Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
Grüner Anstrich oder nachhaltig?
Öko, bio, Mehrweg – eine Verbraucherschützerin entlarvt drei Mythen
Ein umweltfreundlicher Lebensstil ist vielen Menschen wichtig. Doch nicht alle Behauptungen zum Thema Nachhaltigkeit sind wahr. Drei Beispiele.
Regional ist immer klimafreundlich
Kurze Transportwege sind in jedem Fall klimaschonend. Doch nicht alles, was als regional verkauft wird, stammt auch aus der unmittelbaren Umgebung. „Ein Produkt kann auch als regional gekennzeichnet werden, wenn es 500 Kilometer Transportweg hinter sich hat,“erklärt Eva Hage von der Verbraucherzentrale Berlin. Denn der Regional-begriff an sich ist nicht geschützt. Man müsse daher immer genau hinschauen, wo Produkte tatsächlich herkommen, sagt die Expertin.
Sehr viel nachhaltiger wird der Einkauf allerdings, wenn neben der Regionalität auch die Saisonalität beachtet wird. Außerhalb der Saison gedeihen viele Obst- und Gemüsesorten nur in Gewächshäuverbands sern, wodurch hohe C02-emissionen entstehen. Wird saisonal und regional eingekauft, wirkt sich das positiv auf die Ökobilanz aus.
Bioplastik ist nachhaltig
Bioplastik ist nicht gleich Bioplastik. „Man muss unterscheiden zwischen biobasiertem und biologisch abbaubarem Kunststoff“, sagt Verbraucherschützerin Hage. Biobasiert bedeutet zunächst nur, dass die Materialien zu Teilen aus Biomasse, wie Mais oder Zuckerrohr, bestehen. „Am Ende entsteht dabei aber der gleiche schwer abbaubare Kunststoff wie aus Erdöl“, sagt sie. Biologisch abbaubare Kunststoffe hingegen, die aus Erdöl oder Biomasse hergestellt sein können, zersetzen sich zwar schneller als herkömmliche, aber auch die dafür benötigte Zeit überschreitet die Lagerungszeit in den Kompostieranlagen. Außerdem sind die Kunststoffe nicht recyclingfähig, weswegen sie am Ende ebenfalls in der Müllverbrennung landen. Biokunststoffe sind daher nicht unbedingt besser. Die nachhaltigere Alternative? Recyclingfähige Verpackungen.
Tüten – Papier ist besser als Plastik
Grundsätzlich gilt: Einwegtüten sind nicht nachhaltig, egal, ob sie aus Papier oder Plastik bestehen. Tatsächlich ist die Ökobilanz von Papier sogar schlechter als die von Plastiktüten, erläutert Hage. Grund: Der hohe Energieverbrauch in der Produktion und der Materialeinsatz. Doch auch wenn Papiertüten die schlechtere Co2-bilanz haben, verursachen Plastikbeutel nur schwer entsorgbaren Müll. Die Expertin rät zu wiederverwendbaren Beuteln und Taschen. Diese sollten dann aber auch wirklich mehrfach genutzt werden.