Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
Mehr als ein Dutzend Jubilare
Warum im Landkreis Saalfeld-rudolstadt und im Ilm-kreis gleich 16 Orte 650 Jahre Ersterwähnung feiern können
In der Region zwischen Schwarzatal und dem Langen Berg im Ilmkreis sind 16 Orte vor 650 Jahren erstmals erwähnt worden. Ihre Jubiläen hätten die Dörfer und Kleinstädte 2020 eigentlich groß gefeiert. Doch wegen der Corona-beschränkungen sollen die Festivitäten vielerorts ins kommende Jahr verlegt werden.
Grund für die vielen Ortschaftsjubiläen ist eine sogenannte Teilungsurkunde, die unter der Aktennummer AC139 im Staatsarchiv in Rudolstadt verwahrt wird, wie Heimathistoriker Peter Lange erläutert. Im Jahr 1370 beschlossen Günther XXII. und Johann II., zwei zum Grafengeschlecht Schwarzburg zählende Vetter, die Teilung der „Herrschaft vor dem Walde“. Wem welche Orte zufallen sollten, hielten sie in besagter Urkunde fest. So wurde sie für Siedlungen wie Oberweißbach, Meura, Sitzendorf und Herschdorf zum ersten schriftlichen Beleg.
Entstanden sind die Orte wahrscheinlich im 13. und 14. Jahrhundert – als die mittelalterliche Besiedlung in der Region ihre Hochphase erlebte. Gebietsteilungen kamen im Mittelalter häufig vor. Das Erbe wurde damals nach sogenannter Realteilung weitergegeben. „Das heißt, alle Söhne außer denen, die für den geistlichen Stand bestimmt waren, hatten einen Erbanspruch“, erklärt Regionalhistoriker Lange. Das führte letztlich in Thüringen zu einer extrem kleinstaatlichen Zersplitterung. Viele der Jubiläumsorte sind dank ihrer reizvollen Lage Ausflugsund Urlaubsorte. Wir stellen sie hier kurz vor.
Meura
Der Erholungsort Meura ist vor allem durch das ansässige Haflingergestüt bekannt. Es gilt als größtes seiner Art in Europa. Darüber hinaus liegt die 2006 eingeweihte Talsperre Leibis-lichte mit der zweithöchsten Staumauer Deutschlands ganz in der Nähe. Sie entwickelte sich vom umstrittenen Stausee-projekt zum beliebten Ausflugsort. Die Trinkwassertalsperre ist Ausgangspunkt für viele Wanderungen, beispielsweise für den Skulpturenpfad rund um den Stausee. Sehenswert sind auch die sogenannten Meurasteine, eine der schönsten Felsformationen Thüringens.
Aschau
Die kleine Siedlung gehört zu Allendorf. Dort befindet sich der Firmensitz der Königsee Implantate Gmbh, ein führendes Medizintechnikunternehmen.
Oberhain, Unterhain, Mankenbach und Barigau
Die Ortschaften Oberhain, Unterhain, Mankenbach und Barigau sind seit der Eingemeindung 2019 Ortsteile der Kleinstadt Königsee. Neben Landwirtschaft und Bergbau war das Olitätengewerbe dort ein wichtiger Erwerbszweig.
Oberweißbach
Oberweißbach gab einem der Wahrzeichen des Thüringer Waldes seinen Namen: der Oberweißbacher Bergbahn. Außerdem erinnert das Fröbelhaus an den Kindergartenerfinder Friedrich Fröbel. Der Pädagoge wurde hier 1782 geboren. Das Museum beherbergt ein Olitätenstübchen, das in der Tradition des Jahrhunderte lang gepflegten Olitätenhandels steht. Buckelapotheker vertrieben bis ins 20. Jahrhundert hinein Heilmittel, Salben und Essenzen in ganz Europa.
Quelitz
Die Ansiedlung zählt zu Unterweißbach. Auch Quelitz liegt in unmittelbarer Nähe der Talsperre Leibislichte. Unterweißbach erlangte Bekanntheit durch seine Porzellanproduktion: Für die Schwarzburger Werkstätten für Porzellankunst entwarfen bedeutende Künstler der Moderne wie Ernst Barlach oder Gerhard Marcks Figuren.
Herschdorf, Allersdorf, Friedersdorf, Wildenspring
Die vier beschaulichen Orte sind nicht nur gleich alt. Sie gehören auch alle zur Landgemeinde Stadt Großbreitenbach. Der Sage nach soll der Herrscher von Herschdorf seinen drei Söhnen die Nachbarorte übereignet haben. Albrecht erhielt Allersdorf, Friedrich Friedersdorf und Gisbert Gillersdorf, ebenfalls ein Ortsteil der Landgemeinde. Vom mehr als 800 Meter hohen
Langen Berg hat man eine fantastische Aussicht. In Großbreitenbach gibt es zudem das Thüringer Waldkreativ-museum mit dem ersten Deutschen Kloßpressenmuseum.
Burkersdorf und Dittrichshütte
Die Siedlungen Burkersdorf und Dittrichshütte gehören seit 2018 zu Saalfeld. Sie liegen an einem Teil des Olitätenrundwanderweges. Burkersdorf wurde vermutlich von einem Burghard gegründet. Das Wahrzeichen von Dittrichshütte ist die Turmwindmühle.
Sitzendorf
Der Ortsname geht aller Wahrscheinlichkeit nach auf den Grafen Sizzo III. von Käfernburg (10931160) zurück, den Stammvater des Hauses Schwarzburg. In Sitzendorf kreuzen sich die Porzellanstraße und der Olitätenweg. Die ansässige Porzellanmanufaktur hat einen namhaften Vorläufer. In Sitzendorf erfand Georg Heinrich Macheleid 1760 – 50 Jahre nach Johann Friedrich Böttger – das Porzellan nach.
Rohrbach
Der Urlaubsort ist ein kleines idyllisches Dorf im Tal der Schwarzen Sorbitz inmitten hoher Wälder. Sehenswert sind die Heimatstube und die historische Apotheke nebst Laboratorium.