Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
Bahn schafft mehr Platz zu Weihnachten
Täglich über 50.000 Sitzplätze zusätzlich in Fernzügen. Größeres Angebot als vor Corona-krise
Zwei Monate vor Weihnachten rüstet sich die Deutsche Bahn für eine große Nachfrage rund um die Feiertage. Nachdem der üblicherweise große Andrang rund ums Fest 2020 und den folgenden Jahreswechsel pandemiebedingt ausgeblieben war, dürften sich in diesem Jahr wieder deutlich mehr Menschen mit der Bahn auf den Weg zu Freunden und Familie machen. Der Staatskonzern reagiert mit einer deutlichen Ausweitung des Angebots. „Im Weihnachts-fernverkehr 2021 bietet die Bahn 510.000 Sitzplätze pro Tag und damit 50.000 Plätze mehr als im Vorjahr“, sagte der scheidende Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) unserer Redaktion.
Das um elf Prozent ausgebaute Angebot geht zurück auf neue Linien und längere Züge ab dem Fahrplanwechsel am Sonntag, 12. Dezember: Dann starten neue Icesprinter von Nordrhein-westfalen nach Berlin und München sowie eine neue Intercity-verbindung mit Doppelstock-wagen von Frankfurt nach Münster. Die Sprinter zwischen Berlin und Köln etwa fahren dreimal täglich und sind mit unter vier Stunden eine halbe Stunde schneller als bisher.
Zusätzliche Sitzplätze bieten auch Xxl-versionen der neuesten Generation des Schnellzugs ICE. Auf den Schienen rollen bereits 20 Züge des Typs ICE4 mit jeweils insgesamt 920 Sitzplätzen. Auf der besonders nachgefragten Strecke zwischen München, Stuttgart, Frankfurt, Köln und Hamburg sollen künftig nur noch diese extralangen Züge unterwegs sein. Damit wächst das Angebot der Bahn nicht nur im Vergleich zum ersten Corona-winter, sondern auch zur Vor-coronazeit. Laut Verkehrsministerium werden im Dezember 2021 rund 63.000 Sitzplätze pro Tag mehr angeboten als im Dezember 2019.
Nach Corona-einbruch normalisiert sich die Lage
Doch bei dieser deutlichen Angebotsausweitung bleibt es an den voraussichtlich stark gefragten Festtagen nicht. „Außerdem hat mir die Bahn zugesagt, Verstärkerzüge mit mehreren Tausenden Sitzplätzen pro Tag einzusetzen“, sagte Minister Scheuer unserer Redaktion. Angesichts der Klimadebatte appelliert der Csu-politiker an die Bürgerinnen und Bürger: „Nutzen Sie die Gelegenheit, klimafreundlich und entspannt in die Festtage zu starten.“Spätestens im Jahr 2030 soll der Staatskonzern doppelt so viele Personen befördern wie 2019 – durch den Umstieg Millionen Reisender von Auto und Flugzeug auf die Schiene einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.
Im vergangenen Jahr waren die Züge rund um Weihnachten vergleichsweise leer geblieben. Kurz vor Be- ginn der Impfkampagne be- standen im Kampf gegen die Coro- na-pandemie bundesweit Kontakt- und teilweise auch Ausgangsbeschränkungen. Viele Menschen blieben daher zu Hause oder stiegen für den Verwandtschaftsbesuch ins Auto.
In den Fernzügen waren vor einem Jahr durchschnittlich nur 35 bis 40 Prozent der Sitzplätze belegt. Der sonst übliche Ansturm mit übervollen IC und ICE, in denen sich die Fahrgäste selbst im Einstiegsbereich drängeln, blieb aus. Damit die Einhaltung der Abstandsregeln gewährleistet blieb, setzte der Staatskonzern übers Fest dennoch rund 100 Sonderzüge mit insgesamt zusätzlichen 13.000 Sitzplätzen ein.
Auch wenn sich zuletzt wieder mehr Menschen in Deutschland mit dem Coronavirus infizierten – zunehmend normalisiert sich die Lage bei der Bahn, die Fernzüge werden wieder voller. „Wir fahren derzeit täglich 300.000 Reisende durch Deutschland und angrenzende Nachbarländer“, sagte Michael Peterson, Vorstandsvorsitzender von DB Fernverkehr, der „Wirtschaftswoche“. „Damit liegen wir im Fernverkehr bei Fahrgästen und Umsatz bereits bei drei Viertel im Vergleich zur Vor-corona-zeit 2019.“
Weil die Bahn auch während der Lockdown-phasen ihr Angebot weitgehend aufrechterhalten hatte, fuhr sie in der Pandemie ein Milliarden-minus ein. Allein im ersten
Halbjahr 2021 summierte sich das Minus bei dem Staatskonzern auf 1,4 Milliarden Euro. Im kommenden Jahr will die hoch verschuldete Bahn wieder schwarze Zahlen schreiben.
Preise für Fahrkarten und Bahncards steigen
Das ab Mitte Dezember deutlich verbesserte Angebot geht jedoch mit höheren Preisen einher. Ab dem Fahrplanwechsel kosten Fernverkehrstickets im Durchschnitt 1,9 Prozent mehr. Wer bis zum 11. Dezember bucht, zahlt nach Bahn-angaben noch die alten Preise. Danach sind die Fahrkarten dann teurer.
Die Deutsche Bahn verteuert auch die Bahncards 25, 50 und 100 – und zwar im Schnitt um 2,9 Prozent. Bei den Bahncards 25 und 50 handele es sich um die erste Erhöhung seit sieben Jahren. Ebenfalls um 2,9 Prozent verteuern sich die Flexpreise und Streckenzeitkarten für Pendlerinnen und Pendler. Fahrkarten für Weihnachten und Silvester sind seit Mitte Oktober erhältlich.