Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
„Ein sehr emotionales Jahr“
Der Erfurter Nils Dunkel über eine Weltmeisterschaft ohne die besten Deutschen, die Spiele 2024 in Paris und mehr Schwierigkeiten in den Übungen
Uniform statt Turndress: Seit Montag verrichtet Nils Dunkel, 24, beim Bundeswehr-lehrgang seinen Dienst. Die Weltmeisterschaft zuvor sah Deutschlands bester Pferdturner aus der Ferne. Notgedrungen. Warum der Erfurter dennoch erwartungsvoll vorausblickt.
Mit 20 durften sie erstmals Wm-atmosphäre schnuppern, mit 21 waren sie Ersatzmann, im Jahr darauf leider verletzt. Und nun mit 24 im besten Turnalter mussten Sie die WM in Japan aus der Ferne verfolgen. Traurig?
Nein. Ich hatte es versucht, in der Qualifikation eine Pferd-leistung zu präsentieren, die finalwürdig ist, also die Chance auf eine Top-achtplatzierung beinhaltet. Das hat aber nicht funktioniert. Die Schwierigkeit, die ich gebraucht hätte, war da.
Aber die Stabilität der Übung noch nicht. Da haben wir entschieden, lieber die Jüngeren fahren zu lassen. Sie sollen die Chance haben, Weltmeisterschaften zu erleben. Ich kann in diesem Jahr die WM auslassen, ohne dass ich sagen muss, dass es mir im Herzen wehtut. Und wenn ich die Ergebnisse anschaue, hätte ich es nicht in ein Finale geschafft.
Die Europameisterschaft im Frühjahr, die Olympischen Spiele im Sommer und nun die Weltmeisterschaft im Herbst. Drei Höhepunkte innerhalb eines Jahres. . .
…das ist einmalig.
Nicht ein wenig viel des Guten?
Man hätte die Weltmeisterschaft weglassen können, sicher. Aber es wäre ein bisschen verschenkt gewesen. Vor allem für unsere jungen Turner ist so eine Erfahrung Gold wert. Ich habe das 2017 ja selbst erlebt. Ich bin damals für Boden und Sprung mitgefahren, meine beiden schlechtesten Geräte, aber einfach, um zu lernen. Das hat mir viel für meine Entwicklung gebracht.
Inzwischen sind Sie Teil der Nationalmannschaft und Teil des Teams, das es ins olympische Finale geschafft hatte. Wie fällt ihr Blick auf das Turn-jahr 2021 aus?
Für mich persönlich war es ein sehr emotionales Jahr. Da ich mich kurz vor der Europameisterschaft verletzt hatte, sah ich den Traum von
Olympia ja schon als geplatzt an. Dann wurde er doch noch war.
Die WM hat das aufstellungsbedingt nicht unbedingt unterstrichen. Von den besten deutschen Turnern war keiner am Start.
Die Weltmeisterschaft findet üblicherweise in den Jahren ohne Olympische Sommerspiele statt. Es kam nur wegen der Verschiebung zu den drei Großereignissen in einem Jahr. Bei allen dreien turnen zu wollen stellt eine extrem hohe Belastung dar. Nach Olympia brauchte der Körper einfach Regeneration.
Nach Tokio heißt vor Paris 2024. Mit welchen Zielen blicken Sie in die Zukunft?
Ich möchte am Pauschenpferd weiterkommen, international konkurrenzfähig werden, um an diesem Gerät einmal ein EM- oder Wm-finale zu sehen, erleben zu können. Im Moment steht allerdings erstmal Lerntraining an.
Wie muss man sich Lerntraining vorstellen?
Ich will nicht die gleichen Übungen turnen wie in diesem Jahr. Ein bisschen schwieriger, etwas anders. Es gibt neue Vorschriften, neue Elemente, die zu turnen sind, ein paar alte werden gestrichen. Man könnte es mit einem Musical vergleichen. Oder mit einem Showtanz. Es geht darum, eine neue Choreografie der Übung zu lernen.