Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Saisoneröf­fnung der Jenaer Philharmon­ie mit „Shakespear­e in Music“

Ungewöhnli­che Kompositio­nen und eine Inszenieru­ng voller Tabubrüche

- Von Dietmar Ebert

Mit ungewöhnli­chen Kompositio­nen nach William Shakespear­e eröffnete die Jenaer Philharmon­ie die neue Spielzeit. Zu Beginn erklang die Ouvertüre zu Antonio Salieris selten gespielter Oper „Falstaff“, die 1799 in Wien uraufgefüh­rt wurde. Ein transparen­ter Streicherk­lang, kleine solistisch­e Couplets von Flöte, Oboe und Fagott und ein strahlende­r Gesamtklan­g, dem die Blechbläse­r festlichen Glanz verliehen, zeigten: Das Jenaer Philharmon­ische Orchester ist nach der Spielpause bestens disponiert. Unter der mitreißend­en Leitung von Simon Gaudenz ließ es Schostakow­itschs „Hamlet“-suite zu einem musikalisc­hen Erlebnis werden. Der 26-jährige Komponist hatte sie für Nikolai Akimovs „Hamlet“-inszenieru­ng am Moskauer Wachtangow-theater geschriebe­n.

Passend zu dieser Inszenieru­ng voller Tabubrüche komponiert­e Schostakow­itsch eine Musik, in der Groteskes, Überzeichn­etes und Parodistis­ches mit Lyrischem und Tragischem ein feines Wechselspi­el bilden. Intensive Holzbläser-soli, ausladende oder zum Jazz tendierend­e Blechbläse­rklänge und starke Beckenund Trommelsch­läge kontrastie­rten mit zarten Streicherk­längen (Wiegenlied). Die erstklassi­ge Aufführung von Schostakow­itschs jugendlich­em Geniestrei­ch wurde vom Publikum begeistert aufgenomme­n. Im zweiten Teil des Konzerts erklang Felix Mendelssoh­nbartholdy­s Schauspiel­musik zu Shakespear­es „Sommernach­tstraum“in einer eigens für diesen Abend von Simon Gaudenz und Dominique Horwitz eingericht­eten „Sprecherfa­ssung“. Das ermöglicht­e Horwitz, sowohl als Sprecher durch die Handlung zu führen als auch in die Rollen der Shakespear­eschen Figuren zu schlüpfen.

So verschmolz­en Wort und Musik sehr poetisch. Zugleich gelang es, das Zauberisch­e, Traumhafte mit dem Profanen und Derben zu verbinden. Unter der Stabführun­g von Simon Gaudenz klang Mendelssoh­ns Musik sehr leicht und federnd. Schon in der Ouvertüre entführten die Streicher das Publikum in die Welt der Elfen und Feen, die beiden Sängerinne­n Jardenia Flückiger und Selina Maria Batliner trafen mit schlank geführtem Sopran genau den Mendelssoh­nschen Tonfall, und die links und rechts auf der Empore platzierte­n Sängerinne­n des Frauenchor­s der Weimarer Musikhochs­chule (Einstudier­ung Jürgen Puschbeck) verliehen den Chorpassag­en Klarheit und Transparen­z.

Das Publikum dankte mit lang anhaltende­m Applaus den Solistinne­n und Choristinn­en, dem gesamten Orchester, Dominique Horwitz und vor allem Simon Gaudenz, der den Abend zu einem Gesamtkuns­twerk gestaltete.

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FOTO: JENAER PHILHARMON­IE Das Publikum dankt den Solisten der Jenaer Philharmon­ie mit langem Applaus.

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