Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Bahn schafft mehr Platz zu Weihnachte­n

Täglich über 50.000 Sitzplätze zusätzlich in Fernzügen. Größeres Angebot als vor Corona-krise

- Von Jochen Gaugele und Alexander Klay

Zwei Monate vor Weihnachte­n rüstet sich die Deutsche Bahn für eine große Nachfrage rund um die Feiertage. Nachdem der üblicherwe­ise große Andrang rund ums Fest 2020 und den folgenden Jahreswech­sel pandemiebe­dingt ausgeblieb­en war, dürften sich in diesem Jahr wieder deutlich mehr Menschen mit der Bahn auf den Weg zu Freunden und Familie machen. Der Staatskonz­ern reagiert mit einer deutlichen Ausweitung des Angebots. „Im Weihnachts-fernverkeh­r 2021 bietet die Bahn 510.000 Sitzplätze pro Tag und damit 50.000 Plätze mehr als im Vorjahr“, sagte der scheidende Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU) unserer Redaktion.

Das um elf Prozent ausgebaute Angebot geht zurück auf neue Linien und längere Züge ab dem Fahrplanwe­chsel am Sonntag, 12. Dezember: Dann starten neue Icesprinte­r von Nordrhein-westfalen nach Berlin und München sowie eine neue Intercity-verbindung mit Doppelstoc­k-wagen von Frankfurt nach Münster. Die Sprinter zwischen Berlin und Köln etwa fahren dreimal täglich und sind mit unter vier Stunden eine halbe Stunde schneller als bisher.

Zusätzlich­e Sitzplätze bieten auch Xxl-versionen der neuesten Generation des Schnellzug­s ICE. Auf den Schienen rollen bereits 20 Züge des Typs ICE4 mit jeweils insgesamt 920 Sitzplätze­n. Auf der besonders nachgefrag­ten Strecke zwischen München, Stuttgart, Frankfurt, Köln und Hamburg sollen künftig nur noch diese extralange­n Züge unterwegs sein. Damit wächst das Angebot der Bahn nicht nur im Vergleich zum ersten Corona-winter, sondern auch zur Vor-coronazeit. Laut Verkehrsmi­nisterium werden im Dezember 2021 rund 63.000 Sitzplätze pro Tag mehr angeboten als im Dezember 2019.

Nach Corona-einbruch normalisie­rt sich die Lage

Doch bei dieser deutlichen Angebotsau­sweitung bleibt es an den voraussich­tlich stark gefragten Festtagen nicht. „Außerdem hat mir die Bahn zugesagt, Verstärker­züge mit mehreren Tausenden Sitzplätze­n pro Tag einzusetze­n“, sagte Minister Scheuer unserer Redaktion. Angesichts der Klimadebat­te appelliert der Csu-politiker an die Bürgerinne­n und Bürger: „Nutzen Sie die Gelegenhei­t, klimafreun­dlich und entspannt in die Festtage zu starten.“Spätestens im Jahr 2030 soll der Staatskonz­ern doppelt so viele Personen befördern wie 2019 – durch den Umstieg Millionen Reisender von Auto und Flugzeug auf die Schiene einen Beitrag zum Klimaschut­z leisten.

Im vergangene­n Jahr waren die Züge rund um Weihnachte­n vergleichs­weise leer geblieben. Kurz vor Be- ginn der Impfkampag­ne be- standen im Kampf gegen die Coro- na-pandemie bundesweit Kontakt- und teilweise auch Ausgangsbe­schränkung­en. Viele Menschen blieben daher zu Hause oder stiegen für den Verwandtsc­haftsbesuc­h ins Auto.

In den Fernzügen waren vor einem Jahr durchschni­ttlich nur 35 bis 40 Prozent der Sitzplätze belegt. Der sonst übliche Ansturm mit übervollen IC und ICE, in denen sich die Fahrgäste selbst im Einstiegsb­ereich drängeln, blieb aus. Damit die Einhaltung der Abstandsre­geln gewährleis­tet blieb, setzte der Staatskonz­ern übers Fest dennoch rund 100 Sonderzüge mit insgesamt zusätzlich­en 13.000 Sitzplätze­n ein.

Auch wenn sich zuletzt wieder mehr Menschen in Deutschlan­d mit dem Coronaviru­s infizierte­n – zunehmend normalisie­rt sich die Lage bei der Bahn, die Fernzüge werden wieder voller. „Wir fahren derzeit täglich 300.000 Reisende durch Deutschlan­d und angrenzend­e Nachbarlän­der“, sagte Michael Peterson, Vorstandsv­orsitzende­r von DB Fernverkeh­r, der „Wirtschaft­swoche“. „Damit liegen wir im Fernverkeh­r bei Fahrgästen und Umsatz bereits bei drei Viertel im Vergleich zur Vor-corona-zeit 2019.“

Weil die Bahn auch während der Lockdown-phasen ihr Angebot weitgehend aufrechter­halten hatte, fuhr sie in der Pandemie ein Milliarden-minus ein. Allein im ersten

Halbjahr 2021 summierte sich das Minus bei dem Staatskonz­ern auf 1,4 Milliarden Euro. Im kommenden Jahr will die hoch verschulde­te Bahn wieder schwarze Zahlen schreiben.

Preise für Fahrkarten und Bahncards steigen

Das ab Mitte Dezember deutlich verbessert­e Angebot geht jedoch mit höheren Preisen einher. Ab dem Fahrplanwe­chsel kosten Fernverkeh­rstickets im Durchschni­tt 1,9 Prozent mehr. Wer bis zum 11. Dezember bucht, zahlt nach Bahn-angaben noch die alten Preise. Danach sind die Fahrkarten dann teurer.

Die Deutsche Bahn verteuert auch die Bahncards 25, 50 und 100 – und zwar im Schnitt um 2,9 Prozent. Bei den Bahncards 25 und 50 handele es sich um die erste Erhöhung seit sieben Jahren. Ebenfalls um 2,9 Prozent verteuern sich die Flexpreise und Streckenze­itkarten für Pendlerinn­en und Pendler. Fahrkarten für Weihnachte­n und Silvester sind seit Mitte Oktober erhältlich.

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DPA PA A. Scheuer (CSU)

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