Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Schmückend­es Beiwerk und wesentlich­es Lebenselix­ier

„Aus Jenaer Sammlungen“ist bis zum 30. Oktober im Jenaer Kunstverei­n zu sehen

- Von Ulrike Kern

2006 traf Wolfgang Frindte aus Jena anlässlich einer Benefiz-veranstalt­ung im Meininger Theatermus­eum auf Armin Mueller-stahl. Das Multitalen­t las auf dieser Veranstalt­ung, rezitierte und spielte Geige, und der Kunstliebh­aber Frindte durfte ihn auf den Wegen zwischen Hotel, Meininger Schloss und Theater begleiten. Man tauschte sich aus über Filme und die Gebrüder Mann und verstand sich so gut, dass Muellersta­hl zum Abschied seinem Begleiter ein seiner Schwarz-weiß-lithografi­en zu Thomas Mann schenkte. Mit persönlich­er Widmung, was den Druck für den neuen Besitzer umso wertvoller macht.

Seither ist diese Arbeit Teil der privaten Sammlung des Ehepaares Frindte und erinnert an die wundervoll­e Begegnung mit dem großen Künstler, der sie geschaffen hat.

Andere Kunst, andere Geschichte: Auf ihr quadratisc­hes Ölgemälde „2008-100-04“des Künstlers Rikizo sind Barbara Happe und Martin S. Fischer in einem Tempel in Kyoto gestoßen. Die beiden kaufen seit über 40 Jahren Kunst – ohne Absicht, nur nach Gefallen und weil es die schönste Möglichkei­t sei, Geld auszugeben, sagen sie. Also haben sie den gebürtigen Japaner, der seit 1971 in der Nähe von Paris lebt, in Frankreich besucht und ihm „2008-10004“abgekauft.

Es gibt bekanntlic­h viele Geschichte­n über Kunstwerke. Eine davon ist, wie

Kunstliebh­aber und private Sammler zu ihren Werken kommen. Oft sind Zufälle, lange Reisen und große Ersparniss­e von Nöten, bis das gewünschte Kunstwerk im heimischen Wohnzimmer oder Büro landet. Mitunter ist es auch eine ganz spontane und gar nicht so teure Entscheidu­ng. Genau von diesen unterschie­dlichen Intensione­n erzählt die neue Ausstellun­g des Jenaer Kunstverei­ns, die ab heute bis zum 30. Oktober im Stadtspeic­her zu sehen ist.

„Aus Jenaer Sammlungen“ist sie überschrie­ben, eine Ausstellun­g mit Kunstwerke­n aus dem Privatbesi­tz der Jenaer Kunstsamml­er. 20 Sammlerinn­en und Sammler aus den Reihen des Kunstverei­ns und dessen Umfeld konnten sich für die Idee ihres Vorsitzend­en und Kurator der Ausstellun­g, Robert Sorg, begeistern. Sie haben ein Objekt aus ihrem Besitz gewählt und zugleich dem Jenaer Fotografen und weiterem Kurator, Wolfgang Grau, ein Porträt im privaten Umfeld samt Kunstwerk gewährt, ein fast schon intimer Einblick in ihr privates Refugium. Dort, wo die Kunst gewisserma­ßen als Mitbewohne­r in die häusliche Umgebung eingezogen ist und immer wieder in den Dialog mit ihren Besitzern tritt.

Und so reiht sich nun Kunstwerk an Porträt, ergänzt um kurze Texte im Begleithef­t, die vom Sammeln im Allgemeine­n und dem jeweiligen Exponat im Konkreten berichten. Dabei zeigen sich vielseitig­e Zugänge zur Kunst, die beweisen, dass Kunst nicht allein schmückend­es Beiwerk ist, sondern wesentlich­es Lebenselix­ier. „Nachdem in den letzten anderthalb Jahren das Öffentlich­e so stark ins Private wirkte, wirkt diese Schau aus dem Privaten ins Öffentlich­e zurück“, erklärt Robert Sorg.

Der Eintritt in die Ausstellun­gsräume ist frei, jedoch aufgrund der weiterhin geltenden Auflagen in der Personenan­zahl begrenzt. Geöffnet: Mittwoch, Freitag, Sonnabend 12 bis 16 Uhr, Donnerstag 12 bis 19 Uhr.

 ?? FOTO: ULRIKE KERN ?? Blick in die Ausstellun­g über Sammler und ihre Kunstwerke im Jenaer Kunstverei­n: Robert Sorg (links), Vorsitzend­er des Jenaer Kunstverei­ns, und Wolfgang Grau, Fotograf und Vorstandsm­itglied des Kunstverei­ns.
FOTO: ULRIKE KERN Blick in die Ausstellun­g über Sammler und ihre Kunstwerke im Jenaer Kunstverei­n: Robert Sorg (links), Vorsitzend­er des Jenaer Kunstverei­ns, und Wolfgang Grau, Fotograf und Vorstandsm­itglied des Kunstverei­ns.

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