Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Raus aus der eigenen Höhle

- Von Sandra Trauner und Rebecca Krizak

Sich zurückzieh­en und möglichst niemanden treffen: Genau das sollten die Menschen tun, als vor etwa 18 Monaten die Corona-krise bei uns begann. Jetzt werden die Regeln immer weiter gelockert. Doch manchen fällt es schwer, wieder in ihr Leben vor Corona zurückzufi­nden. „Sie bleiben in ihrem Schneckenh­aus stecken“, beschreibt der Fachmann Ulrich Stangier das. Man nennt dieses Verhalten auch Cave-syndrom. Cave ist das englische Wort für Höhle.

Gemeint ist damit vor allem, dass es ihnen schwerfäll­t, Treffen mit anderen Leuten zu genießen. „Wir haben uns daran gewöhnt, dass es wenig sozialen Austausch gibt“, sagt Ulrich Stangier.

„Wir haben gelernt, Lust und Freude bei anderen Aktivitäte­n

des Alltags zu empfinden.“Deshalb schauen einige Menschen lieber weiterhin Filme zu Hause als sich fürs Kino zu verabreden.

Mit Befragunge­n will Ulrich Stangier herausfind­en, wie vielen es so geht. Er arbeitet an der Universitä­t in der Stadt Frankfurt am Main im Bereich Psychologi­e. Das heißt, dass er sich vor allem mit dem Verhalten von Menschen auseinande­rsetzt. Zum Beispiel hat er sich während der Pandemie mit der Angst vor Corona beschäftig­t und was man dagegen tun kann.

Das Cave-syndrom sei übrigens keine Krankheit, beruhigt er. Er geht außerdem davon aus, dass sich die Menschen nicht immer so verhalten werden. Der Fachmann sagt: Die meisten Menschen schaffen es innerhalb von zwei bis drei Monaten aus ihrer Höhle.

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