Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
Ideenaustausch beim Nähen
Näh-experten und -Anfänger treffen sich regelmäßig im Handarbeitskorb Zoppoten zum Ideenaustausch
In Zoppoten ist Handarbeit hoch im Kurs.
Egal ob Anfänger oder Experte: Im Handarbeitskorb in Zoppoten ist jeder willkommen, der nähen, klöppeln, filzen – oder einfach nur mal quatschen will. Fast an jedem Abend in der Woche treffen sich im Nähraum Gleichgesinnte, um die neuesten Stoffproben zu zeigen oder sich Inspiration für das nächste Kleid zu holen.
Die Treffen im Handarbeitskorb sind zwanglos. Viele der Teilnehmerinnen kennen sich schon seit Jahren. „Daher plaudern wir viel miteinander und tratschen“, so Marianne Graf, die die Gruppen leitet. Am Montag ist die Patchworkgruppe an der Reihe. Jeweils Dienstag und Mittwoch ist der Nähtreff dran.
Ein bestimmtes Thema gibt es nicht, jeder macht das, worauf er gerade Lust hat. Wie Heidrun Schart, die gerade aus einer ausgedienten Jeans eine Schürze für die Gartenarbeit nähen will. Ramona Weiß näht aus Stoffresten kleine Anhänger, während Karin Steigert eine Stoff für eine Bluse zusammensteckt.
Marianne Graf ist immer mit Rat und Tat zu Stelle. Sie weiß, wo alles steht, in welcher Zeitschrift, die im Handarbeitskorb vorrätig ist, ein bestimmtes Schnittmuster zu finden ist und welche Hilfsmittel ein bestimmtes Problem lösen können. Seit rund sechs Jahren leitet sie die Treffen im Handarbeitskorb. Das Nähen hat sie von klein auf gelernt. „Meine Mutter und Großmutter haben für andere genäht, wie auch ich zu Ddr-zeiten“, erzählt sie, während sie mit wachsamen Augen das Treiben der Frauen beobachtet.
Nicht nur Zoppotener sind bei den Nähtreffs zu Gast, vielen stammen aus der Umgebung. Heidrun Schart, Karin Steigert und Ramona Weiß wohnen in Ziegenrück und treffen sich mindestens einmal in der Woche im Handarbeitskorb. Durch Mund-zu-mund-propaganda haben sie von dem kostenlosen Angebot erfahren.
„Viele kommen hierher, weil sie gern lernen wollen, wie man mit einer Nähmaschine umgeht“, so Marianne Graf. „Dafür kann man seine eigene zum Treffen mitbringen oder sich an einer Nähmaschine des Handarbeitskorb versuchen.“
Wer zum ersten Mal den Weg in den Handarbeitskorb einschlägt und keinerlei Erfahrungen hat, den nimmt Marianne Graf unter ihre
Fittiche. „Am ersten Tag übt man sich zuerst an der einfachen geraden Naht“, erklärt die Expertin. „Das bekommt jeder nach ein bisschen Übung hin.“Als gutes Einstiegsprojekt empfiehlt Marianna Graf sogenannte Utensilos. Diese Körbe aus Stoff kann eigentlich jeder nähen. „Wer das erste Mal hier ist, darf erst wieder weg, wenn er das geschafft hat“, lacht Marianne Graf. Auch in Nähkursen für Kinder werden regelmäßig solche Stoffbeutel genäht.
Fast jeder der Frauen, die sich regelmäßig in Zoppoten treffen, haben ein Utensilo, in dem sie ihre Nähsachen verstauen. Viele bringen ihren eigenen Stoff mit, der in der Runde in Augenschein genommen wird. Über Farben, Muster, Beschaffenheit von Stoffen könnten die Frauen stundenlang reden.
Nicht jeder Stoff eignet sich für jedes Projekt. „Hast du einen weißen Stoff übrig“, fragt Ramona Weiß an Marianne Graf gerichtet. „Der hier ist zu glatt.“Kein Problem für die Leiterin des Handarbeitskorbs. Neben dem Nähraum befindet sich eine große Kammer, die bis zur Decke mit Stoffen und ausgedienter Kleidung vollgestopft. „Das meiste sind Spenden“, sagt Marianne Graf, während sie nach einem weißen Stoff sucht. Einmal im Jahr geht es aber auch zu einer großen Einkaufstour. „Ach, das ist immer toll“, schwelgt Heidrun Schart in Erinnerungen. Die anderen Frauen nicken zustimmend, während sie über ihre Arbeiten gebeugt sind.
Sie sind froh, dass nach der langen Zwangspause, bedingt durch die Corona-pandemie, nun endlich wieder Treffen in Zoppoten stattfinden können. „Da unsere Gruppen in der Regel sehr klein sind und der Nähraum genügend Platz bietet, können wir wieder Treffen anbieten“, so Marianne Graf. Zumal es für viele Frauen die einzige Gelegenheit ist, zu nähen. „Viele haben kein Nähzimmer mehr in ihren Wohnungen“, so Marianne Graf. Dabei sei es wichtig, für die Handarbeit einen ruhigen Rückzugsraum zu haben, um ungestört zu nähen. Aber das Quatschen darf dennoch nicht zu kurz kommen.