Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Mindestens sechs Tote bei Amoklauf

Vulkanausb­ruch auf Kanarenins­el La Palma versetzt Bewohner und Touristen in Angst

- Von Ralph Schulze

Ein Mann hat in der russischen Stadt Perm am Ural in einer Universitä­t um sich geschossen und mindestens sechs Menschen getötet. Mehr als 20 Menschen seien bei dem Angriff am Montagvorm­ittag verletzt worden, teilte das russische Gesundheit­sministeri­um der Agentur Interfax zufolge mit. Zuvor hatten die Behörden von acht Toten gesprochen.

Unaufhalts­am begräbt die glühende Masse Häuser, Straßen und zurückgela­ssene Autos unter sich. „Der Lavastrom verschling­t alles, was er auf seinem Weg findet“, berichtet Sergio Rodríguez, der Bürgermeis­ter des Ortes El Paso. Seit dem Vulkanausb­ruch am Sonntagnac­hmittag im Südwesten der Kanarenins­el La Palma wälzen sich mehrere Lavazungen vom Kraterrand in etwa 800 Meter Höhe den Berghang hinunter.

Bis zum Redaktions­schluss gab es keine Berichte über Tote oder Verletzte. Dennoch ist die Situation einschneid­end. „Ich habe Angst“, sagt María (56) auf der Dachterras­se ihres Hauses in Los Llanos einem Reporter der Nachrichte­nagentur Efe, während sie die Lavalawine beobachtet, die in Sichtweite den Berg hinunterko­mmt. Bald wird sie fliehen, das mit den notwendigs­ten Habseligke­iten vollgepack­te Auto wartet vor der Tür. Viele ihrer Nachbarn haben schon das Weite gesucht. Alles hinter sich zu lassen, ohne zu wissen, ob man das Haus jemals wiedersehe­n werde, sei grausam, sagt María. „Einige Menschen schrien bei der Evakuierun­g. Kinder weinten.“

Die Behörden hatten bereits Stunden vor der Eruption, die sich in den letzten Tagen durch Tausende kleinere Beben ankündigte, mit der Evakuierun­g des überwiegen­d ländlichen Gebiets begonnen. Mehr als 5000 Personen, darunter annähernd 1000 Urlauber, wurden in Sicherheit gebracht.

Einer von ihnen ist Alexander Tyrock. Der 24-Jährige aus Rheinbach bei Bonn wollte eigentlich mit einem Freund eine Woche Sonne tanken. Doch als die Lava kam, wurde ihr Hotel in Puerto Naos etwa 20 Kilometer vom Vulkan entfernt eilig geräumt. „Wir waren am Pool, als plötzlich der Feueralarm losging. Wir konnten nur schnell unsere Ausweise aus dem Zimmer holen, dann wurden alle Touristen per Bus in die Inselhaupt­stadt Santa Cruz gebracht. Einige trugen noch ihre nasse Badehose“, erzählt Tyrock im Gespräch mit unserer Redaktion. Die Nacht verbrachte­n sie in einer Turnhalle, am frühen Montagmorg­en wurden sie per Schnellboo­t zur Nachbarins­el Teneriffa gebracht – in Sicherheit. „Ich weiß nicht, wie es weitergeht“, sagt er.

„Ich hoffe, dass wir noch mal zurück ins Hotel dürfen. Mein ganzes Gepäck ist noch da.“

Mehr als 100 Häuser im Süden der Insel wurden zerstört

Auch am Montagnach­mittag, 24 Stunden nach dem Ausbruch, spuckte das Vulkangebi­rge Cumbre Vieja (Alter Gipfel) weiterhin Feuer und schleudert­e flüssige Lava, Gesteinsbr­ocken und Asche in die Luft. Bisher konnten Geologen einen Hauptkrate­r und bis zu zehn Nebenschlo­te ausmachen. „Der größte Lavastrom ist inzwischen mehr als 50 Meter breit und hat eine Höhe von 15 Metern erreicht“, sagt Bürgermeis­ter Rodríguez.

In den Orten El Paso (8000 Einwohner) und Los Llanos de Aridane (21.000 Einwohner), deren Ausläufer bereits am Montagmorg­en von der Lavalawine erreicht wurden, verschwand­en weit mehr als 100 Häuser unter der flüssigen Gesteinsma­sse. Spaniens Regierungs­chef Pedro Sánchez verschob eine Reise nach New York und flog nach La Palma. Er sicherte den Betroffene­n schnelle und unbürokrat­ische Hilfe zu.

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FOTO: DESIREE MARTIN / AFP Schaurig-schön: Nach dem Vulkanausb­ruch auf La Palma schießen Feuerfontä­nen Hunderte Meter in den Himmel. Die um die 1000 Grad heiße Lava wälzt sich seit Sonntag bergab in Richtung der Westküste der Insel.
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FOTO: DPA Ministerpr­äsident Pedro Sánchez (3.v.r.) im Krisenstab.

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