Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
„Familiencard“wird kaum genutzt
Weniger als ein Drittel der Kinder erhielt Gutscheinheft. CDU: Geld darf nicht verloren gehen
Zwei Wochen nach Ende der Sommerferien hat noch nicht einmal jedes dritte Kind, das einen Anspruch darauf hat, die sogenannte „Familiencard“erhalten – sie bleibt ein „Ladenhüter“. Das Familienministerium teilte mit, dass 100.000 Gutscheinhefte ausgegeben wurden. Tatsächlich haben aber 360.000 Kinder und Jugendliche einen Anspruch auf die Vergünstigungen in einer Vielzahl Thüringer Einrichtungen. Die Gutscheine können ab Samstag, 18. September, auch für den Eintritt auf der Buga in Erfurt genutzt werden.
Cdu-familienpolitikerin Beate Meißner ist dennoch empört über die Umsetzung des mit mehr als 22 Millionen Euro veranschlagten Projektes. „Die Landesregierung hat es komplett an den Baum gefahren“, sagte sie dieser Zeitung.
Meißner will die „Familiencard“in der kommenden Woche im Landtag zum Thema machen und in einer mündlichen Anfrage erfahren, was mit dem nicht ausgegebenen Geld passiert. Für die Christdemokratin steht fest: „Das einmal mühsam in den Haushalt hineinverhandelte Geld darf den Familien nicht verloren gehen.“
Die CDU fordert, dass noch in diesem Jahr eine Familien-app entsteht und dafür das verbliebene Geld aufgewendet wird. Meißner geht von einem zweistelligen Millionenbetrag aus, der dafür noch zur Verfügung stehen müsste.
Laut Ministerium wurden bisher Gutscheine im Wert von fünf Millionen Euro abgerufen. Hinzu kommen noch die Produktionskosten für die Hefte und Briefe, die an die Haushalte versendet wurden.
Auch die Grünen blicken skeptisch auf die Umsetzung des Projektes. „Die Idee war gut, aber mit der Realisierung kann ich persönlich nicht zufrieden sein“, sagte die Landessprecherin der Grünen, Ann-sophie Bohm, auf Anfrage dieser Zeitung. Sie kritisiert die komplizierte Zustellung der „Familiencard“und teilt überdies die Meinung von Meißner, dass das Geld für Familien nicht verloren gehen darf.