Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
Buch zur Mühlengeschichte fördert Neues zutage
Besitzer bekommt Publikation über Mühle als Geburtstagsgeschenk überreicht. OTZ leistete Beitrag zur Recherche
Eine Überraschung sollte es werden für den Besitzer der Steinermühle in Waltersdorf bei Berga. Zum Geburtstag wollte ihm seine Frau Carmen Reitberger ein ganz besonderes Geschenk machen. Sie engagierte den Buchautor und Kommunikationswirt Matthias Gerschwitz, um ein neues Buch über die Geschichte der Mühle herauszubringen.
„Alles fand im Geheimen statt“, erzählt Autor Matthias Gerschwitz. Im Mai trat er auch an die Ostthüringer Zeitung heran mit der Bitte, in den Archiven nach Fotos und Texten insbesondere zum Hochwasser 2013 zu suchen.
Zwei Fotos fanden Eingang in das Buch. Berichtet werden durfte selbstredend damals noch nicht darüber. „Es sollte doch ein Geburtstagsgeschenk für den Mühlenbesitzer werden“, so Gerschwitz. „Und es hat geklappt.
Alle haben dicht gehalten.“Gemeindeverwaltungen, Bürgermeister, Archive, Einheimische und eben der Autor wirkten mit an dem geheimen Projekt.
Buch enthält bisher unveröffentlichtes Material
Heraus gekommen ist ein Buch, dass einige bisher unveröffentlichte Dokumente enthält, die zur Erhellung der Geschichte beitragen und so manches fehlende Puzzleteil ergänzen. „Es war eine sehr spannende Recherche“, so der Autor. Schließlich sei das Tal des Öfteren vom Hochwasser heimgesucht worden. Grundlage für das neue Buchprojekt war das kleine Heft „Waltersdorf und seine Mühle“, das Frank Reinhold 1987 erstellt hatte.
Die Steinermühle in Waltersdorf zählt zu den ältesten Mühlen im Landkreis Greiz, „wenn sie nicht sogar die älteste Mühle ist“, heißt es im Buch.
In einem Lehnsbrief vom 9. Januar 1454 fand sie ihre erstmalige Erwähnung. „Weil dieser Lehnsbrief zwar schon mehrfach erwähnt, aber noch nie abgebildet wurde, habe ich die Quelle im Naumburger Domstiftsarchiv aufgesucht. Ein Foto des
Dokuments hat den Weg in das Buch gefunden“, sagt Mathias Gerschwitz.
Waltersdorf existierte vermutlich schon vor 1206
Es sei schon sehr faszinierend, solche alten Originale selbst in Augenschein zu nehmen und zu erforschen. Aber nicht nur die Geschichte der Mühle werde beleuchtet. „Durch das Buch soll die Geschichte der Region anhand dieses Gebäudes greifbar werden“, so der Autor. So ergründet Matthias Gerschwitz detektivisch, dass Walterdorf noch älter sein muss, als die Ersterwähnung von 1358. „In der Kirche wurde ein Siegel von einem Bischof Helmbert gefunden, der von 1191 bis 1206 amtierte. Eine Kirche ohne Gemeinde zu weihen, ist wenig sinnhaft.“Daher schlussfolgert der Autor, dass Waltersdorf schon vor 1206 existierte.
Dies sei nur ein Beispiel der Ergebnisse seiner Recherchen. Neun Monate habe er intensiv nachgeforscht. „Das hat mir wirklich Spaß gemacht. Ich habe mich regelrecht festgebissen daran“, sagt Gerschwitz. Warum? Nun, er sei eben ein historisch Interessierter. Zudem sei diese Gegend und die Steinermühle im Besonderen sehr schön. „Die Mühle ist ein steinerner Zeitzeuge mit wechselhafter Geschichte. Die jetzigen Besitzer Carmen Reitberger und Ralf Meyer-ahrens, die seit 1999 in der Mühle leben, haben sie unter Beibehaltung der historischen Bausubstanz und unter Verwendung regionaler Baustoffe mit viel Liebe zum Detail und hohem finanziellen Aufwand saniert“, sagt Gerschwitz. Ferienwohnungen sind entstanden. Für ihr Engagement erhielten die Besitzer 2018 den Denkmalschutzpreis des Landkreises Greiz.
Am Tag seines 60. Geburtstages sei Ralf Meyer-ahrens einigermaßen überrascht gewesen, als er das neue Buch von seiner Frau überreicht bekam. „Das hatte ich mir schon länger gewünscht, also war meine Freude darüber groß“, sagt Ralf Meyer-ahrens. Das Buch ist in der Steinermühle erhältlich oder im Buchhandel bestellbar.
„Die Steinermühle Waltersdorf und ihre Geschichte. Herausgegeben von Matthias Gerschwitz. Taschenbuch. 84 Seiten. Erschienen im Juni 2021. Zum Preis von zehn Euro erhältlich.