minuten vor Beginn an der Abendkasse abgeholt werden. Für das Publikum gelten entsprechende Abstandsregeln, weshalb das Platzangebot reduziert ist.