Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
Metal für die Massen
Was Metallica Anfang der Neunzigerjahre abzog, kam einem Tabubruch gleich: Die Metal-band engagiert mit Bob Rock einen Produzenten für ihr fünftes und selbstbetiteltes Album, der schon Aerosmith, Mötley Crüe und Bon Jovi auf Charterfolg getrimmt hatte. Ein Mann für die breite Masse.
Die Konsequenzen dieser Entscheidung: Für das Album wird mit einem Orchester („Nothing else matters“) gearbeitet, in einem Song-intro („Don’t tread on me“) wird ein Musical-hit angestimmt (Bernsteins „America“aus „West Side Story“) und Schlagzeuger Lars Ulrich spielt nur auf einem einzigen Song der Platte Double-bassdrum. Für eine Trash-metal-band eigentlich undenkbare Vorgänge, Metallica überschritt Grenzen.
Was aus heutiger Sicht nur gelangweiltes Schulterzucken hervorruft, war damals für viele Fans einfach zu viel. Die Band wählte diesen Weg, nicht weniger als ein Fanal, bewusst. Sie wollten ihre musikalische Entwicklung
voranbringen. – Und mehr Mainstream wagen.
Die wegen seines schwarzen Covers auch „The black Album“genannte Platte gilt als eine der wichtigsten der Band, wenn auch nicht als ihre beste. Allein: Die Zeit war reif, dass härtere Klänge von einem breiteren Publikum akzeptiert wurden. Im selben Jahr fand Grunge seinen Weg in die Hitparaden, auch Metallica hatten Anteil am erhöhten Gitarrenaufkommen in den Charts mit Songs wie „Enter Sandman“, „Sad but true“oder „The Unvorgiven“.
Das 30-jährige Jubiläum – die Platte erschien im August 1991 – feiert die Band mit einer opulenten Box (6 LPS, 14 CDS, 6 DVDS) und dem Tribute-benefiz-album „The Metallica Blacklist“, auf dem Künstler aller Herren Länder und Musiksparten mehr als fünfzigmal die Songs des Albums covern. Ob man zwölf Varianten von „Nothing else matters“braucht, sei dahingestellt. Allerdings ist die Masse an Musikern beeindruckend, die sich so als Fans outen.
Das schwarze Album hat Metal quasi im Alleingang gesellschaftsfähig gemacht. Es katapultierte Metallica von den großen Vier des Trash Metal (neben Megadeth, Anthrax und Slayer) zu einer der erfolgreichsten Bands überhaupt. Die Platte ging mehr als 30 Millionen Mal über die Theke, davon angeblich in den USA 16 Millionen. Unvorstellbare Werte im Streaming-zeitalter.
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