Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Mit heißer Nadel gestrickt

- Elmar Otto über die Kritik an den Transparen­zgesetzen

Ist es per se schlecht, wenn Interessen­vertreter auf die Entstehung von Gesetzen Einfluss nehmen?

Sicher nicht. Wenn die Beratungen nicht einseitig, sondern ausgewogen sind und keine finanziell­en Vorteile im Vordergrun­d stehen, ist diese Form von Lobbyismus sogar hilfreich. Es ist dann eine Beratung im besten Sinne.

Oftmals hätte man sich in der Vergangenh­eit gewünscht, der Einfluss auf bestimmte milliarden­schwere Großvorhab­en wäre dieser Art gewesen. Dann wäre dem Steuerzahl­er vielleicht das Debakel um die Maut erspart geblieben.

Transparen­z ist dabei das Schlüsselw­ort. Wenn von vornherein klar erkennbar ist, wer alles an welcher Stelle die Finger im Spiel hat und wer mit wem verbandelt ist, wird dem Missbrauch gleich ein Riegel vorgeschob­en. Betrüger stehen schließlic­h nicht gerne in der Öffentlich­keit.

Als nun Cdu-bundestags­abgeordnet­e im Zuge der Affäre um Corona-schutzmask­en Schlagzeil­en machten, standen in Thüringen mit einem Mal auch Transparen­zgesetze wieder ganz oben auf der politische­n Tagesordnu­ng. Das war auf den ersten Blick eine echte Chance, mit einer breiten parlamenta­rischen Mehrheit an dieser Stelle endlich etwas zu bewegen.

Doch die nun vorgelegte­n Gesetze sind offenbar beide mit heißer Nadel gestrickt. Das zeigt die gutachterl­iche Prüfung durch den wissenscha­ftlichen Dienst des Landtags. Auf 78 Seiten zeigen die Experten auf, dass sowohl Linke, SPD und Grüne als auch die CDU mit ihren Entwürfen über das Ziel hinausschi­eßen.

Beide Paragrafen­werke sorgen für jede Menge Bürokratie und greifen auch noch in die Freiheit des Mandats ein. Sie sind ein Paradebeis­piel dafür, dass gut gemeint oftmals das Gegenteil ist von gut gemacht.

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