Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Auch eine Arbeiterbe­wegung

Jörg Riebartsch beobachtet, wie sich Gewerkscha­ften gegenseiti­g bekämpfen

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Dreimal packte die Gewerkscha­ft der Lokführer die Streikkeul­e aus, hinderte Pendler, Geschäftsr­eisende und Urlaubende am Vorankomme­n. Gemeint war die Deutsche Bahn, getroffen wurden deren Kunden.

Eher unspektaku­lär gab es nun eine Einigung im Tarifstrei­t. Es gibt mehr Geld für Beschäftig­te der Bahn. Für welche, dies ist eine besondere Frage bei einem Unternehme­n, bei dem zwei Gewerkscha­ften um die Rechte der Arbeitnehm­er kämpfen. Zwar gibt es seit 2015 ein Tarifeinhe­itsgesetz. Damit wollte man bewirken, dass jeweils nur ein Tarifvertr­ag in einem Unternehme­n, beispielsw­eise der Bahn, gilt.

Entscheide­nd soll der Tarifvertr­ag einer Berufsgrup­pe sein, der von der mitglieder­stärksten Gewerkscha­ft errungen wurde. Daraus leitete die Bundesregi­erung die Hoffnung ab, dass dann weniger gestreikt wird. Zumindest bei der Bahn hat das nicht geklappt.

Streiks sind altmodisch, nerven und sollen die Arbeitgebe­r unter Druck setzen. Selbstvers­tändlich gibt es immer wieder Empörung, wenn gestreikt wird. Doch Streiks gehören nun einmal zum gesellscha­ftlichen Gleichgewi­cht und helfen Gewerkscha­ften, ihre Positionen in der Auseinande­rsetzung mit den Arbeitgebe­rn zu verbessern. Das Tarifeinhe­itsgesetz hat allerdings eher den Konkurrenz­kampf unter den Gewerkscha­ften angeheizt. Die Arbeitnehm­ervertrete­r müssen ja auch immer mehr um Mitglieder kämpfen.

Das wurde nun beim Tarifkonfl­ikt bei der Bahn deutlich, als ausgerechn­et der Dgb-vorsitzend­e Reiner Hoffmann den obersten Lokführer-gewerkscha­fter Claus Weselsky maßregelte. Hintergrun­d: Weselskys Kampfgenos­sen gehören zum Deutschen Beamtenbun­d und nicht zu Hoffmanns Deutschen Gewerkscha­ftsbund. Vielleicht war es vor der Bundestags­wahl zudem auch parteipoli­tisch motiviert. Hoffmann gehört der SPD an, Weselsky der CDU.

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