Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
„Ich habe keinen Plan B“Direktkandidaten vorgestellt
Heute: Volkmar Vogel von der CDU
Um 6 Uhr morgens ist für den 62Jährigen die Nacht zu Ende. „Ich komme mit wenig Schlaf aus“, sagt Volkmar Vogel. „War schon immer ein Frühaufsteher. Als ich in Jena Zerspanungsfacharbeiter gelernt habe, fuhr um 5.30 Uhr mein Bus.“Dann kokettiert er mit seinem Nachnamen. „Der frühe Vogel fängt den Wurm.“Zeitunglesen, Morgenmagazin im Fernsehen verfolgen, Laptop aufschlagen und bei Facebook nachschauen. In dieser Reihenfolge beginnt der Tag des Berufspolitikers. Die Bezeichnung hört er oft und schmunzelt darüber. „Ich diene dem Land und seinen Menschen. Meiner Heimat habe ich viel zu verdanken. Also will ich was zurückgeben. Man braucht schon eine positive Grundeinstellung, um gute Entscheidungen zu treffen.“
Volkmar Vogel weiß auch, dass die Bürgerinnen und Bürger nicht mit allem einverstanden sind, was in Berlin passiert. Zuhören sei ihm wichtig, wenn gegensätzliche Ansichten aufeinander prallen. Ihn ärgert, dass es zu lange dauere, Entscheidungen umzusetzen. „Als ich noch im Schlachthof Gera gearbeitet habe und zum Beispiel eine Förderkette riss, musste sie schnell repariert werden, sonst hätte die Produktion stillgestanden“, so Volkmar Vogel. Auch bei seiner Tätigkeit im Abfallzweckverband Ostthüringen, er verantwortete die Abfallentsorgung in Gera und im Landkreis Greiz, musste er bei Problemen geschwind reagieren.
Mit 22 Jahren der CDU beigetreten
Vogels Tätigkeit in der Wirtschaft mahne ihn immer noch, nichts auf die lange Bank zu schieben. Analysieren, was passiert ist, was muss anders gemacht werden und sich dann festlegen, nennt er seine Vorgehensweise. Er erinnert sich an die fast endlosen Diskussionen im Bundestag über das begleitete Fahren mit 17 und den Erwerb des Mopedführerscheins mit 15 Jahren. „Es wurde fast zerredet. Ich habe mit Druck gemacht, den jungen Leuten endlich eine solche Möglichkeit zu geben. Man muss ihnen doch was zutrauen. Im ländlichen Raum brauchen sie Mobilität.“Beim Erzählen lacht der Politiker erneut. Kompromissbereitschaft und unterschiedliche Positionen zusammenführen, getroffene Entscheidungen praxisnah begutachten, zähle zu seinen Stärken. „Ich polarisiere nicht“, sagt er.
Schon mit 22 Jahren war Volkmar Vogel der CDU beigetreten. „Ich wollte nicht in die SED. Dann bin ich immer mehr in die Politik reingerutscht.“Cdu-kreisvorsitzender Gera-land, Mitbegründer des Cdu-kreisverbandes Greiz und deren Vorsitzender sowie Mitglied des Kreistages nennt er einige seiner Stationen. „Als Harald Kahl nicht mehr im Wahlkreis für die Bundestagswahl 2002 angetreten ist, überlegte ich, mich aufstellen zu lassen“.
Damals war Volkmar Vogel über 40 Jahre. Gehe ich das Risiko ein? Nicht mehr regelmäßig Zuhause sein, eventuell Anfeindungen ausgesetzt zu sein – all das musste er mit seiner Frau „bequatschen“.
Bereut habe er den Entschluss nicht. „Ich kann was bewegen und es gibt noch viel zu tun.“In Gera sei das die Neue Mitte. „250 Millionen Euro hat der Bund für die Belebung der Innenstädte bereitgestellt. Mit guten Ideen könnte die Stadt Geld bekommen. Aber das ist ein Windhund-rennen. Der Schnellste siegt.“Unbedingt weiterführen möchte er das Projekt Elektrifizierung der Mitteldeutschland-verbindung. „Bei der angedachten Umgehungsstraße Burkersdorf-frießnitzgroßebersdorf könne er keine Anweisungen geben. Alles liege in den Händen des Freistaates. Die Straße sei aber im vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans drin. „Ich bleibe dran“, verspricht der Volksvertreter. Dass er als Abgeordneter in der zurückliegenden Legislaturperiode Nebentätigkeiten ausführte, bestreitet Volkmar Vogel nicht. „Dafür erhielt ich bis zu 22.000 Euro pro Jahr. Als Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister des Inneren, für Bau und Heimat, seit 14. Februar 2020, darf ich diese nicht mehr ausführen.“
Vogel weiß, dass die Wahl knapp ausfallen wird. „Einen Plan B habe ich nicht.“Deshalb kämpft er, ob beim Besuch des Hähnekrähens in Braunichswalde, beim Praktikum in einer Bad Köstritzer Baumschule oder an einem Stand in Ronneburg. Da schaut er den Leuten aufs Maul, saugt auf, was sie bewegt. Bis zu fünf Termine am Tag stehen in seinem Kalender. Die wenige Freizeit genießt er mit seiner Frau, im Garten und beim Holzhacken zum Befeuern der zwei Kachelöfen im eigenen Haus. „Ich habe eine Holzmacke.“