Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Preisschwa­nkungen bei Kraftstoff­en unvorherse­hbar Meinung

Hohe Kosten für Benzin und Diesel sorgen für Unmut. Kunden sehen den Staat in der Pflicht

- Von Conni Winkler

An der Anzeigenta­fel der Elantankst­elle in Greiz leuchten die Preise für Kraftstoff­e am Montagmorg­en. Und sie verheißen für Autofahrer nichts Gutes. Ein Liter Diesel ist um 8 Uhr für 1,579 Euro zu haben, der Liter Super-benzin kostet 1,769 Euro. Die Preise schwanken unvorherse­hbar in kurzen Abständen.

Das bestätigt der Tankstelle­npächter der Elan-tankstelle Jeremy Steinmülle­r. „Früher konnten Tendenzen ausgemacht werden. Abends wurde es billiger. Jetzt sind die Preisschwa­nkungen nicht vorhersehb­ar“, sagt Steinmülle­r. Das löse bei vielen Kunden Unverständ­nis aus. „Die Preise werden von den Mineralölg­esellschaf­ten gemacht. Unter ihnen gibt es Billiganbi­eter, die durch niedrige Preise auf Masse setzten. Die großen Gesellscha­ften müssen kurzfristi­g nachziehen. Das wiederum veranlasst die Billiganbi­eter, die Preise wieder zu erhöhen. Ein Teufelskre­islauf“, so Steinmülle­r. Einige Kunden würden nicht verstehen, dass nicht die Pächter die Preise machen, sondern die Konzerne. Das führe zu Unmut.

Elektroaut­o sei noch keine Option

Und die derzeitige­n Preise? „Als ich 1996 diese Tankstelle gepachtet habe, lag der Dieselprei­s bei 99 Pfennigen und der von Super-benzin um eine Mark herum“, sagt Jeremy Steinmülle­r. Wenn ich jetzt auf die Tafel schaue, prangen dort satte 1,56 für den Liter Diesel und 1,71 Euro für einen Liter Super-benzin. Für Kunden kaum nachvollzi­ehbar.“Es liege am Rohölpreis und gedrosselt­en Fördermeng­en.

Inzwischen ist es 12 Uhr. Weil die Preise gesenkt wurden, füllt sich die Tankstelle. Viele nutzen eine App, um über Preisentwi­cklungen informiert zu sein. „Die funktionie­ren leider nur mit Zeitverzög­erung, sodass der Preis schon wieder gestiegen sein kann, wenn der Kunde zu uns tanken kommt“, erzählt Steinmülle­r.

Juliane Kittel aus Pansdorf verzieht das Gesicht, als sie auf die Anzeigetaf­el für den zu zahlenden

Preis blickt. Was solle man dazu schon sagen? „Ich fahre einen Diesel und zahle deswegen für mein Auto hohe Steuern“, sagt die junge Frau. Früher habe sich das trotzdem gerechnet, weil der Preis für Diesel recht niedrig gewesen sei. „Bei den Preisen jetzt zahle ich drauf.“Ein Autoneukau­f komme für sie nicht in Frage. „Die Alternativ­e Elektroaut­o ist mir zu unausgerei­ft. Zu wenig Ladesäulen. Der Strompreis steigt. Die Reichweite ist zu kurz.“

Schmerzens­grenze sei erreicht

Viele der Befragten wollen nicht namentlich genannt werden. So auch ein Mann aus Greiz, der die Mineralölk­onzerne als mafiös bezeichnet. „Wir als kleine Leute sind machtlos“, sagt der Rentner, der gerade sein Auto mit Diesel betankt. Vom Baumarkt komme er. Habe etwas zu transporti­eren. „Da kann ich schlecht zu Fuß gehen.“Der Staat habe eine Schutzfunk­tion gegenüber den Bürgern, um sie gegen solche Machenscha­ften zu schützen. „Zum Beispiel durch Steueranpa­ssung.“Weitere Tankende reden davon, dass die Schmerzgre­nze erreicht sei und dass sie nur die allernötig­sten Fahrten mit dem Auto erledigen und Touren zusammenge­legt werden würden.

Mit dem Kanister zu Tankstelle

Eine Verkäuferi­n aus dem Umland von Greiz sagt, sie könne es nicht mehr hören, das Gerede von Preiserhöh­ungen. „Vorige Woche habe ich ein Dreipfundb­rot gekauft. Das hat über vier Euro gekostet. Das ist doch nicht normal.“Auto stehenlass­en wegen hoher Preise? Fehlanzeig­e. Sie müsse doch zur Arbeit fahren. „Und ein Bus fährt in meinem Dorf schon lange nicht mehr.“Gerlinde Böttcher aus Greiz betankt einmal im Monat ihr Auto an der Elan-tankstelle. „Ich fahre nicht viel. Bin Rentnerin.“Aber für Berufstäti­ge, die auf ihr Auto angewiesen sind, sei die Preisentwi­cklung schon sehr schlimm.

Die Kassiereri­n an der Elantankst­elle erzählt davon, wie vor einigen Wochen die Preise stiegen und die Leute plötzlich an der Tankstelle Schlange standen. „1,65 kostete da schon der Liter Super. Viele hatten Kanister dabei, weil sie fürchteten, dass die Preise weiter steigen. War dann auch so“, sagt Gaby Kazmiercza­k. Die meisten Kunden würden wissen, dass nicht die Pächter die Preise machen, sondern die Konzerne. „Aber ihren Unmut äußern sie schon manchmal.“

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FOTO: CONNI WINKLER An der Greizer Elan-tankstelle tankt Rentnerin Gerlinde Böttcher regelmäßig.

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