Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
Aue muss ein neues Projekt starten
Beim Zweitliga-schlusslicht ist nach der Entlassung von Trainer Aljaksej Shpileuski nun Markus Kauczinski im Gespräch
Die letzte konstante Trainergröße in Aue war Gerd Schädlich. Der erfahrene Coach erlebte mit dem FC Erzgebirge von 1999 bis 2007 alle Höhen und Tiefen und stieg 2003 mit den Veilchen in die zweite Liga auf. Seitdem gaben sich 13 Trainer die Klinke in die Hand, keiner blieb mit Ausnahme von Aufstiegstrainer Rico Schmitt (2009) länger als zwei Spielzeiten. In den vergangenen vier Jahren versuchten sich sieben Fußball-lehrer beim Kumpelverein.
Diesmal erwischte es den unerfahrenen Aljaksej Shpileuski. Der 33 Jahre alte Belarusse, der erst beim VFB Stuttgart, dann bei RB
Leipzig erfolgreich im Nachwuchs arbeitete, wollte hohes Pressing, schnelles Umschaltspiel und die doppelte Sechs in Aue spielen lassen. „Ich habe an das Projekt geglaubt, aber es ist gescheitert“, meinte Präsident Helge Leonhardt nach dem 1:4 gegen Paderborn.
Die Geduld war schnell am Ende. Präsident und Aufsichtsrat stürmten gleich nach Schlusspfiff in die Kabinen vom Team und Trainer und überbrachten den Trennungsbeschluss. Noch vor dem Anpfiff hatte das Vereinsoberhaupt im Stadionrund vor laufenden Kameras getönt: „Wir lassen uns auch von Störfeuern nicht abbringen.“Allein die Aussagen der Spieler wie Routinier Dimitrij Nazarov nach Schlusspfiff lassen tief blicken: „Da muss schleunigst was passieren, sonst gibt es hier ein böses Erwachen.“Die Impulse eines jungen Trainers stießen auf Ablehnung, neue Spielideen und Ansätze sind offenbar nicht gewünscht. „Wir haben auch kein Rbsystem“, meinte Leonhardt via TV.
Er verwies auf alte Auer Tugenden: Kampf, Kampf und nochmal Kampf. Das ging viele Jahre gut. Das Erzgebirgsstadion – gerade auch im Winter – war ein hartes Pflaster im Abnutzungskampf der 2. Bundesliga. Die Auer Mannschaft muss sich fragen lassen: Reichen die jede Woche wiederkehrenden Floskeln aus, um in der zweiten Liga spielerisch zu bestehen? Ist das Team bereit für taktische Veränderungen? Oder haben Routiniers im Team - zuletzt ausgemustert wie Pascal Testroet oder zu Wechselspielern (Nazarov) degradiert – einfach zu viel Macht? Das Auftreten gegen Paderborn hatte schon Anzeichen einer Arbeitsverweigerung.
„Wir müssen ein neues Projekt starten, in der Hoffnung, dass wir wieder auf Kurs kommen“, meinte Leonhardt, der sich auf jeden Fall auf Dauer-interims-lösung Marc Hensel verlassen kann. Möglich, dass der Nachfolger – im Gespräch ist bereits Ex-dynamo-trainer Markus Kauczinski – erst in der Länderspielpause kommt, bevor das Spiel beim Karlsruher SC (16. Oktober) ansteht. Kauczinksi ist ein exzellenter Ksc-kenner.