Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
Raus aus der eigenen Höhle
Sich zurückziehen und möglichst niemanden treffen: Genau das sollten die Menschen tun, als vor etwa 18 Monaten die Corona-krise bei uns begann. Jetzt werden die Regeln immer weiter gelockert. Doch manchen fällt es schwer, wieder in ihr Leben vor Corona zurückzufinden. „Sie bleiben in ihrem Schneckenhaus stecken“, beschreibt der Fachmann Ulrich Stangier das. Man nennt dieses Verhalten auch Cave-syndrom. Cave ist das englische Wort für Höhle.
Gemeint ist damit vor allem, dass es ihnen schwerfällt, Treffen mit anderen Leuten zu genießen. „Wir haben uns daran gewöhnt, dass es wenig sozialen Austausch gibt“, sagt Ulrich Stangier.
„Wir haben gelernt, Lust und Freude bei anderen Aktivitäten
des Alltags zu empfinden.“Deshalb schauen einige Menschen lieber weiterhin Filme zu Hause als sich fürs Kino zu verabreden.
Mit Befragungen will Ulrich Stangier herausfinden, wie vielen es so geht. Er arbeitet an der Universität in der Stadt Frankfurt am Main im Bereich Psychologie. Das heißt, dass er sich vor allem mit dem Verhalten von Menschen auseinandersetzt. Zum Beispiel hat er sich während der Pandemie mit der Angst vor Corona beschäftigt und was man dagegen tun kann.
Das Cave-syndrom sei übrigens keine Krankheit, beruhigt er. Er geht außerdem davon aus, dass sich die Menschen nicht immer so verhalten werden. Der Fachmann sagt: Die meisten Menschen schaffen es innerhalb von zwei bis drei Monaten aus ihrer Höhle.