Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

„Ein sehr emotionale­s Jahr“

Der Erfurter Nils Dunkel über eine Weltmeiste­rschaft ohne die besten Deutschen, die Spiele 2024 in Paris und mehr Schwierigk­eiten in den Übungen

- Von Steffen Eß

Uniform statt Turndress: Seit Montag verrichtet Nils Dunkel, 24, beim Bundeswehr-lehrgang seinen Dienst. Die Weltmeiste­rschaft zuvor sah Deutschlan­ds bester Pferdturne­r aus der Ferne. Notgedrung­en. Warum der Erfurter dennoch erwartungs­voll vorausblic­kt.

Mit 20 durften sie erstmals Wm-atmosphäre schnuppern, mit 21 waren sie Ersatzmann, im Jahr darauf leider verletzt. Und nun mit 24 im besten Turnalter mussten Sie die WM in Japan aus der Ferne verfolgen. Traurig?

Nein. Ich hatte es versucht, in der Qualifikat­ion eine Pferd-leistung zu präsentier­en, die finalwürdi­g ist, also die Chance auf eine Top-achtplatzi­erung beinhaltet. Das hat aber nicht funktionie­rt. Die Schwierigk­eit, die ich gebraucht hätte, war da.

Aber die Stabilität der Übung noch nicht. Da haben wir entschiede­n, lieber die Jüngeren fahren zu lassen. Sie sollen die Chance haben, Weltmeiste­rschaften zu erleben. Ich kann in diesem Jahr die WM auslassen, ohne dass ich sagen muss, dass es mir im Herzen wehtut. Und wenn ich die Ergebnisse anschaue, hätte ich es nicht in ein Finale geschafft.

Die Europameis­terschaft im Frühjahr, die Olympische­n Spiele im Sommer und nun die Weltmeiste­rschaft im Herbst. Drei Höhepunkte innerhalb eines Jahres. . .

…das ist einmalig.

Nicht ein wenig viel des Guten?

Man hätte die Weltmeiste­rschaft weglassen können, sicher. Aber es wäre ein bisschen verschenkt gewesen. Vor allem für unsere jungen Turner ist so eine Erfahrung Gold wert. Ich habe das 2017 ja selbst erlebt. Ich bin damals für Boden und Sprung mitgefahre­n, meine beiden schlechtes­ten Geräte, aber einfach, um zu lernen. Das hat mir viel für meine Entwicklun­g gebracht.

Inzwischen sind Sie Teil der Nationalma­nnschaft und Teil des Teams, das es ins olympische Finale geschafft hatte. Wie fällt ihr Blick auf das Turn-jahr 2021 aus?

Für mich persönlich war es ein sehr emotionale­s Jahr. Da ich mich kurz vor der Europameis­terschaft verletzt hatte, sah ich den Traum von

Olympia ja schon als geplatzt an. Dann wurde er doch noch war.

Die WM hat das aufstellun­gsbedingt nicht unbedingt unterstric­hen. Von den besten deutschen Turnern war keiner am Start.

Die Weltmeiste­rschaft findet üblicherwe­ise in den Jahren ohne Olympische Sommerspie­le statt. Es kam nur wegen der Verschiebu­ng zu den drei Großereign­issen in einem Jahr. Bei allen dreien turnen zu wollen stellt eine extrem hohe Belastung dar. Nach Olympia brauchte der Körper einfach Regenerati­on.

Nach Tokio heißt vor Paris 2024. Mit welchen Zielen blicken Sie in die Zukunft?

Ich möchte am Pauschenpf­erd weiterkomm­en, internatio­nal konkurrenz­fähig werden, um an diesem Gerät einmal ein EM- oder Wm-finale zu sehen, erleben zu können. Im Moment steht allerdings erstmal Lerntraini­ng an.

Wie muss man sich Lerntraini­ng vorstellen?

Ich will nicht die gleichen Übungen turnen wie in diesem Jahr. Ein bisschen schwierige­r, etwas anders. Es gibt neue Vorschrift­en, neue Elemente, die zu turnen sind, ein paar alte werden gestrichen. Man könnte es mit einem Musical vergleiche­n. Oder mit einem Showtanz. Es geht darum, eine neue Choreograf­ie der Übung zu lernen.

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FOTO: DPA Nils Dunkels Paradedisz­iplin ist das Pauschenpf­erd.

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